Die Apothekenzahl sinkt langsam, aber stetig, viele Inhaber finden keinen Nachfolger für ihre Offizin. Noch seltener gründen Apotheker „auf der grünen Wiese“ eine Apotheke komplett neu. Bei den Easy-Apotheken ist das aufgrund der Raumvorgaben dagegen die Regel, sodass nach Zahlen der Apothekenkooperation im vergangenen Jahr tatsächlich jede zweite „echte“ Neugründung eine Easy-Apotheke war. Auch mit der Umsatzentwicklung ist man in der Systemzentrale zufrieden.
Zum Jahreswechsel gab es bundesweit 114 Easy-Apotheken, 2017 sind bislang noch zwei dazu gekommen, drei weitere sollen zeitnah folgen. Ziel der Kooperation ist es, jährlich etwa 15 bis 20 Apotheken neu zu eröffnen. Die größte Herausforderung besteht laut Easy-Chef Lars Horstmann darin, geeignete Standorte zu finden. Denn aufgrund des Ladenbaukonzepts werden nur sehr selten bestehende Apotheken umgebaut, im vergangenen Jahr war das nur einmal bei 13 neuen Easy-Apotheken der Fall. Dadurch erklärt sich der hohe Anteil an den Neugründungen in der Gesamtstatistik.
Es gibt weitere statistische Auffälligkeiten im Vergleich zu „normalen“ Apotheken: Diese haben typischerweise einen Rx-Anteil am Umsatz von 80 Prozent. Bei Easy war es in der Vergangenheit genau andersherum: 80 Prozent des Geschäfts wurde mit OTC und Freiwahl gemacht. Da inzwischen mehr Kunden ihre Rezepte in die Easy-Apotheke bringen, hat sich dies etwas angeglichen, heute sind Horstmann zufolge Rx- und OTC-Umsätze in Easy-Apotheken ungefähr gleich stark.
Der insgesamt noch höhere OTC-Umsatz schlägt sich auch in den Gewinnen nieder. Hat eine typische Apotheke ein Vorsteuerergebnis (Ebit) von etwa 6 Prozent, sind bei Easy laut Horstmann 8 bis 10 Prozent drin. Das hat allerdings auch strukturelle Ursachen: Easy-Apotheken sind selten in Ärztehäusern, entsprechend ist der Anteil an hochpreisigen Arzneimitteln geringer, was zu einer besseren Rx-Marge führt.
Auch beim Umsatz liegen die Easy-Apotheken über dem Mittel der Branche. Nach Zahlen der ABDA haben Apotheken einen Durchschnittsumsatz von 2,11 Millionen Euro. Da hier allerdings die großen Versand- und Zytoapotheken mit einfließen, ist der Umsatz von etwa 1,8 Millionen Euro einer „typischen Apotheke“ die realistischere Zahl.
Easy-Apotheken haben Horstmann zufolge einen durchschnittlichen Umsatz von 2,3 Millionen Euro, wobei in der Gruppe eine Apotheke mit einem Umsatz von mehr als fünf Millionen Euro nach oben ausreißt, sechs weitere mit mehr als vier Millionen Euro. Im Durchschnitt ist eine Easy-Apotheke dreieinhalb Jahre alt. Denn auch wenn sich die Gruppe insgesamt positiv entwickelt, gibt es nicht nur Erfolgsgeschichten.
Insgesamt erzielten die 114 Easy-Apotheken im vergangenen Jahr einen Umsatz von 246 Millionen Euro. Auch wenn diese Zahl nur statistischen und keinen betriebswirtschaftlichen Wert hat, für die Einkaufsverhandlungen der Systemzentrale ist sie freilich von Relevanz. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor erwirtschafteten 101 Easy-Apotheken zusammen 206 Millionen Euro Umsatz, 2014 waren es 172 Millionen Euro und 90 Apotheken.
„Mit einem Plus von 19 Prozent wachsen wir schneller als der Versandhandel“, freut sich Horstmann. Das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln sei sogar um 24 Prozent gewachsen – verglichen mit 4 Prozent im Gesamtmarkt. Hier macht sich natürlich auch die Verschiebung innerhalb der Umsätze in den Easy-Apotheken bemerkbar.
Die Männerquote unter Easy-Apothekern ist überdurchschnittlich hoch, Horstmann schätzt sie auf 60 bis 70 Prozent. Unter allen Apothekenleitern insgesamt ist das Geschlechterverhältnis dagegen mittlerweile fast ausgeglichen. Da seit Jahren deutlich mehr Frauen Pharmazie studieren, wird sich der Beruf in Zukunft weiter „feminisieren“.
Der „Männerüberschuss“ bei Easy passt jedoch zu einem allgemeinen statistischen Phänomen: Männliche Apotheker filialisieren öfter als ihre Kolleginnen. Und 90 Prozent aller Easy-Apotheken werden als Filiale betrieben. Zum Teil testen Inhaber das Konzept mit einer Filiale aus, es gibt Horstmann zufolge allerdings auch mehrere 3er-Verbünde, die komplett aus Easy-Apotheken bestehen. Mitglieder zahlen 1600 Euro pro Monat.
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