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Apothekenkosmetik als Hausspezialität Janina Rauers, 02.09.2010 11:53 Uhr

Berlin - 

Kosmetika von großen Herstellern wie L'Oreal oder Beiersdorf stehen fast in jeder Offizin. Doch zahlreiche Apotheken bieten ihren Kunden zusätzlich hauseigene Kosmetiklinien an. Die Spannbreite reicht von einzelnen Hautcremes bis hin zu ausgereiften Serien, von Basis-Pflegeprodukten bis zu rezeptpflichtigen Hausspezialitäten. In einzelnen Fällen bildet das Kosmetiksortiment ein wichtiges Standbein - mit Absatzmärkten weit über die deutschen Grenzen hinaus.

Apotheken, die eigene Kosmetik anbieten, greifen bei der Produktion entweder auf Lohnhersteller zurück oder stellen die Produkte selbst her. Werden Rezepturen nach Bedarf angefertigt, bildet die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) den rechlichen Rahmen. Apotheken, die auf Vorrat herstellen, müssen wie große Kosmetikhersteller die Verordnung über kosmetische Mittel sowie Vorgaben des Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuches befolgen.

Zwar werden für Kosmetika keine Zulassungen benötigt. Die Hersteller - gegebenenfalls auch Apotheken - müssen aber die Gute Herstellungspraxis (GMP) befolgen und mit eigenen Prüfungen für die Sicherheit der Produkte sorgen. Dabei werden sie von den Behörden der Bundesländer überwacht. Zudem müssen sie Angaben zur Mindesthaltbarkeit beziehungsweise zur Verwendungsdauer machen.

Aus gutem Grund überlassen manche Apotheken daher die Herstellung ihrer Eigenmarken Lohnherstellern; deren Standardprodukte werden dann mit Adresse und Logo der jeweiligen Apotheke versehen. Der Hersteller Dolorgiet/Diedenhofen, bekannt durch seine Dolgit-Dermatika, bietet beispielsweise drei verschiedene Kosmetikserien an. Auch i.p.a cosmetics aus Beckum in Nordrhein-Westfalen stellt Kosmetika für Apotheken her.


Der Baden-Badener Apothekerin Dr. Sandra Hoff reichte dieses Angebot nicht. Sie entwickelte 2005 eine eigene Anti-Aging-Serie, um älteren Kundinnen mit allergischen Hautreaktionen eine Alternative zu stark parfümierten Produkten anbieten zu können. Hergestellt wird die Hausspezialität ebenfalls bei einem Lohnhersteller. Derzeit gibt es gut ein Dutzend Präparate im gehobenen Preissegment, maximal 20 Produkte sollen es am Ende werden: „Die Serie soll klein bleiben“, sagt Hoff.

Längst werden die Produkte nicht mehr nur in der Löwen-Apotheke und über das Internet verkauft: Mehr als 60 deutsche Apotheken führen Hoff-Depots, hinzu kommen Kunden aus Portugal, Finnland, Slowenien sowie aus Taiwan und Aserbaidschan. Den Vertrieb hat Hoff im vergangenen Jahr an einen Kosmetikhersteller abgegeben, der insbesondere Apotheken mit eigener Kosmetikkabine umwirbt.

Eine ganz andere Nische hat sich die Familie Schreier aus Fürth ausgesucht: Aufgrund der Nähe zur privaten EuromedClinic im Ort werden in der ABF-Apotheke regelmäßig verschreibungspflichtige Hormonkosmetika hergestellt. Zwei PTA fertigen die Rezepturen von Hand - aus Stabilitätsgrunden. Das Standardrepertoire umfasst neun Produkte, darunter Seren zur Faltenbehandlung sowie ein Spray gegen Haarausfall. Patientenindividuelle Anfertigungen sind ebenfalls möglich, aber selten.

Viele der Rezepte stammen von Professor Dr. Bernd Kleine-Gunk, dem Leiter der Gynäkologie-Abteilung der Privatklinik. Wenn der Präsident der German Society of Anti-Aging Medicine (GSAAM) auf Kongressen oder Fachmessen zu seinem Spezialthema spricht, ist die Apotheke oft mit einem eigenen Stand dabei. Neben Stammkunden in Deutschland gibt es daher mittlerweile auch ausländische Nachfragen: Die Apotheke versendet nach Österreich sowie in die Schweiz und in die Niederlande.

Zwar kann grundsätzlich jede Apotheke auf ärztliche Anforderung Hormonkosmetik herstellen. Allerdings sind einige der Zutaten für Kleinstmengen schwer erhältlich. Ein Problem, das die A-B-F-Apotheke bei ihrer Eigenmarke nicht hat: Durchschnittlich werden pro Woche etwa sechs Chargen mit bis zu 20 Packungen hergestellt. Oft werden die benötigten Hormone daher gleich kiloweise eingekauft.