Die Freigabe der Rx-Boni durch das EuGH-Urteil hat noch zu keiner messbaren Abwanderung von Patienten zu ausländischen Versandapotheken geführt. In der Oktober-Statistik von QuintilesIMS hinterlässt die Aufhebung des Boni-Verbots keine erkennbaren Spuren. Der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln dümpelt weiter vor sich hin. Einen abrupten Anstieg seit dem 19. Oktober gibt es nicht.
Unmittelbar nach dem EuGH-Urteil hatten DocMorris und Europa Apotheek Venlo (EAV) ihre Boni wieder scharf geschaltet und mit Werbung darauf aufmerksam gemacht. DocMorris bietet bis zu 12 Euro Bonus pro Rezept, die EAV sogar bis zu 30 Euro. In den Oktober-Daten für den Rx-Versandhandel gibt aber es keinen Hinweis darauf, dass die Kunden scharenweise bei ausländischen Versendern ordern. Die Zahl der über den Versandhandel abgegebenen Rx-Packungen bewegt sich mit 666.000 Einheiten weiterhin im Normalbereich. Nach Angaben von QuintilesIMS spiegelt sich in dieser Zahl auch die Entwicklung der ausländischen Versandapotheken wider.
Von Januar bis einschließlich Oktober schwankte die Rx-Abgabe um 620.000 Packungen monatlich, wobei im Mai mit 595.000 Packung der niedrigste Wert und im April mit 731.000 Packungen der höchste Wert erzielt wurde. Aus diesen Zahlen ließen sich noch keine Rückschlüsse auf die Wirkung der Boni-Vergabe auf das Verbraucherverhalten ziehen, so QuintilesIMS.
Insgesamt setzt der Versandhandel allerdings seinen Wachstumskurs fort: Der Versandhandel mit rezeptfreien Arznei- und Gesundheitsmitteln wuchs von Januar bis Oktober um 15 Prozent nach Umsatz und um 12 Prozent nach Absatz. Etwas mehr als die Hälfte des Umsatzes und zwei Drittel aller Packungen entfallen auf Arzneimittel. Danach folgen Gesundheitsmittel und Kosmetik-/Körperpflegeprodukte mit 23 Prozent und 16 Prozent Umsatzanteil, während auf Medizin- und Ernährungsprodukte jeweils nur ein geringer Anteil entfällt.
Die absatzstärksten Gruppen im OTC-Versandhandel wuchsen in den ersten zehn Monaten 2016 überwiegend im niedrig zweistelligen Bereich. Besonders die Nachfrage nach Vitaminen/ Mineralstoffen/Nahrungsergänzungsmitteln sowie nach Produkten aus der Sammelkategorie Verschiedenes, darunter Homöopathika und Jodpräparate, stieg mit jeweils 17 Prozent deutlich an. Insgesamt wurden frei verkäufliche Produkte im Wert von 1,3 Milliarden Euro geordert.
Das Arzneimittelgeschäft in den Vor-Ort-Apotheken war im Oktober nach Menge und Wert rückläufig rückläufig: Es gingen 134 Millionen Packungen (minus 4 Prozent) im Wert von 2,8 Milliarden Euro (Herstellerabgabepreise, ApU; minus 2 Prozent) an Patienten. Dabei ist laut QuintilesIMS aber zu berücksichtigen, dass der Monat je nach Bundesland zwei bis drei Arbeitstage weniger hatte als der Oktober 2015.
Im Zeitraum der ersten zehn Monate verbucht der Apothekenmarkt ein moderates Wachstum von 3 Prozent auf 26,9 Milliarden Euro, während der Absatz bei 1,3 Milliarden Packungen und einer „roten Null“ stagnierte. Davon entfielen 22,9 Milliarden Euro auf Rx-Arzneimittel und vier Milliarden Euro auf OTC-Produkte.
Das Segment der Rx-Arzneimittel verzeichnete im Oktober Rückgänge. Der Umsatz belief sich auf 2,4 Milliarden Euro (minus 2 Prozent). Die Anzahl Packungen sank um 6 Prozent. Die Menge der führenden zehn Präparategruppen sank laut QuintilesIMS überwiegend mit Rückgängen im unteren bis mittleren einstelligen Bereich. Der Umsatz mit OTC-Arzneimitteln in den Apotheken sank im Oktober wie bereits im Vormonat um 1 Prozent auf 418 Millionen Euro. Gleichzeitig wurden 3 Prozent weniger Packungen (73 Millionen Einheiten) abgegeben.
Die umsatzstärksten Präparategruppen im Apothekenmarkt legten überwiegend zu, allerdings in unterschiedlichem Maße: Am stärksten wuchsen direkte Faktor-Xa-Hemmer (neue Koagulantien; plus 33 Prozent). Zu den weiteren Gruppen mit zweistelligem Zusammenfassung Zuwachs zählten antineoplastisch wirksame Proteinasehemmer (plus 17 Prozent), MAB Antineoplastika (plus 22 Prozent) und Immunsuppressiva (plus 11 Prozent).
Die drei am häufigsten abgegebenen Arzneimittelgruppen in der Apotheke waren in den ersten zehn Monaten Schmerzmittel (minus 1 Prozent), topische Schnupfenmittel (plus 1 Prozent) und Auswurfmittel ohne antiinfektive Komponente (minus 9 Prozent). Innerhalb der absatzstärksten zehn Gruppen wuchsen Arzneimittel gegen chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Rheuma und Schilddrüsendysfunktionen nur gering. Insgesamt gaben die führenden Kategorien um 1 Prozent nach.
APOTHEKE ADHOC Debatte