Lindas praller Sparstrumpf Patrick Hollstein, 04.02.2016 18:30 Uhr
Bei Linda sind die Kassen gefüllt. Knapp 1,9 Millionen Euro hat die Kooperation derzeit auf der hohen Kante, zusätzlich zu den knapp drei Millionen Euro, die demnächst als Rückvergütung an die Mitglieder ausgeschüttet werden. Die Umsätze sind stabil, wegen Aufwendungen im Zusammenhang mit der Restrukturierung liegt der Ertrag unter Vorjahr.
Im Geschäftsjahr 2014/15 erwirtschaftete Linda Erlöse von 18,6 Millionen Euro; zusammen mit den 2,5 Millionen Euro netto, die im Rahmen des Bonifizierungsprogramms ausgeschüttet und daher nicht auf die Erlöse angerechnet werden, kommt die Kooperation also auf Einnahmen von 21,1 Millionen Euro. Die Hälfte entfällt auf Mitgliedsbeiträge und freiwillige Umsätze der Apotheker mit Linda, der Rest verteilt sich gleichermaßen auf Verträge mit der Industrie und „interne“ Umsätze innerhalb der MVDA-Gruppe.
Der Rohertrag von 10,5 Millionen Euro wird im Wesentlichen abgeschmolzen durch Personalkosten (3,3 Millionen Euro) sowie Beratungsausgaben und administrative Kosten (3,9 Millionen Euro). So stehen unter dem Strich 761.000 Euro, verglichen mit 1,2 Millionen Euro im Vorjahr. Für das laufende Jahr wird bei konstantem Umsatz ein weiterer Gewinnrückgang prognostiziert.
Allerdings hat Linda großzügige Rücklagen. Die Aktiengesellschaft, deren einziger Stammaktionär der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) ist, hatte im vergangenen Jahr 1,9 Millionen Euro bei den Mitgliedern eingesammelt; 160 Apotheker und einige Mitarbeiter in der Geschäftsstelle haben insgesamt knapp 24.000 Vorzugsaktien im Wert von 80 Euro gekauft. Das Geld hat die Apothekenkooperation jetzt auf der hohen Kante.
Ein Jahr nach Gründung der Aktiengesellschaft hatte Linda im Jahr 2010 unverbriefte Genussrechte ausgegeben. Für 300 Euro konnten die MVDA-Mitglieder einsteigen. In der Spitze waren 7200 Genussrechte im Umlauf, bis zu 2,2 Millionen Euro waren dadurch in der Kasse. Den Apothekern winkten 6 Prozent Zinsen über dem Vergleichszinssatz plus Gewinnbeteiligung von 1 Prozent – alleine 2013/2014 wurden im Durchschnitt 7,53 Prozent ausgezahlt, also rund 160.000 Euro insgesamt. Ende September 2014 liefen die Verträge aus, die Genussrechte wurden danach zurückbezahlt.
Das Problem bei dieser Art der Finanzierung: Genussrechte gelten nicht als Eigen-, sondern als Fremdkapital. Entsprechend sackte die Eigenkapitalquote der Kooperation nach der Emission ab – auf zeitweise unter 10 Prozent. Auch nachdem die Rücklagen in den vergangenen Jahren aufgefüllt wurden, lag Linda zuletzt mit 28 Prozent noch ein großes Stück vom selbst gesteckten Ziel von 35 Prozent entfernt, das nach Angaben des Managements für „finanzielle Unabhängigkeit“ steht.
Abgesehen davon, dass das bei den Mitgliedern geliehene Geld teuer erkauft war – von den Banken hätte Linda angesichts der schlechten Eigenkapitalquote vermutlich keine größeren Beträge bekommen. Denn das Geschäftsmodell von Apothekenkooperationen ist vielen Geldhäusern nach wie vor suspekt. Da spielt es offenbar auch keine Rolle, dass Linda nach eigenen Angaben im Verbund mit dem MVDA rund 20 Prozent des Umsatzes im deutschen Apothekenmarkt auf sich vereint.