„Sensitiv“ nicht immer hautverträglich APOTHEKE ADHOC, 29.07.2014 14:51 Uhr
Vermeintlich „sensitive“ Körperpflegemittel „für empfindliche Haut“ können Kontaktallergene enthalten. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat in entsprechend deklarierten Reinigungs- und Pflegeprodukten für Allergiker nachweislich hautunverträgliche Substanzen gefunden. Auch Apothekenprodukte sind darunter, eines davon ist den Verbraucherschützern zufolge besonders bedenklich.
Die Probe der Verbraucherzentrale umfasste 16 Produkte für empfindliche Haut aus Apotheken, Parfümerieabteilungen, Discountern und Drogeriemärkten, die laut Inhaltsangabe Duft- und Konservierungsstoffe sowie waschaktive Substanzen enthielten.
Zehn Produkte enthielten den allergieauslösenden Konservierungsstoff Methylisothiazolinon (MI), darunter auch das Apothekenprodukt DermaSel Med Körperlotion Hydro von Fette Pharma AG. Bei solchen „Leave-on-Produkten“, die auf der Haut verbleiben sei das besonders bedenklich, so die Verbraucherzentrale.
Der Haltbarmacher werde über Kosmetikprodukte hinaus auch in Waschmitteln, Reinigern, Lacken und Farben benutzt. Durch die häufige Verwendung würden immer mehr Kontaktallergien verursacht. Seit 2009 stieg laut Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) die Zahl der Kontaktekzeme durch MI von 1,9 Prozent auf 6,8 Prozent der getesteten Patienten.
„Eucerin Empfindliche Haut“ von Beiersdorf enthält mit Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyde (HICC) sowie dem Kontaktallergen Lanolin Alcohol gleich zwei bedenkliche Stoffe. HICC, ein synthetischer Maiglöckchen-Duftstoff, zählt zu den allergieauslösenden Duftstoffen.
Das Wissenschaftliche Komitee für Verbrauchersicherheit der EU empfiehlt, auf den Dufstoff zu verzichten. Der IVDK hat HICC in der Hitliste der häufigsten Kontaktallergene aufgeführt. Weitere bedenkliche Stoffe in Kosmetikprodukten waren Chlormethylisothiazolinon (MCI), sowie Natriumlaurylsulfat, Formaldehydabspalter, Sodium Lauryl Sulfat (SLS) und Iodopropynyl Butylcarbamat (IPBC).
„Begriffe wie ‚sensitiv‘, ‚für empfindliche Haut‘, ‚für sensible Haut‘, die eine besonders gute Hautverträglichkeit suggerieren, sollten in der Produktwerbung nur verwendet werden, wenn keine allergieauslösenden oder hautreizenden Substanzen im jeweiligen Körperpflegemittel enthalten sind“, kritisiert die Verbraucherzentrale NRW und fordert von den Herstellern, gesundheitsschädliche Substanzen aus ihren Sensitiv-Linien zu verbannen. Diese hätten „dort nichts zu suchen“.
Fette Pharma reagiert und will die Pflegepräparate der Marke DermaSel sukzessive auf alternative Konservierungsstoffe umstellen. „Die DermaSel MED Totes Meer Körperlotion befindet sich bereits in der letzten Testphase zu dieser Umstellung und wird voraussichtlich noch in diesem Jahr ohne Methylisothiazolinone angeboten werden können“, so eine Sprecherin des Unternehmens.
Dennoch betont das Unternehmen, das Konservierungsstoffe notwendig seien: „Konservierungsstoffe werden von unserem Haus in den geringstmöglichen Mengen eingesetzt und dienen – neben der Produktsicherheit – vornehmlich der Sicherheit des Verbrauchers. Oftmals sind Badezimmer eine Brutstätte für Keimbildungen“, so die Sprecherin. „Eine schonende Konservierung gibt dem Verbraucher daher die Sicherheit, innerhalb der angegebenen Zeiträume nach Öffnen des Produktes seine Pflegecreme, Lotion oder ähnliches ohne Bedenken zu verwenden.“ Ein Mindesthaltbarkeitsdatum gebe diese Gewährleistung nicht.
Auch Beiersdorf hat bereits 2012 begonnen, HICC
markenübergreifend aus den Produkten zu entfernen. Voraussichtlich
bis 2015 sollen alle Produkte HICC-frei sein. Das überarbeitete Eucerin
ph5 Creme werde bereits seit Juni diesen Jahres an die Apotheken
ausgeliefert. Keinen Anlass zur Sorge sieht das
Unternehmen in Bezug auf Lanolin Alkohol, „da alle bisherigen uns
bekannten Studien keinen Nachweis für ein erhöhtes Allergie-Risiko auf
gesunder Haut liefern“, so eine Sprecherin.