Weibliche Existenzgründerinnen investieren im Schnitt weniger in Apotheken als ihre männlichen Kollegen. Doch die Lücke wird kleiner, wie eine aktuelle Auswertung der Apobank zeigt. „Bei der Übernahme einer Apotheke zeigt sich bei den weiblichen Pharmazeuten aktuell ein Trend zu höheren Investitionen und komplexeren Unternehmensformen“, so das Geldhaus, das die Daten seiner jährlichen Studie zu Apothekengründungen einem Geschlechtervergleich unterzogen hat.
Im Durchschnitt investieren weibliche Existenzgründer demnach 50.000 Euro weniger in eine übernommene Apotheke – doch der Abstand zu den männlichen Kollegen wird geringer. Denn während die Investitionssumme bei männlichen Pharmazeuten in den vergangenen Jahren recht konstant geblieben ist, ist der Anstieg bei den weiblichen Kolleginnen im vergangenen Jahr besonders kräftig ausgefallen: Von knapp 500.000 Euro stieg er auf 580.000 Euro – 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Männer investieren demnach rund 630.000 Euro.
Die Investitionsunterschiede zwischen Frauen und Männern seien 2018 fast ausschließlich auf unterschiedlich hohe Übernahmepreise zurückzuführen, erklärt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik der Apobank: „Aus unseren Beratungsgesprächen wissen wir, dass viele Frauen bislang vor allem nach kleineren Apotheken, mit entsprechend niedrigeren Umsätzen und dementsprechend niedrigeren Übernahmepreisen Ausschau hielten.“ Das ändere sich aber in den letzten Jahren zusehends. „Mittlerweile beobachten wir, dass zunehmend auch Frauen größere Apotheken übernehmen“, so Zehnich. So habe vergangenes Jahr knapp jede vierte Existenzgründerin in eine hochpreisige Apotheke investiert und einen Kaufpreis von mehr als 600.000 Euro gezahlt.
Ein weiterer Grund für die unterschiedlichen Investitionssummen liegt in der Struktur der übernommenen Betriebe: So hatten Männer traditionell eher ein Auge auf Verbünde geworfen, Frauen eher auf Einzelapotheke. Doch auch das ändert sich mittlerweile: In den letzten Jahren ist der Anteil der Frauen, die in Verbünde investieren, kontinuierlich angestiegen und lag 2018 bereits bei zwei Dritteln.
Trotzdem dominieren Männer der Apobank zufolge noch das Expansionsgeschäft: 60 Prozent der Filialgründungen, die das Institut vergangenes Jahr begleitete, wurden von Männern durchgeführt. Dabei spiele aber nicht nur eine „tendenziell höhere Expansionsbereitschaft der Männer“ eine Rolle, sondern auch die höhere Zahl an bereits niedergelassenen Apothekern. Unter den Inhabern liegt der Männeranteil nämlich bei 51 Prozent – laut ABDA beträgt der Anteil der Frauen an allen Pharmazeuten in öffentlichen Apotheken bei 73 Prozent. Der Anteil der Männer an den Inhabern dürfte aber in den kommenden Jahren weiter zurückgehen. Zumindest legen das Gründer- und Studierendenzahlen nahe: 2018 betrug der Anteil der weiblichen Gründer der Apobank zufolge 62 Prozent, unter den Pharmaziestudierenden ist der Frauenanteil noch höher.
Zwar werden Gründer geschlechtsunabhängig immer jünger. Der Abstand zwischen den Geschlechtern beim Alter zur Zeit der Existenzgründung ist allerdings stabil geblieben: Frauen entscheiden sich demnach knapp drei Jahre später für die Übernahme einer Apotheke. Werden Männer im Durchschnitt mit 34,7 Jahren Inhaber, sind es Frauen mit 37,4 Jahren.
Die aktuellen Zahlen entstammen der jährlichen Apobank-Studie zu Apothekengründungen. Die wiederum basiert auf einer Stichprobe von rund 330 Apothekengründungen, die durch die Apobank im Jahr 2018 begleitet wurden. Die Studie gewährt einen Einblick in die betriebswirtschaftlichen Trends der Branche: So zeigt sie beispielsweise den seit Jahren steigenden Preis für Übernahmen auf – gemeinsam mit der sinkenden Apothekenzahl ein Indikator für die Konzentrationsprozesse auf dem Apothekenmarkt.
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