Amazon: Eucerin kennt keine Grenzen APOTHEKE ADHOC, 23.05.2015 07:49 Uhr
Ob ebay oder Amazon: Die Versandapotheken haben die einschlägigen Marktplätze im Internet längst entdeckt. Bei Freiwahlprodukten treffen sie mitunter auf ungewohnte Konkurrenz – mehr oder weniger seriöse Online-Händler aus dem In- und Ausland, die sich um Apothekenexklusivität oder Depotverträge nicht weiter scheren.
Beispiel Eucerin, Stichprobe vom Freitag: Rund 50 Anbieter gehören zu den Topsellern der Marke, nur 20 davon sind zugelassene deutsche Versandapotheken. Die Hälfte der insgesamt 2600 Angebote ist einem mutmaßlichen Depotpartner zuzuordnen, die übrigen dürften in der Kundendatenbank des Herstellers Beiersdorf nicht zu finden sein.
Zu den legalen Anbietern gehören unter anderem Apo-Discounter, Aponeo, Arzneiadler, Biber Express, Bodefeld-Apotheke, Eurapon, medikamente-per-klick, Mycare und Shop-Apotheke. Außerdem sind Topseller aus Deutschland gelistet, die offensichtlich keine Apotheke sind: „Gebrauchsinfo“ aus Thüringen und „Pentamax“ aus Nordrhein-Westfalen.*
Unter den ausländischen Eucerin-Verkäufern haben die Amerikaner die Nase vorn: Auf insgesamt knapp 400 Angebote kommen „ABC Wholesale“ und „Solutions!“ aus New York, „FHL Store“ und „M&E Store-USA“ aus San Francisco sowie „USA-Shop“ aus Tennessee.
Ebenfalls stark vertreten sind mit insgesamt 200 Angeboten Anbieter aus Frankreich: „Universpara“ aus Le Muy, „Cocooncenter“ aus Châlons en Champagne, „Compoir Santé“ aus Bordeaux, „Kity Pharma – Pharmacie de l'Hotel de Ville“ aus Aix en Provence, „mapharmacienne“ aus Nantes, „Pharmacie Lescombes“ aus Eysines und „Votre pharmacien“ aus La Seyne sur Mer.
Auf knapp 200 Angebote kommen außerdem britische Verkäufer, denen man ihre Herkunft teilweise nicht ansieht: „Beauty at hand“ aus Glasgow, „Cooking Marvellous DE“ aus Shropshire, „Deutschland Apotheke Direkt“ und „UK Pharmacy Direct“ aus Leicestershire, „Greens Pharmacy“ aus Rossendale, „Innox Handel GB“ aus Lancashire sowie „Killicharm Store“ und „My Pharma“ aus Northamptonshire.
140 Mal sind die beiden polnischen Anbieter „IRook“ aus Rokietnica und „Virunga“ aus Wielkopolska vertreten. „Farmacosmo“ aus Neapel hat rund 70 Eucerin-Angebote bei Amazon, die drei spanischen Anbieter „parafarmacia“ aus Malaga, „Beauty on web EU“ aus Madrid und „Farmaconfianza Online“ aus Barcelona kommen auf 50 Angebote, genauso wie BoxofColor aus Portugal.
In der Regel geht der Auftrag direkt an die Topseller; mitunter wird der Versand aber auch über Amazon abgewickelt. Einige wenige Eucerin-Produkte hat der Konzern sogar selbst im Angebot.
Eucerin wird laut Beiersdorf in mehr als 60 Ländern vertrieben, jeweils exklusiv über Apotheken. Allerdings taucht die Marke immer wieder auch in Drogeriemärkten wie dm auf. Um den Graumarkt einzudämmen, hatte der Konzern hierzulande 2009 einen Depotvertrag aufgelegt, den mittlerweile rund 18.000 Apotheken unterzeichnet haben. Vor zwei Jahren wurden die Vorgaben für Versandhändler und Exporteure verschärft.
2014 hat Eucerin erstmals Vichy als größte Marke im Bereich der Apothekenkosmetik verdrängt: Weil die Umsätze laut IMS Health nur um 1,7 Prozent auf 134 Millionen Euro (Apothekenverkaufspreise) rückläufig waren, L'Oréal sich bei Vichy aber mit 4 Prozent weniger zufrieden geben musste (132 Millionen Euro), zog die Beiersdorf-Marke vorbei. Insgesamt wurden in den Apotheken Kosmetika im Wert von 1,35 Milliarden Euro verkauft, der Versandanteil liegt mittlerweile bei 14 Prozent.
* Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags war auch Aposparer als Topseller aus Deutschland gelistet, der keine Apotheke ist. Tatsächlich gehört der Webshop zur Linden Apotheke von Michael Spiegel. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.