CC Pharma: Back to the roots Carolin Bauer, 07.08.2015 14:48 Uhr
CC Pharma muss sich gesund schrumpfen. Vor zwei Wochen wurde ein drastischer Stellenabbau angekündigt, vor allem die Produktion ist betroffen. Der rheinland-pfälzische Reimporteur hatte zuletzt deutlich an Umsatz eingebüßt. Mit einem neuen Geschäftsführer und schlankerer Mannschaft will man in Densborn die Probleme hinter sich lassen.
Die Gründe für den Kahlschlag sind vielfältig. Ein Problem sei die Beschaffung von Arzneimitteln, sagt Betriebsratsvorsitzender Walter Zajdziuk. „Wir erhalten derzeit Ware in so geringen Mengen, dass wir uns gerade über Wasser halten können.“ Deshalb komme von den 160 entlassenen Beschäftigten die Mehrheit aus der Produktion.
Zuletzt seien Mitarbeiter sogar nach Hause geschickt und weiter bezahlt worden, sagt Zajdziuk. Bereits vor Jahren musste der Reimporteur die Reißleine ziehen: 2010 sei eine komplette Schicht geschlossen und ein halbes Jahr später wieder aufgebaut worden, so der Betriebsratschef.
Fast 40 Prozent der Mitarbeiter werden zum 31. Oktober nach Hause geschickt. Im Unternehmen verbleiben 260 Beschäftigte. Das Team halte zusammen, so Zajdziuk. Die Entscheidung über den Einschnitt beim Personal sei fair abgelaufen. Ein Teil der Betroffenen könne bereits wieder hoffen: Die Arbeitsagentur habe angekündigt, viele offene Stellen zu haben. Ein Großteil der Angestellten sei bereit gewesen, die Abwicklungsverträge zu unterzeichnen. Im verabschiedeten Sozialplan sei außerdem offen gelassen worden, Betroffene im kommenden Jahr wieder einzustellen.
Vor allem der schwache Euro macht dem Reimporteur zu schaffen: „Die Engländer haben vor allem den Markt mit hochpreisigen Produkten geräubert“, sagt Zajdziuk. Auch der Herstellerabschlag belastet das Geschäft laut Firmenangaben weiter, da er die Preisdifferenz schmälert. Außerdem kommt aus Griechenland keine Ware mehr. Schließlich hatte CC Pharma in den vergangenen Monaten angesichts der Diebstähle von Italien-Ware mit mehreren Rückrufen zu kämpfen.
Anfang Juni haben die Gesellschafter eingegriffen und die Unternehmensberatung Conzima engagiert. Und damit auch Dr. Manfred Ziegler an die Spitze des Reimporteurs gesetzt. Der Betriebswirt hatte die Firma aus dem bayerischen Wiggensbach 2007 gegründet. Conzima ist auf die Unterstützung von Unternehmen in schwierigen Situation spezialisiert.
Dr. Ulrich Eggert musste seinen Platz räumen. Der ehemalige Deutschlandchef von Astellas hatte erst im Oktober vergangenes Jahr die Führung übernommen. Auch sein Vorgänger, Ralf Kurenbach, konnte sich nicht lange an der Spitze halten. Der Betriebswirt und gelernte Informationstechniker war 2012 als Marketing- und Vertriebsleiter von Orifarm zum Reimporteur gekommen. Er hatte im August 2013 von dem langjährigen Geschäftsführer Norbert Klein übernommen.
CC Pharma hatte sich in der Branche lange auf hochpreisige Medikamente in den Bereichen Onkologie, HIV oder Zytostatika spezialisiert, die wegen des Abschlags aber nicht mehr kostendeckend erhältlich sind. Die vergangenen Geschäftsleitungen hätten das Portfolio ausgerechnet bei den Kernprodukten um rund die Hälfte reduziert, ohne flankierende Maßnahmen zu treffen, so Ziegler.
Künftig will sich CC Pharma wieder stärker spezialisieren. Das Sortiment wurde um ein Viertel auf 1500 Produkte gekürzt. Im Fokus sollen künftig wieder Krebsmedikamente sowie Betäubungsmittel, hochwertige Kosmetik und Tierarzneimittel stehen. Die Maßnahmen seien mit den finanzierenden Banken abgestimmt. Das Unternehmen will mit der neuen Ausrichtung die Produktivität pro Mitarbeiter innerhalb eines Geschäftsjahres um mehr als die Hälfte steigern.
In den den ersten sechs Monaten des Jahres musste CC Pharma Umsatzverluste hinnehmen. Der Marktanteil lag im Juni bei 8 Prozent; vor zwei Jahren waren es noch 14 Prozent gewesen. Insgesamt war das Geschäft mit Reimporten rückläufig. Auch Branchenprimus Kohlpharma sowie die Nummer 2, Emra, mussten Anteile abgeben, weil die kleineren Anbieter zulegten.
CC Pharma wurde 1999 gegründet und gehört Klaus-Wilhelm Gerke und seiner Tochter Alexandra Gerke, die Geschäftsführerin von Pharma Gerke ist, sowie Dr. Thomas Weppelmann. Seit 2006 sitzt die Firma in Densborn in der Vulkaneifel. 2009 entstand ein weiteres Gebäude mit Lager-, Produktions- und Büroflächen.