Seit zwei Jahren verkauft der 26-jährige Peter Hart unter dem Markennamen Dr. Severin ein Intim-Aftershave. Stationär ist die inzwischen auf sieben Artikel erweiterte Produktserie in Deutschland nur über Apotheken zu beziehen.
Einmal jährlich startet Dr. Severin-Gründer Peter Hart eine Bevorratungsaktion für Apotheken. Online-Apotheken sind bei der Aktion ausgeschlossen. Schon jetzt sei das dort betriebene Preis-Dumping „ein echtes Problem“. Für alle anderen gilt: Ab einer Bestellung von zehn Produkten gewährt Hart auf seine Erfindungen 30 Prozent Rabatt. Das Hauptprodukt, mit dem alles angefangen hat, ist ein Damen-Afterhave für die Intimrasur. „Vor etwa drei Jahren ist mir aufgefallen, dass kein einziges Produkt auf dem Markt erhältlich ist, das vor Rasierpickeln schützt“, sagt Hart, der seine berufliche Heimat eigentlich schon im Bereich Raumfahrt gefunden hatte.
Schon immer aber war es ein Traum des Hessen gewesen, ein eigenes Unternehmen zu gründen und eines Tages stand der Entschluss fest: Hart möchte seinen Lebensunterhalt so schnell wie möglich als Kosmetikhersteller verdienen. Bei der Zusammenstellung der Rezeptur für „sein“ Aftershave vertraute der 26-Jährige vor allem auf Apothekenkompetenz. Vier Pharmazeuten aus Frankfurt am Main berieten ihn bei der Wahl der Inhaltsstoffe und halfen beim Anrühren von Samples.
Unterstützung fand Hart aber auch in der Apotheke in seinem hessischen Heimatort, die „schon immer für die ganze Familie da gewesen“ sei. Nach einiger Zeit standen die hauptsächlichen Bestandteile der Dr. Severin-Formel schließlich fest: Hamamelis, Rosmarin und Menthol. Ein Jahr und alle verpflichtenden Tests und Bewertungen später konnte das „Body Aftershave Balm“ in den Verkauf gehen.
Seit dem Verkaufsstart im Jahr 2014 wurde das Produktsortiment mittlerweile auf sieben Artikel erweitert, und auch der Umsatz kann sich sehen lassen: Von Januar bis August hat Harts Firma Hart Limes eigenen Angaben zufolge bereits eine Million Euro umgesetzt – ein Plus von 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei betont Hart, dass ein Drittel der Umsätze in der Offizin erzielt würden – Tendenz steigend.
Bekannt wurde Dr. Severin unter anderem auch durch Harts Teilnahme an der VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen“, in der Unternehmer ihr Produkt vor millionenschweren Investoren vorstellen. Gleich zwei der „Löwen“ wollten sich an der Intim-Aftershave-Idee beteiligen. Nach Ausstrahlung der Sendung ist der Deal jedoch geplatzt: „Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen, wie Dr. Severin strategisch weiter geführt werden soll.“
Denn auch wenn es Harts Produkte über einen eigenen Online-Shop oder auch über den Versandriesen Amazon zu kaufen gibt – stationär bleibt er in Deutschland und Österreich der Offizin treu. „Ich schätze die Fachkompetenz der Apotheker, die zu unseren Produkten beraten und den Kunden außerdem die Inhaltsstoffe erläutern können“, sagt Hart, der zudem eine gewisse „Exklusivität bewahren“ möchte.
Ein Alleinstellungsmerkmal, der auch die Preise rechtfertigen solle. So kostet ein 200 ml-Tiegel des Aftershaves etwa 33,10 Euro, das 150 ml-Meersalz-Peeling 24,99 Euro oder das Haarentfernungsprodukt „Cleopatra“ 22,10 Euro (280 ml). Schon bald soll das Dr. Severin-Portfolio weiter ausgebaut werden. „Wir forschen gerade an einer Shampoo-Serie speziell für graue Haare“, verrät Hart.
Dr. Severin wird derzeit in 27 Ländern auch stationär verkauft. Das Interesse an der Marke „made in Germany“ sei groß. Im Gegensatz zu Deutschland wurden etwa in Japan auch Kooperationen mit Drogerien geschlossen.
Als Teil seines Erfolgsrezepts betrachtet Hart auch das flexible Arbeitszeitmodell für seine sieben Festangestellten: „Jeder Mitarbeiter arbeitet wann er will und solange er sich produktiv fühlt – jeder entscheidet für sich selbst“, heißt es auf der Website.
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