Die eigene Apotheke umzubauen, kann schnell zum Albtraum werden. Sind die Handwerker erst einmal im Haus, ist Chaos vorprogrammiert. Abgesehen davon drohen erhebliche Umsatz- und Kundenverluste. So mancher Kollege gibt seiner alte Einrichtung mehr Zeit, als sie verdient hätte. Bei Avie hat man den Bedarf erkannt und ein Konzept entwickelt, mit dem sich die Offizin an einem einzigen Wochenende rundum erneuern lässt.
37 Jahre ist es her, dass Firmenchef Edwin Kohl sich als Reimporteur selbstständig gemacht hat. Seitdem hat er immer wieder den Standort gewechselt oder neu konzipiert – weil der Platz nicht mehr ausreichte oder weil er mit dem ökologischen Fortschritt mithalten wollte. „Wir sind keine Ladenbauer, aber wir haben viel Erfahrung, was den Umbau im laufenden Betrieb angeht. Dieses Wissen wollen wir mit den Apotheken teilen.“
Im April 2015 gab Jeanette Gieche den Schlüssel zur Mirbach-Apotheke in Berlin Friedrichshain ab. Die Einrichtung war in die Jahre gekommen, Gieche hatte sich von der Systemzentrale zum Wochenendumbau überzeugen lassen. Am Donnerstag nach Ladenschluss wurde ausgeräumt, am Freitag war die Offizin komplett leer und der Fußboden konnte ausgegossen werden.
Ab Samstag wurde wieder eingeräumt, jetzt glaubte Gieche erstmals daran, dass der ehrgeizige Plan aufgehen könnte. Am Montag konnten staunende Mitarbeiter nicht weniger überraschte Kunden bedienen. „Eigentlich waren immer drei Gewerke gleichzeitig in der Apotheke zugange“, sagt Gieche. „Alleine dieses Nebeneinander zu koordinieren, hätte ich nie geschafft.“
Laut Kohl erfordert der Wochenendumbau eine „generalstabsmäßige Vorbereitung“. Alle Schritte waren minutiös geplant; mit einer Teleskopkamera hatte das 20-köpfige Team vorab sogar hinter die Zwischendecken geschaut, um Überraschungen auszuschließen. Abschließbare Kisten, um die ausgeräumte Ware verpacken zu können, hatte das Team aus Merzig mitgebracht, genauso wie Listen, die das Einräumen erleichtern sollten.
Um ungestört bis drei Uhr nachts arbeiten zu können, wurden im Vorfeld sogar Informationsflyer und Ohrstöpsel in der Nachbarschaft verteilt. Im Notfallplan waren nahe gelegene Krankenhäuser und Ersatzhandwerker aufgelistet. „Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein Abweichen vom Plan“, sagt Kohl. „Man muss alles bis ins Letzte durchdenken und dann 1:1 umsetzen.“
Kohl sieht es als seine Aufgabe, die Auftragnehmer zu koordinieren und zu qualifizieren. In der Laborapotheke in Merzig seien in den vergangenen zwei Jahren viele Konzeptbausteine ausprobiert worden, sodass die geballte Wochenendaktion sogar preiswerter sei als der Umbau in Eigenregie. Größter Unterschied seien ohnehin die Umsatzausfälle, sodass sich je nach Standort schnell ein Unterschied von einer Viertelmillion Euro ergebe.
Vier Apotheken wurden bereits im Wochenendumbau umgerüstet, dazu kommen 16 Neugründungen, die nach dem Konzept eingerichtet wurden. Mittlerweile gibt es eine Warteliste, für Avie ist der Wochenendumbau auch ein Vertriebsinstrument – und entsprechend Chefsache: „Ich bin fest entschlossen, mit Avie zu wachsen“, sagt Kohl.
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