Apothekenkooperationen

Vaters Dorfapotheke wird Easy

, Uhr
Wörth -

Die Apotheke des eigenen Vaters zu übernehmen, ist immer eine besondere Herausforderung. Mit baulichen Veränderungen tun sich Nachfolger womöglich schwerer, wenn sie die alte Einrichtung von klein auf kennen. Apotheker Andreas Fritsch hat sich trotzdem zu einem radikalen Schnitt durchgerungen und die Dorfapotheke in eine Easy-Apotheke umgewandelt. Mit dem Ergebnis ist er zufrieden, die Umsätze seien drastisch gestiegen. Allerdings hat er beim Umbau auch nicht gespart – dem Vater zu Ehren.

Das niederbayerische Wörth an der Isar zählt knappe 3000 Einwohner und liegt genau zwischen Landshut und Dingolfing. „Es gibt in der unmittelbaren Umgebung keine vernünftigen Einkaufsmöglichkeiten, darum kommen viele zum Einkauf nach Wörth“, sagt Fritsch.

Die beiden einzigen Apotheken am Ort befinden sich im Besitz seiner Familie: Sein Vater kaufte 1968 die Marien-Apotheke vom Vorbesitzer. „Damals war das eine klassische Vor-Ort-Apotheke, bei zwei Kunden gleichzeitig war der Verkaufsraum komplett dicht“, erinnert sich der heute 49-Jährige. „Mein Vater entschloss sich 1985 zu einem Umbau, für damalige Verhältnisse war die Apotheke danach relativ groß.“

Der Sohn erhielt 1997 seine Approbation und eröffnete nur wenige Hausnummern weiter die Schloss-Apotheke. Zwölf Jahre später ging auch die Linden-Apotheke in Ergolding in seinen Besitz über. Im Jahr 2010 eröffnete Andreas Fritsch seine erste Easy-Apotheke in Landshut, 2014 folgte eine weitere in Deggendorf.

Auch die väterliche Marien-Apotheke in Wörth kam schließlich in seine Obhut. Seit 32 Jahren war in den Räumen nichts mehr verändert worden. Doch die Entscheidung zur Umwandlung in eine Easy-Apotheke machte sich Fritsch nicht leicht. „Ich komme ja aus der klassischen Landapotheke und hatte den direkten Vergleich. Ob das Konzept auch auf dem Land Sinn ergibt, habe ich lange überlegt.“

Der alten Tradition gemäß bestand das Mobiliar aus schwerem, rustikalen Eichenholz, die Beleuchtung war eher gedämpft. Fritsch entfernte die alte Einrichtung komplett, ein neuer großer Anbau entstand. Die Höhe der Investitionskosten möchte er nicht nennen. Nur so viel verrät er: „Das war ja die Apotheke meines Vaters, da gibt man ein bisschen mehr aus, als es wirtschaftlich vielleicht vernünftig gewesen wäre.“ Nach den umfangreichen Arbeiten eröffnete die Easy-Apotheke Wörth im Dezember 2016 ihre Pforten. Gefeiert wurde erst im März. „Da konnten wir auch den Kommissionierautomaten in Betrieb nehmen.“ Die Schloss-Apotheke wird jetzt von seiner Frau geführt.

Die Umfirmierung machte sich Fritsch zufolge sofort in den Umsatzzahlen bemerkbar: „In den ersten drei Monaten hatten wir bereits ein Plus von 25 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr“, berichtet der Apotheker. „Der Bonwert stieg um mehr als 30 Prozent.“

Für den Erfolg spielen nach seiner Einschätzung mehrere Faktoren eine Rolle: „Bei den Kunden gilt die Easy-Apotheke als hochwertig. Sie sehen die gesamte OTC-Ware in ansprechender Präsentation. Wir können Sortimente etwa im Kosmetikbereich vorhalten, die aus der klassischen Apotheke verschwunden sind“, so Fritsch. „Zudem findet in den Easy-Apotheken wesentlich mehr Beratung statt, der Kunde nimmt uns als kompetent wahr.“ Das motiviere wiederum seine PTA, die die Arbeit auch in der herkömmlichen Vor-Ort-Apotheke kennen.

So viel Begeisterung ist selten. Mit nunmehr drei Apotheken zählt Fritsch aber sicher auch zu den Vorzeigeapothekern der Kooperation. Das Konzept ist aus seiner Sicht ein guter Kompromiss zwischen klassischer Offizin und der Konkurrenz aus dem Web. „Absolute Schnäppchenjäger wissen, dass sie die Ware im Internet günstiger bekommen, aber auch bei uns zu einem fairen Preis erhalten und überdies noch in die Hand nehmen können.“

Die Kundschaft sei im Durchschnitt jünger als früher in der Marien-Apotheke. „Aber auch ältere Kunden haben keine Berührungsängste mehr und sind viel im Internet.“ Die mittlerweile von seiner Frau geführte Schloss-Apotheke habe für ihn überraschend keine Umsatzeinbußen zu verzeichnen. „Sie hat sich neue Kunden aus der Umgebung erschlossen.“

Nach der Erfahrungen in Wörth denkt Fritsch jetzt darüber nach, auch die Linden-Apotheke in Ergolding in eine Easy-Apotheke umzuwandeln.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
E-Rezept beim Einkaufen einlösen
Terminal: Abholautomat als „i-Tüpfelchen“
Mehr aus Ressort
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Apothekenpläne: Muttis meutern bei dm
Kampagnenmotiv für Apotheken
Noventi verschickt Weihnachtsplakate

APOTHEKE ADHOC Debatte