Abholapotheken für Apo-Rot Carolin Bauer, 23.02.2016 09:08 Uhr
Im Einzelhandel können Online-Bestellungen bei verschiedenen Geschäften längst vor Ort abgeholt werden. Diese kanalübergreifende Vernetzung ist in Apotheken kaum ein Thema. Für Kooperationen mit einer Versandapotheke könnte das Modell zusätzliche Kunden in die Offizin bringen. Die Versandapotheke Apo-Rot bietet den Service „Click & Collect“ bereits an. Einige Partner-Apotheken sind aber auch skeptisch.
Media-Markt, Hugendubel, Karstadt: Immer mehr Handelsketten stellen ihre Kunden bei Online-Bestellungen vor die Wahl, die Ware auch vor Ort in einer Filiale abholen zu können. Voraussetzung ist ein Online-Shop, ein einheitliches Preissystem und die nötige Technik und Logistik, um die Standorte zu erreichen.
Im Apothekenmarkt gibt es bekanntlich keine Ketten. Die Vernetzung von Online- und Präsenzgeschäft ist für Kooperationen offenbar kaum interessant. Apo-Rot bietet den Service an. „Die Apotheken haben immer noch Angst, dass Kunden in das Internet abwandern“, sagt Geschäftsführer Christian Strauch. Dies sei jedoch nicht der Fall. Acht von zehn wollten lieber in einer Vor-Ort-Apotheke einkaufen.
Apo-Rot-Kunden können bei der Bestellung über die Versandapotheke angeben, die Arzneimittel bei einer der 23 Apo-Rot-Apotheken kostenfrei abzuholen. Den Service gibt es bereits seit 2008. Entscheidet sich ein Kunde für die Vor-Ort-Abholung, wird die ausgewählte Apotheke per E-Mail über die Vorbestellung informiert. Der Kunde wiederum erhält eine Benachrichtigung, wenn die Produkte bereitstehen. Die Ware wird zwei Wochen reserviert. Bezahlt wird vor Ort.
Der Service ist für das komplette Sortiment möglich. Hat eine Partner-Apotheke eine Bestellung nicht vorrätig, werden die Produkte aus dem Zentrallager in Hamburg-Bahrenfeld zur Apotheke geschickt. Auf der Internetseite muss Apo-Rot bei der Vorbestellung Filial- und Kooperationsapotheken aus rechtlichen Gründen voneinander trennen. „Es darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass es sich bei allen um Filialen handelt“, sagt Strauch.
In der Apo-Rot Bacchus Apotheke von Haydar Akin in Neustadt an der Weinstraße wird der Service regelmäßig genutzt. Zwei- bis dreimal täglich gingen Vorbestellungen aus dem Internet ein, sagt er. Die Zahl sei stabil. „Das Angebot ist eine gute Ergänzung und man gewinnt dadurch neue Kunden“, sagt er. Bei den Bestellungen handele es sich vor allem um wenig gängige Präparate.
Die Hamburger Apo-Rot Apotheke am Rothenbaum, Stammsitz der Versandapotheke, verzeichnet laut Strauch rund 200 Vorbestellungen täglich. „Wir können Partnern helfen, die Kunden digital abzuholen und in die Apotheke vor Ort zu lotsen.“ Das Konzept werde angesichts der niedrigeren Apothekendichte gerade in ländlichen Gebieten gut angenommen. Gerade dort werde das Internet häufig als Informationsquelle genutzt.
Strauch wünscht sich im Apothekenmarkt mehr Mut zum Digitalen. Die Reaktion der Vor-Ort-Apotheke bestehe darin, vielleicht einmal eine Homepage oder einen Facebook-Auftritt anzubieten. „Das digitale Angebot in der Branche ist schwerfällig.“ Digitalisierung sei mittlerweile sogar bei den Krankenkassen angekommen. Bei der Verzahnung von Versand und Vor-Ort könne der Fokus beispielsweise auf die Beratung gelegt werden.
Für die Vernetzung des Internetshops und der Partnerapotheken arbeitet Apo-Rot mit Pharmatechnik zusammen. Ähnliche vorherige Bestellkonzepte wie Dedendo seien an einer einheitlichen Software gescheitert, so Strauch. „Die Kunden haben bei diesem Portal nie den individuellen Preis der einzelnen Apotheke gesehen.“ Auch bei DocMorris sei „Click & Collect“ mit dem Verkauf an Zur Rose Geschichte.
Die erste Apo-Rot Partnerapotheke wurde 2006 eröffnet. Die Versandapotheke verschickt täglich rund 8500 Pakete in das In- und Ausland. Insgesamt beschäftigt Apo-Rot rund 450 Mitarbeiter. Der Versandhandel ist an die Apotheke am Rothenbaum von Birgit Dumke angegliedert. Seit drei Jahren werden in einer Kosmetiklounge in Hamburg Behandlungen und Produkte angeboten.