Das Phänomen Bienen-Apotheken APOTHEKE ADHOC, 18.11.2015 10:31 Uhr
München ist für Apotheker ein schwieriges Pflaster: Alteingesessene Familien haben in den einzelnen Stadtteilen das Ruder fest in der Hand, Einkaufszentren funktionieren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur unter großen Anstrengungen, außerdem hat die bayerische Landeshauptstadt eine recht hohe Apothekendichte. Entsprechend schwierig hatten es seit jeher Franchisekonzepte wie DocMorris oder easy. Nur die Bienen-Apotheken haben es als regionales Phänomen zu einer gewissen Verbreitung geschafft.
Hinter dem Konzept steht der Apotheker Michael Grintz. In den 1990er-Jahren gründete er zusammen mit seiner Studienkollegin Angela Maier eine OHG und eröffnete die ersten Bienen-Apotheken in Sendling. Bis 2006 besetzen die beiden Pharmazeuten vier Standorte.
Ursprünglich hatte Grintz mit anderen prominenten Apothekern aus München einen zentralen Einkauf auf die Beine stellen wollen, doch als die Filialisierung erlaubt wurde, verloren die Partner das Interesse. So übernahm Grintz den bereits gegründeten Firmenmantel und widmete ihn um zur eigenen Systemzentrale.
So begann das Ausschwärmen. Einen Experten für Gewerbeimmobilien an Bord, konnten sich die Bienen zahlreiche Standorte sichern. 2007 gründen Constanza Hagn und Dr. Stefan Landshammer die Bienen-Apotheke Pasing OHG. Beide Pharmazeuten hatten als Praktikanten bei Grintz angefangen. Zu den späteren Bienen-Apothekern gab es zum Teil ebenfalls persönliche Verbindungen.
Man kennt sich bei den Bienen – und man arbeitet eng zusammen. Die Systemzentrale schließt seit 2007 Verträge mit allen möglichen Dienstleistern, unterstützt bei Verhandlungen mit dem Großhandel und Herstellern und liefert Marktanalysen und Marketingkonzepte. Mehrere Softwarehäuser hat Grintz in den Apotheken bereits getestet, mit Pharmatechnik ist Grintz vor Gericht.
Zentral werden außerdem Personalfragen geregelt – vom Vorstellungsgespräch bis zur zentralen Einsatzplanung. Dafür hatte Grintz nach eigenen Angaben sogar vorab mit dem Kartellamt gesprochen. Die angeschlossenen Apotheken profitieren auch von einer gemeinsamer QMS-Lösung sowie gemeinsamen Fortbildungsmaßnahmen.
Nicht alle Standorte entwickelten sich erfolgreich – seit 2011 sank die Zahl von 24 auf zuletzt 21, wobei sich hinter dem Netto-Verlust ein reges „Standortwechseldich“ verbirgt. Mehrere Bienen-Apotheken wurden zum Teil nach kurzer Zeit wieder geschlossen, an anderen Standorten entstanden neue Apotheken. Parallel gab es immer wieder Strohfeuer: Die „Apothekerei“, ein Zusammenschluss mit Farma-plus wurde wieder aufgelöst, auch der Bienen-Apothekenbus blieb bislang in der Garage. Ordermed hatte Grintz zur Heimversorgung eingesetzt.
Später rächte es sich, dass einige Apotheker als Untermieter mit besonders günstigen Konditionen gelockt wurden. Hartnäckig hält sich seit Jahren das Gerücht, Phoenix sei bei den Bienen-Apotheken mehr als nur Top-Lieferant. Den Aufbau des Netzwerks soll der Konzern über eine Firma in der Schweiz finanziert haben; auch von einer Beteiligung der Bayerischen Landesbank ist die Rede.
Mit dem Ausscheiden von Wilhelm Posth als Vertriebsleiter der bayerischen Phoenix-Niederlassungen verlor Grintz einen wichtigen Kontakt beim Großhändler. Inder Chefetage in Mannheim ist man angeblich nicht gewillt, weiter Geld in das Projekt zu stecken. Anfang des Jahres übernahm ein Rechtsanwalt aus Mannheim die Firma, die die Mietverträge für die Bienen-Standorte hält. Die Franchiseverträge wurden parallel auf eine neue Firma übertragen – die Markenrechte hatte Grintz seit eh und je.
Für einige Mitglieder ist die neue Konstellation anscheinend weniger attraktiv. Zum Jahresende verlässt die Häfte der Apotheken das Bündnis und macht sich mit dem neuen Konzept Mary's selbstständig.
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