Das Softwarehaus Optipharm kämpft um seine wirtschaftliche Existenz. Am 13. Juli wurde beim Amtsgericht Frankfurt/Oder ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet. Geschäftsführer Dr. Michael Schönfelder ist aber überzeugt, sein Unternehmen wieder in die Spur bringen zu können. Die Apotheken wurden sämtlich persönlich informiert.
Rechtsanwalt Falk Eppert aus Templin wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Seine Kanzlei hat ein Anderkonto für Optipharm eingerichtet. Nur Zahlungen auf dieses Konto haben für die Kunden des Softwarehauses schuldbefreiende Wirkung. „Den Schuldnern der Schuldnerin (Drittschuldnern) wird verboten, an die Schuldnerin zu zahlen“, heißt es in der öffentlichen Bekanntmachung. Auch hierüber seien die Apotheken informiert worden, heißt es von der Kanzlei.
Doch Schönfelder hatte es sich nicht nehmen lassen, bei allen rund 150 Kunden persönlich anzurufen und die Lage zu erklären. Er sucht die Apotheken zu beruhigen und bei der Stange zu halten. Bislang scheint das zu gelingen. Die persönliche Bindung zu dem inhabergeführten Softwarehaus eines Kollegen dürfte bei vielen Apothekern besonders groß sein. „Wir werden einen Weg finden, wie es weitergeht“, sagte er gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Auch die Kanzlei beschwichtigt. Zunächst handele es sich um ein vorläufiges Insolvenzverfahren. Und selbst eine Insolvenz bedeute nicht zwangsläufig, dass der Geschäftsbetrieb eingestellt werde. Bisher tritt Eppert nur als vorläufiger Verwalter auf und ist damit ermächtigt, „Auskünfte bei Dritten, insbesondere Banken, Versicherungsgesellschaften, Behörden, Gerichten und Staatsanwaltschaften einzuholen“.
Die Software läuft in den Apotheken noch ganz normal. Eine Apotheke aus dem Kundenkreis berichtet, dass die Preisänderungsdienste und Aktualisierung der Angebote wie gewohnt funktionieren. Auch diese Inhaberin will zunächst abwarten, wie sich die Dinge bei Optipharm entwickeln.
Die Konkurrenz hat naturgemäß weniger Geduld: Die Optipharmkunden werden gezielt angegangen. Ein Wechsel der Software, argumentiert der Vertrieb mitunter, brauche bis zu acht Wochen Vorlaufzeit. Auch wenn das sicherlich hoch gegriffen ist – über Nacht stellen Apotheken ihr EDV-System in der Regel nicht um. Eine Übernahme von Optipharm durch einen Konkurrenten scheint dagegen ausgeschlossen. Dafür ist das Softwarehaus mit 150 Kunden zu klein, einige sprechen gar von nur noch 120.
Optipharm wurde 1990 von Schönfelder und Anne-Kathrin Wohlrabe in Frankfurt/Oder gegründet. Schon bei der Interpharm in Leipzig stellten die beiden Pharmazeuten ihr Produkt vor, 1992 bei der Expopharm in München. Weitere Meilensteine nach Unternehmensangaben waren 1992 die aktive Mitwirkung bei der Entwicklung des manuellen Externen Lagers, damals Pharma Jet Systems, sowie 1996 die Anbindung des ersten Kommissionierautomaten „Pharma Shuttle“ Deutschlands.
2001 wurde das Warenmanagement zur Background-Rationalisierung entwickelt, 2007 die FlexKasse mit dem Schwerpunkt wirtschaftliches Verkaufen. Im Jahr 2010 folgte die Markteinführung von Optipharm NewLine. Seit 2003 ist Optipharm auch in Österreich aktiv.
Der EDV-Markt für Apotheken hat sich in den vergangenen Jahren konsolidiert: Nach dem Zusammenschluss der VSA Apothekensysteme und Pro Medisoft zu Awinta im Jahr 2009 hat der Marktführer 2015 auch noch den Konkurrenten Asys übernommen. Awinta gehört zur apothekereigenen Noventi-Gruppe, Lauer-Fischer zu CompuGroup Medical (CGM). ADG ist eine Tochterfirma von Phoenix. Pharmatechnik ist im Besitz von Firmengründer Dr. Detlef Graessner.
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