Apothekenexklusivität

Frei Öl geht zu dm

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Berlin -

Der Kosmetikhersteller Walter Bouhon geht mit seiner Marke Frei Öl in den Drogeriemarkt. Wie Geschäftsführer Thomas Bauer bestätigt, werden die Produkte ab September in Märkten der Drogeriekette dm zu finden sein. Der Grund: Junge Frauen und Mütter erreiche man in den Apotheken nicht mehr.

Bislang war Frei Öl nur in Apotheken erhältlich. Doch das Einkaufsverhalten der Konsumenten habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert, erklärt Bauer. „So ist es für uns unabdingbar, dass wir auch dort präsent sind, wo sich jüngere Zielgruppen bewegen, wenn es um Pflege und Kosmetikprodukte geht.“

Und das ist nach Ansicht des Herstellers eben nicht mehr die Offizin: „Ein relevanter Teil der Verbraucherinnen, die zum Beispiel ölbasierte Pflegeprodukte suchen und kaufen, tun dies außerhalb der Apotheke“, so Bauer. „Hinzu kommt, dass Mütter, die in der Schwangerschaft Frei-Öl-Nutzerinnen waren, nach der Geburt einen Großteil ihrer Pflege sowie Kinderpflegeprodukte im Drogeriemarkt erwerben und nicht mehr in der Apotheke abgeholt werden können.“

Dass die Aufgabe der Apothekenexklusivität bei den Apothekern nicht nur gut ankommen dürfte, darüber macht sich Bauer keine Illusionen: „Uns ist bewusst, dass die Öffnung für neue Vertriebswege ein sensibles Thema ist, wir glauben aber fest daran, dass wir im Zusammenspiel mit einer starken Medienpräsenz sowie einer breiteren Verfügbarkeit die Markenbekanntheit steigern und somit auch positive Impulse für die Umsätze in Apotheken geben können.“

Bauer äußerte sich auf Nachfrage nicht konkret, in welchem Umfang er Umsatzverschiebungen erwartet. Zu den Geschäften in Drogerien – dm ist erst der Anfang – sagt er lediglich: „Es handelt sich hier um einen Ausbau der Vertriebswege. Jeder generierte Mehrumsatz kommt der Markenbildung und damit allen Vertriebskanälen zu Gute.“

Das Engagement in der Apotheke soll laut Bauer allerdings „in Quantität und Qualität“ gleich bleiben. Das komplette Sortiment werde auch weiterhin für alle interessierten Apotheken verfügbar sein, ebenso Schulungen oder Aktionen.

Und wie sollen die Apotheker „bei Laune gehalten“ werden? Bauer: „Die Formulierung ‚bei Laune halten‘ entspricht nicht unserem Verständnis der Zusammenarbeit mit Apotheken, die wir als starke Partner sehr schätzen. Wir machen mit unseren Produkten – aus unserer Sicht – ein attraktives Angebot.“ Das Unternehmen stehe für höchste Qualität und Verbrauchervertrauen. Walter Bouhon will auch seine Medienpräsenz weiter ausbauen. „Gleichzeitig bieten wir weiterhin interessante apothekenexklusive Aktionen“, kündigt Bauer an.

Mit einer dieser Aktionen hatte der Hersteller im vergangenen Herbst allerdings etliche Apotheker vor den Kopf gestoßen. Anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums verschickte Frei Öl an etwa 12.000 Apotheken ein limitiertes Pflegeöl in Goldverpackung. Doch das Geschenk hatte einen Haken: Die Apotheker bekamen laut Begleitkarte automatisch ein kostenpflichtiges HV-Display zugeschickt, sollten sie nicht aktiv widersprechen. Kosten: 48,11 Euro.

Obwohl es viel öffentliche Empörung gab, war man in Nürnberg versucht, sich keine Unsicherheit anmerken zu lassen. Insgesamt sei die Aktion „extrem gut“ angekommen, hieß es Ende September. Man habe neue Apotheken gewonnen und mehr Bestellungen als üblich registriert. Wie viele HV-Aufsteller am Ende tatsächlich ausgeliefert wurden, wurde jedoch nicht verraten.

1951 hatte der Apotheker Walter Bouhon sein Unternehmen gegründet. Eigentlich wollte sich der Pharmazeut auf Fertigarzneimittel konzentrieren, die Erfolge feierte er jedoch mit der Marke „Freiöl“. 1966 kam das erste Kosmetikprodukt, ein Massageöl für Schwangere, auf den Markt. Im Jahr 2004 wurde das „Öl“ im Namen gestrichen, die Produkte firmierten nur noch unter „Frei“. Zum 50-jährigen Jubiläum des Pflegeöls 2016 wechselte das Nürnberger Familienunternehmen zurück zum ursprünglichen Namen.

Die Marke Frei Öl hat in den Apotheken in den vergangenen zehn Jahren an Bedeutung verloren, die Umsätze haben sich in den vergangenen Jahren mehr als halbiert auf rund 10 Millionen Euro.

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