„Als easy-Kassierer musst du es drauf haben“ Carolin Bauer, 02.01.2016 09:56 Uhr
Millionen RTL-Zuschauer verfolgen Ende Januar, wie easy-Vorstand Lars Horstmann inkognito in vier Apotheken den Praktikanten mimt. Für die Reihe „Undercover Boss“ schlüpft er in die Rolle eines Gärtners. Während des zehntägigen Drehs hat der Diplomkaufmann laut eigenem Bekunden viel gelernt, Verbesserungspotenzial gesehen und ist auch an seine Grenzen gekommen.
Horstmann hat easy nicht direkt für die „Real Life Doku“ vorgeschlagen. „Wir haben mehrere Produktionsfirmen wegen einer Reportage über das neue Modul angeschrieben“, sagt er. RTL habe in dieser Zeit nach neuen Firmen für die Reihe gesucht und sich in Düsseldorf gemeldet. „Da gab es natürlich nichts zu überlegen. Diese Chance, unerkannt einen völlig ungetrübten Blick hinter die Kulissen zu bekommen, hat man nicht so oft“, sagt er.
Der easy-Chef entschied sich kurzerhand, vor der Kamera in die Rolle des Gärtners Sven Voigt zu schlüpfen, der als Praktikant bei easy nach einer neuen Stelle sucht. Das Rollenspiel sei nicht schwer gewesen, sagt Horstmann, der zuvor keine schauspielerische Erfahrung gesammelt hatte. „Das ist wie beim Karneval.“ Anstrengend sei gewesen, sich während des Drehs auf Voigt, die Darstellung der Apotheke sowie das Apothekenrecht zu konzentrieren und sich gleichzeitig nicht zu blamieren. „In der Verkleidung ist man zu jeder Zeit mehrere Charakter.“
Auch bei Horstmann zu Hause wurde gedreht. „Meine Frau musste erst überredet werden“, sagt er. Während der Aufnahme gebe man auch Persönliches preis. In jeder Folge werde gezeigt, wie die Familie auf die Verwandlung reagiere. „Diesen Gesichtsausdruck kann man nur einmal Drehen.“ Insgesamt habe ihn überrascht, dass der Sender keine Texte vorgegeben habe. „Das war alles echt“, sagt er.
Täglich war Horstmann ab 8 Uhr morgens eingespannt. Die erste Station absolvierte er in der Sendung als Praktikant in der easy-Apotheke in Heilbronn von Volker Ziesel. Dem Team sei mitgeteilt worden, RTL drehe eine Reportage über das Apothekensterben und zeige, was easy anders mache. „Die Coverstory kam von uns“, sagt Horstmann. Die Inhaber seien drei Tage vor Drehbeginn über den eigentlichen Inhalt aufgeklärt worden.
Die Apotheke von Ziesel liegt an einer befahrenen Straße. Zwei Stunden sei bei etwa 40 Grad Celsius gedreht worden, bis die Eingangsszene fertig war, sagt Horstmann. Unter der Perücke habe er sehr geschwitzt. In der Apotheke an der Kasse habe die Mitarbeiterin im Anschluss kein Blatt vor den Mund genommen: „Du schwitzt aber ganz schön“, stellt sie bei Horstmann alias Sven Voigt direkt am Anfang fest. Diese Szene sei ihm schon peinlich gewesen. „Aber ich konnte ja nicht sagen, cut, ich brauche erstmal ein Handtuch.“
Einen pharmazeutischen Beruf wie PTA habe er nicht ausüben können. Den Kassierern komme bei easy aber auch eine Schlüsselrolle zu, sagt Horstmann. Die Mitarbeiter hätten den ersten und letzten Kundenkontakt. Einige easy-Apotheken bringen es auf rund 600 Kunden pro Tag. „Da musst du es als Kassierer drauf haben“, sagt er.
Vier RTL-Mitarbeiter haben Horstmann im September begleitet. Für das Finale wurden die easy-Angestellten per Brief zum Vorstand in die Systemzentrale nach Düsseldorf eingeladen. Dort musste Horstmann in seine schwierigste Rolle schlüpfen: den strengen Vorstandsvorsitzenden. Als Kontrast zum Gärtner habe er einen schwarzen Anzug, schicke Krawatte und Manschettenknöpfe angezogen. „Den Bösen zu spielen war schwer, da ich nicht so bin“, sagt er. Im Büro wurden die Angestellten dann vor laufender Kamera über den Bluff aufgeklärt.
Horstmann erhofft sich von der „Real-Life-Doku“ Verbesserungspotenziale für das Apothekenkonzept und eine höhere Bekanntheit der Marke. Die Internetseiten der Mitgliedsapotheken und der Versandapotheke seien wegen der erwarteten Zugriffe aufgefrischt worden, sagt er. Während der Doku wird das Konzept easy vorgestellt. Dabei sei ihm wichtig gewesen zu erklären, dass er nicht der Boss der einzelnen Apotheke sei, sondern diese unabhängig vom Inhaber geführt würden.
Während seiner Tätigkeit als Kassierer, Apothekenhelfer und Lagerarbeiter habe er auch Verbesserungsbedarf festgestellt: Mängel gebe es beim Beauty-Konzept sowie bei den Kassenmöbeln, sagt er. Den Dreh hat er insgesamt genossen: „Das ist eine Lebenserfahrung, die man nur einmal macht.“
Die Folge wird am 25. Januar um 21.15 Uhr ausgestrahlt. Die Systemzentrale wird an dem Abend im Düsseldorfer Club „Ufer 8“ eine Party veranstalten und die Sendung mit dem gesamten Team verfolgen.