Die Entwicklung im Apothekenmarkt erinnert in den ersten sechs Monaten an eine Achterbahnfahrt: Während es im Januar, März und Mai kräftige Umsatzzuwächse zwischen 8 und 12 Prozent gab, herrschte im Februar Stagnation und im April gab es eine Umsatz- und Absatzeinbuße. Der Juni zeigte sich mit plus 3 Prozent wieder normal. Die Schwankungen sind nach dem Marktbericht von QuintilesIMS im Wesentlichen auf die unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen im Jahresvergleich zurückzuführen. Am auffälligsten im ersten Halbjahr 2017 ist das erneut starke Wachstum des OTC-Versandhandels. Besonders kräftig legten hier Gesundheitsmittel zu.
Im ersten Halbjahr 2017 legte der Umsatz im Pharma-Gesamtmarkt von Kliniken und Apotheken um rund 5 Prozent zu. Insgesamt wurden 48,5 Milliarden Zähleinheiten Tabletten, Portionsbeutel und Injektionen im Wert von 20 Milliarden Euro an Patienten abgegeben. Dabei wuchs der Umsatz des Klinikmarktes mit plus 7 Prozent deutlich kräftiger als in Apotheken. Grund dafür ist vor allem der Einsatz neuer und teurerer Onkologika.
Gut die Hälfte des Umsatzvolumens von rund 2,7 Milliarden Euro in Kliniken entfällt auf die führenden zehn Präparategruppen, die in Summe um 8 Prozent zulegen. Zu den Gruppen mit nennenswertem Wachstum zählen laut QuintilesIMS verschiedene onkologische Therapien: Monoklonale Antikörper (+16 Prozent), Antineoplastika (+8 Prozent), Immunsuppressiva (+8 Prozent), polyvalente Immunglobuline zur intravenösen Verabreichung (+15 Prozent) sowie ophthalmologische antineovaskuläre Produkte (+26 Prozent).
Der Umsatz im Apothekenmarkt legte im ersten Halbjahr 2017 um 4 Prozent auf 17 Milliarden Euro zu. Die Umsatzangabe bezieht sich hier auf die Abgabepreise der Hersteller ohne die Margen des Großhandels und der Apotheken. Der Packungsabsatz stagnierte bei 800 Millionen. Innerhalb der nach Umsatz führenden zehn Präparategruppen im Apothekenmarkt erreichten verschiedene Krebstherapeutika die höchsten Zuwächse. Der starke Rückgang bei innovativen Hepatitis C-Therapeutika (-24 Prozent) bremste die Umsatzentwicklung.
Laut QuintilesIMS stagnierte im ersten Halbjahr 2017 die Mengenentwicklung bei rezeptfreien Präparaten. Insgesamt gingen 430 Millionen OTC-Packungen über die HV-Tische oder den Versandhandel an Verbraucher. Der Umsatz legte um gut 2 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zu.
Dank einer ausgeprägten Erkältungssaison zum Jahresbeginn verbuchen einige Präparategruppen ein überdurchschnittliches Mengenwachstum wie topische Schnupfenmittel mit plus 4 Prozent, Halsschmerzmittel (plus 3 Prozent) sowie Husten-/Erkältungspräparate mit plus 8 Prozent. Weitere absatzstarke Gruppen wie Schmerzmittel (-3 Prozent), Immunstimulantien (V03X; -5 Prozent) oder topische Antirheumatika (-5 Prozent) mussten hingegen Einbußen hinnehmen.
Allerdings befand sich der Versandhandel mit OTC-Produkten trotzdem im ersten Halbjahr 2017 weiter im Aufwind. Der OTC-Versand-Umsatz stieg um 11 Prozent auf 866 Millionen Euro, der Absatz legte um 7 Prozent auf 80 Millionen Packungen zu. Die höchsten Steigerungsraten verbuchen laut QuintilesIMS die Sparten Gesundheitsmittel wie künstliche Tränen, Magnesiumpräparate und Hautschutzmittel sowie Kosmetik-/Körperpflegeprodukte mit niedrig zweistelligem Zuwachs.
Die GKV-Arzneimittelausgaben abzüglich des Apothekenabschlags und der Herstellerabschläge stiegen im ersten Halbjahr 2017 wie schon vom DAV in seinen Frühinformationen gemeldet laut QuintilesIMS um 3,2 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro. Diese Angaben beziehen auf die Apothekenabgabepreise.
In Fortsetzung bisheriger Entwicklungen erhöhen sich weiterhin die Ausgaben für innovative Therapien gegen Krebs, schwere Erkrankungen des Immunsystems und zur Schlaganfall- und Thromboseprophylaxe. Kostensenkend wirkt sich der weitere Rückgang der Ausgaben für innovative Hepatitis C-Therapien aus.
In den ersten sechs Monaten 2017 stiegen die Herstellerzwangsabschläge um 13 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Durch den Apothekenabschlag von 1,77 Euro auf jede zu Lasten von GKV-Versicherten abgegebene rezeptpflichtige Packung ergab sich für die GKV in den ersten sechs Monaten ein Einsparvolumen von 568 Millionen Euro. Die Summe der Apothekennachlässe stagniert im ersten Halbjahr 2017 analog zur Absatzentwicklung in der Apotheke (-0,5 Prozent).
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