Apothekenpreise: Truw kritisiert TV-Beitrag scharf APOTHEKE ADHOC, 04.11.2019 18:10 Uhr
Hohe Apotheken- versus günstige Drogeriepreise für scheinbar identische freiverkäufliche Arzneimittel – das war der Inhalt einer Sendung des Hessischen Rundfunks (hr) Ende Oktober. Der Truw-Eigentümer Med Pharma Services kritisiert jetzt in einem offenen Brief an den Intendanten und die Fernsehdirektorin des Senders sowie den Deutschen Journalistenverband den Beitrag als wertend sowie falsch und erklärt die Unterschiede.
In der Sendung „die Ratgeber“ nahm der hr unter anderem Hustensaft, Erkältungstees und Meerwassernasenspray unter die Lupe. Dabei ging es um Preis und Inhaltsstoffe. Als Experte trat Professor Dr. Gerd Glaeske auf. Verglichen wurde unter anderem der Spitzwegerich Hustensaft V der Rossmann-Eigenmarke Altapharma (0,95 Euro/100 ml) mit Broncho-Sern Sirup von Truw aus der Apotheke (6,60 Euro/100 ml).
Die Med Pharma-Geschäftsführer Andreas und Stefan Thenn, die 2017 das gesamte Produktportfolio von Truw Arzneimittel gekauft haben, betonen in dem offenen Brief, dass die Produkte nicht vergleichbar seien. Das Drogerieprodukt sei stärker verdünnt und habe eine geringere empfohlene Tagesdosis. „Ein reiner Vergleich auf Basis Preis/ml ist damit in hohem Maße unwissenschaftlich und wettbewerbsverzerrend“, heißt es in dem Schreiben.
Es handele sich um eine „grobe Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht“. Dem Zuschauer würden „wichtige Informationen vorenthalten und daraus abgeleitet Falschinformationen präsentiert. Und das in einem Format, das für sich in Anspruch nimmt, die Bürger zu informieren.“ Zu Beginn habe die Moderatorin angekündigt: „Wir gucken da heute genau hin, wie sich die Preise bei freiverkäuflichen Medikamenten unterscheiden.“
Der Beitrag differenziere nicht zwischen den Ergebnissen des Preisvergleichs der einzelnen Produkte und der Apotheke als Ort der Abgabe. „Unkommentiert werden Aussagen stehengelassen wie ‚ich finde es eine Frechheit, dass man - so gesehen – abgezogen wird in der Apotheke‘“, hießt es weiter. Der Sender hatte mehrere Passanten zu den Preisen und Inhaltsstoffen der Produkte befragt. Der Beitrag stelle explizit heraus, dass der Laie keinen Unterschied erkennen könne. „Das ist der Grund, warum es Apotheken gibt: Hier arbeiten ausgebildete Fachleute, die den Unterschied erkennen und den Kunden auch bei einem vermeintlich einfachen Präparat wie zum Beispiel Hustensaft beraten können.“
Med Pharma wirft dem Sender üble Nachrede vor: „Für den hessischen Rundfunk als gebührenfinanzierte Anstalt des öffentlichen Rechts können wir nur schwer nachvollziehen, wie eine derartige Diffamierung eines so wichtigen Berufsstandes ohne Einordnung gesendet werden kann.“ Apotheker studierten immerhin viele Jahre dafür, den menschlichen Körper und entsprechende Auswirkungen von Arzneimitteln zu verstehen. „Eine Ausbildung zum Drogisten transportiert in viel kürzerer Zeit Wissen, das einen ganz anderen Schwerpunkt hat.“
In den vergangenen Jahre sei es „gängige Praxis geworden besonders billige Produkte in Ratgebermagazinen vorteilhaft darzustellen. Ob das pauschal die Interessen der Verbraucher widerspiegelt sei dahingestellt. Mit schlecht recherchierten Falschinformationen bewährte Produkte und die Apotheke als wichtiges Element der Gesundheitsversorgung zu schäldigen, kann nicht im Interesse der Verbraucher sein.