Apotheken werben mit Pharmaherstellern Janina Rauers, 19.04.2011 11:37 Uhr
Aktionsflyer, Anzeigen und Plakate - Imagewerbung und Aktionsprogramme sind für Apotheken aufwändig, vor allem aber teuer. Kaum ein OTC-Hersteller gibt noch Werbekostenzuschüsse, wenn kein zusätzlicher Abverkauf belegt wird. Einzelne Apotheken haben es grundsätzlich schwerer, sich beim Außendienst Gehör zu schaffen. Wer sich dagegen für eine Kooperation entscheidet, hat wenig Einfluss auf die beworbenen Inhalte. Eine dritte Alternative soll den Apotheken nun die Individualität zurückgeben: Als B2B-Schnittstelle will die Firma Locatus Apotheker und Hersteller bei der Werbung zusammenbringen.
Über eine Internetplattform sollen Apotheker ab morgen in Eigenregie Werbematerialien und Aktionsangebote erstellen können - auch die einzelnen Präparate können individuell ausgewählt werden. Die Hersteller können Zuschüsse geben, wenn ihre Präparate berücksichtigt werden, und erhalten so eine interessante Alternative zur eigenen, flächendeckenden Kampagne.
Die Apotheken zahlen Locatus eine monatliche Nutzungsgebühr von 300 Euro; bestellten sie Werbematerialien bei den angeschlossenen Dienstleistern, gibt es einen Nachlass von 150 Euro. Auf der Internetplattform lädt der Apotheker zunächst seine Daten und Motive hoch; anschließend zeigt Locatus die gewünschten Designvarianten an.
Präparate von Vertragspartnern werden bevorzugt berücksichtigt: Für einen Flyer mit einer Auflage von 5000 Stück etwa berechnet Locatus zum Start 330,50 Euro; wirbt der Apotheker für drei Präparate, die der Dienstleister vorschlägt, gibt es einen Bonus von 96 Euro.
Locatus setzt darauf, dass die Apotheker die Vorschläge mit den Produkten der Industriepartner übernehmen. Schließlich seien Präparate führender Hersteller dabei, sagte Armin Hirth, der das Unternehmen gemeinsam mit Michael Eisele gegründet hat. Beide Manager kommen von der Anzag-Kooperation vivesco und haben ihre eigene Sicht auf die Dinge: „Die wenigsten Apotheken mögen ihre Dachmarke“, sagt Hirth. Gemeinsam mit Eisele will er Apothekern eine günstigere Alternative anbieten. Eine Einkaufsgruppe ist nicht geplant.
Hirth und Eisele haben für ihr Projekt prominente Partner an Bord: Mit dabei sind „MW Office“, eine der führenden Werbeagenturen in der deutschen Pharmalandschaft, und Pharmaplace, ein Zusammenschluss mehrerer Pharmaunternehmen, die gemeinsame Einkaufsverträge mit Dienstleistern aushandeln. Offiziell traut sich bislang kein Hersteller als Partner von Locatus aus der Deckung. Laut Hirth sind zum Start vier Firmen mit dabei. In einem Jahr will das Unternehmen 15 OTC-Hersteller unter Vertrag haben - und mindestens 1000 Apotheken.