MVDA: Emra rein, Kohl bleibt draußen Patrick Hollstein, 23.01.2017 12:23 Uhr
Kurz vor Weihnachten ging die langjährige Partnerschaft zwischen dem Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) und dem Reimporteur Kohlpharma in die Brüche. Eine Rückkehr des Branchenprimus' bei der führenden Apothekenkooperation ist mittlerweile so gut wie aussichtslos: Ab 1. Februar ist neben Eurim mit Emra an Bord.
Zum 1. Januar hatte der MVDA mit Eurim einen zweiten Importeur unter Vertrag genommen. Relativ kurzfristig wurde Kohlpharma informiert; der Parallelhändler aus dem Saarland war seit 20 Jahren exklusiv bei der Kooperation an Bord.
Kohlpharma kündigte umgehend den Vertrag mit dem MVDA; außerdem schrieb Geschäftsführer Jörg Geller eine gepfefferte Mail an alle Mentoren der Kooperation. Linda-Vorstand Volker Karg fand dieses Vorgehen wiederum überraschend, war aber nach einem kurzen Konter um Deeskalation bemüht. Er ging fest davon aus, dass man einen neuen Vertrag zustande bekommen und dass Kohlpharma Partner des MVDA bleiben würde. Auch in Merzig gab man sich gesprächsbereit.
Über die Feiertage änderte sich nichts, mit dem neuen Jahr trat Eurim die Nachfolge von Kohlpharma an. Es sei „normal und auch für marktüblich, dass Apothekenkooperationen in den verschiedenen Bereichen nicht nur mit einem Partner zusammenarbeiten“, kommentierte Eurim-Chef Andreas Mohringer den Wechsel.
Doch offenbar kam auch im Januar keine Einigung zustande. Zum 1. Februar kommt jedenfalls nicht Kohlpharma, sondern Emra beim MVDA als Industriepartner an Bord. Man habe zwei der marktführenden Reimporteure gewinnen können und mit diesen strategischen Partnerschaften die eigene Attraktivität im Bereich von Parallelimporten deutlich erhöht, heißt es vom MVDA.
„Für unsere Mitgliedsapotheken sind Re-Importarzneimittel wichtig, um für Patienten den bestmöglichen Service zu bieten“, erklärt Linda-Vorstand Georg Rommerskirchen. Man sei davon überzeugt, mit Eurim und Emra „verlässliche Partner mit viel Know-how“ unter Vertrag genommen zu haben.
Aus Sicht der Apotheken mache es Sinn, mit marktführenden Unternehmen wie Emra und Eurim zusammenzuarbeiten. „Beide Unternehmen verfügen über ein attraktives Produktsortiment und umfangreiche Erfahrung im Bereich der Re-Importarzneimittel“, so Klaus Lieske. „Wir reagieren mit den neuen Partnerschaften auf den vielfach geäußerten Wunsch unserer Mitglieder.“ Der Inhaber der Viktoria-Apotheke in Castrop-Rauxel ist im MVDA-Präsidium und als Vorsitzender des Marketingausschusses für die Industriekontakte zuständig.
Kohlpharma hat die Kooperation mit dem MVDA vorerst abgeschrieben: „Eine für alle lohnende Partnerschaft hätte für Kohlpharma nur in einer Exklusivität Sinn ergeben“, sagt Geller. Im Übrigen könnten MVDA/Linda-Apotheken auch weiterhin über ihren Großhandel Ware von Kohlpharma beziehen, nur eben nicht unter den Bedingungen des Partnervertrages.
Im Kern drehte sich der Streit mit Kohlpharma um die Lieferfähigkeit. Immer wieder fehlte Ware bei Phoenix; die MVDA-Apotheken profitieren nur dann von der Rahmenvereinbarung der Geschäftsstelle in Köln, wenn sie beim Großhandelspartner bestellen. Bei 3500 Apotheken sind die Lager mitunter schnell leer gefegt.
Das Problem war mehrfach angesprochen worden, im Marketingausschuss war es regelmäßig das Thema Nummer 1. Doch bei Kohlpharma wollte man offenbar keine Ware bei anderen Großhändlern abziehen; immerhin gibt es noch tausende andere Kunden, die nicht Mitglied in der Kooperation sind.
Emra ist hinter Kohlpharma die Nummer 2 unter den Reimporteuren; am Unternehmen ist neben den Firmenchefs Dirk und Hans-Joachim Oltersdorf die Optikerkette Fielmann beteiligt. Eurim gehört Mohringer und folgt Kopf an Kopf mit Axicorp.
Im Dezember lag der Marktanteil von Kohlpharma nach Zahlen von IMS Health bei 23 Prozent, Emra folgte mit 14 Prozent. Eurim und Axicorp kamen auf je 11 Prozent, Orifarm auf 9 Prozent. CC Pharma war im Vorjahresvergleich um ein Drittel zurückgefallen auf 6 Prozent, dahinter folgen Abacus mit 5 Prozent sowie Haemato und ACA Müller mit je 3 Prozent und Beragena mit 2 Prozent.
Unter 1 Prozent liegen Gerke, BR, die Theiss-Tochter Milinda, European Pharma, die Kohl-Schwester MTK sowie Veron. Die kleineren Reimporteure vereinen 8 Prozent auf sich. Insgesamt war der Markt 226 Millionen Euro schwer.