Interaktionsregister für Linda-Apotheken Patrick Hollstein, 22.09.2014 14:39 Uhr
Im Herbst geht die Apothekenkooperation Linda mit ihrem Strategiepapier „2020+“ auf Roadshow. Die Dachmarke soll unter anderem durch pharmazeutische Inhalte aufgeladen werden. Ein erster Schritt ist eine AMTS-Datenbank, die die Apotheker über ihre Warenwirtschaft auffüllen und auslesen können. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch Professor Dr. Ulrich Jaehde von der Universität Bonn.
Bereits 2010 hatte Linda mit der Entwicklung einer Software begonnen, mit der während des Beratungsgesprächs Interaktionen zwischen den abgegebenen Arzneimitteln geprüft und dokumentiert werden können. Partner war neben der Universität Bonn das Softwarehaus ADG.
Jetzt ist das System bereit für den Einsatz in der Fläche. Über eine Schnittstelle sollen Apotheker das Instrument unabhängig von ihrem Warenwirtschaftssystem nutzen können. Rund 75 Unterschriften hat Linda bereits auf der Expopharm eingesammelt, die Resonanz sei hervorragend, sagt Dr. Sven Simons, der das Projekt für Linda betreut.
Meldet die Software eine Wechselwirkung, kann der Apotheker diese über eine Eingabemaske in die Datenbank einpflegen. In wenigen Schritten beschreibt er dabei auch, ob und wie das Problem gelöst wurde: Absetzen des Medikaments, Rückruf beim Arzt oder keine Reaktion.
„Mit wenig Aufwand können wir so herausfinden, welche Interaktionen im Alltag vorkommen und welchen Schweregrad sie haben“, sagt Jaehde. „Außerdem können wir sehen, wie mit Wechselwirkungen in den Apotheken umgegangen wird und wo noch Potenzial zu holen ist.“ Schließlich ließen sich auch Qualitätssteigerungen infolge bestimmter Maßnahmen messen.
Zwei Mitarbeiter kümmern sich in seinem Institut um die Daten, die aus den Apotheken übermittelt werden. Alleine in der ersten Pilotphase seien 17 Interaktionen der Kategorie I – absolute Kontraindikation wegen wahrscheinlicher schwerwiegender Folgen – gemeldet worden. Jaehde kann sich vorstellen, dass die Schnittstelle irgendwann auch Ärzten zugänglich gemacht wird.
Laut Simons hat die Datenbank für die beteiligten Apotheken auch einen unmittelbaren Nutzen: So können die Pharmazeuten anhand der zur Verfügung gestellten Auswertungen sehen, welche Probleme bei ihnen besonders häufig auftreten und bei welchem Arzt sie beispielsweise einmal vorsprechen müssten. Schließlich gebe es nach neuer Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) auch die Verpflichtung, Interaktionen zu protokollieren. Entsprechend soll die Nutzung der Datenbank nach dem Ende der Pilotphase kostenpflichtig werden.