Die Flora-Apotheke in Wolfsburg musste sich einen neuen Großhändler suchen. Denn die Noweda will Apotheker Lars Haselhorst nicht mehr beliefern, seit er in der vergangenen Woche als Filiale eine Easy-Apotheke eröffnet hat. Allerdings ist die Genossenschaft nicht immer so konsequent und streng.
Als Ende 2013 herauskam, dass die Noweda im Saarland eine Easy-Apotheke beliefert, wurde dies plakativ korrigiert. Die vereinbarte Lieferbeziehung wurde der Apotheker am 23. Dezember gekündigt und zwar schon zum 4. Januar. Ein Mitarbeiter habe die „strenge Unternehmensregelung“ nicht gekannt, hieß es damals zur Erklärung aus Essen.
Und die Unternehmensphilosophie wurden im Anschluss sogar noch einmal öffentlich zur Schau gestellt: Als Kunden willkommen sind demnach nur Apotheker, „die den Apothekenbetrieb in Eigenverantwortung und in vollständiger Selbstständigkeit führen“. Grundsätzlich nicht beliefert würden dagegen Apotheken, die sich sogenannten Soft-Franchise-Systemen angeschlossen hätten und von daher von Vorgaben Dritter abhängig seien. Namentlich genannt wurden die Konzepte DocMorris und Easy.
2015 wiederholte sich die Geschichte – unter etwas anderen Vorzeichen. Ein Easy-Apotheker wollte nach der Schließung einer Gehe-Niederlassung in seiner Nähe von der Noweda beliefert werden, wurde aber boykottiert. Er erinnerte die Genossenschaft an ihren Versorgungsauftrag, den die Großhändler beim Gesetzgeber durchgesetzt hatten. Doch selbst eine Beschwerde beim Bundeskartellamt ließ die Noweda nicht von ihrer Linie abbringen.
Apothekenkooperationen sind aus Sicht der Noweda die „Vorstufe auf dem Weg zur Apothekenkette“. Dachmarken vermittelten den Verbrauchern nicht mehr das Gefühl, dass drinnen ein selbstständiger Apotheker arbeite. Auch die Politik werde das wahrnehmen und irgendwann reagieren: „Das Fremdbesitzverbot stände auf der Kippe und die inhabergeführte Apotheke wäre in Gefahr. Wer sich dieser Gefahr nicht bewusst ist, handelt leichtsinnig“, so die Noweda vor ziemlich genau zwei Jahren.
Doch bis in letzte Konsequenz verfolgt die Genossenschaft diese Linie nicht: Die Easy-Apotheken in Würzburg und Marktheidenfeld werden von Ebert+Jacobi beliefert. Den vormaligen privaten Großhändler hat sich die Noweda im November einverleibt. Er firmiert heute als „Unternehmen der Noweda-Gruppe“.
Apotheker Thomas Mühling hat insgesamt vier Apotheken im Raum Würzburg, zwei davon sind Easy-Apotheken. Bei allen Apotheken ist Ebert+Jacobi Hauptlieferant. Und daran soll sich Mühling zufolge auch nichts ändern. Das habe ihm der Außendienst schon zugesagt. Da er die Vorbehalte auf Seiten der Noweda kennt, hatte er sich nach der Übernahme direkt erkundigt. Alles kein Problem.
Inwiefern die Noweda hier intern unterscheidet, war bislang nicht zu erfahren. Nicht ganz ins Bild passen will dazu jedenfalls die Praxis, dass die Noweda die Zusammenarbeit mit „normalen“ Apotheke aufkündigt, wenn sich eine „Franchise-Apotheke“ im Filialverbund befindet. Allerdings wird dies dem Vernehmen nach auch nicht überall so gehandhabt.
Die vermeintliche Dachmarken-Allergie der Noweda ist zudem in anderen Konstellationen nicht so stark ausgeprägt: Zum Kundenkreis des Großhändlers zählen auch Apotheken anderer Kooperationen mit einheitlichem Markenauftritt: Für die mehr als Avie-Apotheken gibt es Mindeststandards in der Außengestaltung. Hinter den Kulissen – also in betriebswirtschaftlichen Belangen und in der Sortimentsgestaltung – hält die Systemzentrale die Fäden sogar enger zusammen als die meisten anderen Konzepte.
Auch Kaufland-Apotheken werden von Noweda beliefert, obwohl im Markt hinreichend bekannt ist, dass bei zahlreichen Standorten Projektentwickler über Untermiet- und Leasingverträge kräftig mitverdienen.
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