Die Apothekenkooperation Linda hat erstmals ein Programm mit Vorzugsaktien abgeschlossen und damit 1,9 Millionen Euro bei ihren Mitgliedern eingesammelt. Neben 160 Apothekern der Kooperationen Linda und MVDA haben vereinzelt auch Mitarbeiter die stimmrechtslosen Aktien gezeichnet. Obwohl nicht alle 30.000 angebotenen Aktien einen Abnehmer fanden, ist man bei Linda mit dem Ergebnis der Aktion zufrieden.
Die Kooperation hatte ab April vinkulierte Namensaktien zum Preis von 80 Euro pro Stück angeboten. Bis Mitte Mai konnten Mitglieder und Mitarbeiter zwischen 5 und 500 Anteile zeichnen. Die jährliche Vorzugsdividende in Höhe von 4 Euro entspricht einer Verzinsung von 5 Prozent. Abzüglich der Kosten und Gebühren bleibt bei Linda ein Netto-Emissionserlös von rund 1,6 Millionen Euro.
30.000 Aktien hatte Linda angeboten, bei einem Mehrbedarf wären die Anteile entsprechend der bestellten Menge verteilt worden. Doch dazu kam es nicht: Abgerufen wurden knapp 80 Prozent der Aktien, insgesamt 23.865, so dass alle Anfragen voll erfüllt werden konnten. Heute werden im Handelsregister insgesamt 166 Zeichner eingetragen. Die Mitarbeiter waren zurückhaltender, lediglich sechs beteiligten sich aktiv an der Kapitalerhöhung.
„Wir sind sehr zufrieden mit der Zeichnungsquote“, sagte ein Linda-Sprecherin. Anders als bei Genussrechten benötigten die Apotheker ein eigenes Depot, um Aktien zeichnen zu können. Wer sich mit der risikoorientierten Anlage intensiv auseinandersetzen wollte, musste zudem den 180 Seiten starken Wertpapierprospekt wälzen. Nicht jeder sei mit dem Aktienhandel schon vertraut, so die Linda-Sprecherin.
Für einen ersten Aufschlag und angesichts der relativ kurzen Zeichnungsfrist sei das Ergebnis daher sehr zufriedenstellend. Ob eine weitere Runde folgen soll, obliege dem Vorstand, sagte die Linda-Sprecherin. Konkret sei hierzu aber bislang nichts geplant.
Linda-Finanzvorstand Helmut Trahmer dankte den neuen Vorzugsaktionären für das in die Gesellschaft gesetzte Vertrauen. „Mit der erfolgreichen Durchführung der Kapitalerhöhung ist uns ein weiterer wichtiger Schritt zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit der Linda AG und somit der Qualitätsdachmarke 'Linda Apotheken' gelungen“, so Trahmer.
Schon 2009 hatte Linda unverbriefte Genussrechte ausgegeben. Für 300 Euro konnten die MVDA-Mitglieder einsteigen. In der Spitze waren 7200 Genussrechte im Umlauf, bis zu 2,2 Millionen Euro waren dadurch in der Kasse. Für die Apotheker war das Investment hochprofitabel. Jährlich winkten 6 Prozent Zinsen über dem Vergleichszinssatz plus Gewinnbeteiligung von 1 Prozent. Ende September liefen die Verträge aus, die Genussrechte wurden danach aus Eigenmitteln der Kooperation zurückbezahlt.
Genussrechte gelten jedoch nicht als Eigen-, sondern als Fremdkapital. Entsprechend sackte die Eigenkapitalquote der Kooperation nach der Emission ab – auf zeitweise unter 10 Prozent. Auch nachdem die Rücklagen in den vergangenen Jahren aufgefüllt wurden, lag Linda zuletzt mit 28 Prozent noch ein großes Stück vom selbst gesteckten Ziel von 35 Prozent entfernt, das nach Angaben des Managements für „finanzielle Unabhängigkeit“ steht.
Abgesehen davon, dass das bei den Mitgliedern geliehene Geld teuer erkauft war – von den Banken hätte Linda angesichts der schlechten Eigenkapitalquote vermutlich keine größeren Beträge bekommen. Denn das Geschäftsmodell von Apothekenkooperationen ist vielen Geldhäusern nach wie vor suspekt. Da spielt es offenbar auch keine Rolle, dass Linda nach eigenen Angaben im Verbund mit dem MVDA rund 20 Prozent des Umsatzes im deutschen Apothekenmarkt auf sich vereint.
Mit den Vorzugsaktien kann die Kooperation ihr Eigenkapital dagegen auf einen Schlag verdoppeln. Gibt es dann auch noch – wie geplant – eine externe Kontokorrentlinie, wäre Linda plötzlich nicht nur Großkunde seiner Lieferanten, sondern auch ein potenzieller Investor. Es dürfte nicht allzu lange dauern, bis der eine oder andere Dienstleister, der einen festen Partner braucht oder ganz verkaufen will, in Köln anklopft. Schon früher hatte sich Linda beispielsweise für das Geschäft der Rechenzentren interessiert.
Im vergangenen Geschäftsjahr machte Linda rund 18 Millionen Euro Umsatz; zusammen mit den 2,6 Millionen Euro, die im Rahmen des Bonifizierungsprogramms ausgeschüttet und daher nicht auf die Erlöse angerechnet wurden, kommt die Kooperation also auf Einnahmen von knapp 21 Millionen Euro. Knapp 40 Prozent davon entfallen auf Mitgliedsbeiträge und freiwillige Umsätze der Apotheker mit Linda, weitere 30 Prozent aus Verträgen mit der Industrie. Der Rest sind „interne“ Umsätze innerhalb der MVDA-Gruppe.
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