Bild-Leser wissen mehr, titelte Deutschlands führendes Boulevardblatt vor einigen Jahren. Nutzer des Onlineauftritts Bild.de sind sogar noch besser informiert – denn unter den Beiträgen gibt es „mehr aus dem Netz“. Dort war unlängst eine Apothekensuche zu finden.
„Mehr aus dem Netz“ gehört zu den Werbeformaten auf Bild.de. Klickt man als Nutzer auf den Beitrag, gelangt man über einen Link des Werbedienstleisters Outbrain auf eine neue Website, wo dann die gewünschten Inhalte ausgespielt werden. Der US-Konzern gibt seinen Kunden in Richtlinien vor, welche Formate als Zielseite akzeptiert sind und welche nicht.
Da Native Advertising oder Content Marketing, so die Fachbegriffe, umso besser funktionieren, je neutraler und redaktioneller der Content daher kommt, leiten die meisten Links auf Landing Pages mit Blog-Charakter weiter. Vorteile dieser Werbung: Die Banner können mit einfachsten Mitteln produziert und nach Klicks abgerechnet werden. Bei der Weiterleitung an Versandapotheken kann sogar gemessen werden, wie viele Besucher tatsächlich die Produkte gekauft haben.
Aktuell nutzt GlaxoSmithKline (GSK) das Format, um auf verschiedene Mundhygieneprodukte hinzuweisen. „Zahnfleischentzündung kann gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben“, heißt es in einem Beitrag. Hier werden die Nutzer auf die Website Apothekensuche.de weitergeleitet, wo es weitere Informationen zum Thema gibt. „Zahnfleischbluten ignorieren? Lieber nicht!“
Erklärt werden aber nicht die Hintergründe, mit Chlorhexamed wird auch gleich das passende Produkt empfohlen. Auch erwerben kann man die Mundspüllösung über die Website, gleich mehrfach gibt es den Aufruf „Jetzt kaufen“. Drei Versandapotheken werden als Premiumpartner an oberster Stelle beworben, allerdings wechseln die Platzierungen bei jedem Aufruf. Zwei Dutzend Versender werden außerdem unter „Weitere Online-Apotheken“ samt Logo aufgelistet und ebenfalls ihrem jeweiligen Produktangebot verlinkt.
Wer lieber vor Ort kaufen will, kann sich auch Apotheken vor Ort anzeigen lassen. Dazu muss man die Postleitzahl eingeben, dann bekommt man eine Übersicht.
Für das nicht apothekenpflichtige Sortiment gibt es ein ähnliches Konzept. „Tipps und Tricks bei schmerzempfindlichen Zähnen“, heißt es auf Bild.de. Weiter geht es auf die Website Drogeriesuche.de. Hier wird auf den Duo-Effekt von Sensodyne hingewiesen. Zum Kauf angeboten wird die Zahncreme dann über den Webshop der Drogeriekette dm.
Ebenfalls auf Drogeriesuche.de führt der Beitrag: „So bringen Sie Ihr Kind zum Zähneputzen.“ Hier werden „Milchzahnexperten“ für die Kinderzahncreme von Odol-med3 und die Kinderzahnbürste der Marke Dr. Best. Auch hier können die Produkte einzeln oder im Bundle über dm gekauft werden.
Weder Apothekensuche.de noch Drogeriesuche.de sind außerhalb der Kampagnen direkt ansteuerbar. „Coming soon“, heißt es nur. Hinter beiden Websites steht die Münchner Agentur The Smart Way. Firmenchef Sebastian Seydak plant nicht, die beiden Adressen über das bisherige Konzept hinaus zu nutzen.
Seydak gehört mit seiner Agentur Ellusion zu den führenden Anbietern im Digitalbereich. Zahlreiche OTC-Hersteller gehören zu den Kunden, darunter Abbott, Hermes, Hevert, Hexal/Sandoz, Klosterfrau, Medice, Merck, Schwabe sowie Winthrop/Zentiva. Im Fall von Nicotinell (GSK) arbeitet Ellusion für die Website Nicht-rauchen-kann.de mit der Burda-Tochter Mylife zusammen.
Bei der Weiterleitung an Versandapotheken ist Ellusion nach eigenen Angaben führend: Im vergangenen Jahr wurden demnach über die „Buy Now“ Lösung rund 25 Million Deutsche erreicht.
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