Apotheken-Franchise

Angriff auf Pluspunkt

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Berlin -

Nach außen wirkt Pluspunkt wie eine ganz normale Apothekenkooperation. Bundesweit gibt es etwa 50 Mitglieder, viele davon in Einkaufszentren. Doch jetzt droht dem Verbund Ärger: Ein ehemaliger Pluspunkt-Apotheker wirft der Systemzentrale vor, eine geheime Apothekenkette zu betreiben. Im Gerichtsverfahren um angebliche Mietrückstände will er erreichen, dass seine ehemaligen Kollegen als Zeugen das Ausmaß ihrer Abhängigkeit zu Protokoll geben. Pluspunkt weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Der Apotheker hatte ab 2003 die Pelikan-Apotheke im Mercado-Einkaufszentrum in Nürnberg geführt, 2008 kam die Pluspunkt-Apotheke in Erlangen dazu. Vor etwa zwei Jahren gab es Stress mit den Vermietern, den Firmen Suremo mit Sitz in Berlin und Ostenwaller mit Sitz in Leipzig. Geschäftsführer bei beiden Unternehmen ist Michael Patsch – der auch die Pluspunkt-Systemzentrale leitet.

Die Firmen machten Mietrückstände in Höhe von 780.000 Euro geltend – und bekamen vom Landgericht Nürnberg-Fürth (LG) in erster Instanz Recht. Der Pharmazeut musste nach Aussage seines Anwalts seine Apotheken räumen – den Standort in Nürnberg übernahm ein anderer Pluspunkt-Apotheker, die Filiale in Erlangen wurde geschlossen.

Der Apotheker ging darauf in die Gegenoffensive und legte Berufung ein. Im Verfahren warf er Suremo und Ostenwaller vor, das Gericht getäuscht zu haben: Die Mietverträge seien nur zum Schein geschlossen worden – in Wirklichkeit seien die Apotheken fremdbestimmt gewesen. Über Mietzahlungen und Leasingraten seien die Gewinne abgeschöpft worden.

Weitere Details über die Konstruktion will sein Anwalt derzeit angesichts des laufenden Verfahrens nicht verraten. Vor Gericht kündigte er aber bereits an, umfassende Beweise vorlegen zu können. Weitere Klagen wurden bereits gegen andere Firmen aus dem Umfeld gestellt.

Die Gegenseite bestreitet, dass es eine Abhängigkeit des Apothekers gegeben habe: „Die Vorwürfe sind böswillig aus der Luft gegriffen. Es gibt keine Fremdbestimmung“, sagt Patsch. Weder mit dem Apotheker in Bayern noch anderen Partnern gebe es geheime Verträge. Der Unternehmensberater ist über die Vorwürfe verärgert. Auch rechtliche Schritte schließt er nicht aus: „Wir lassen uns das nicht bieten. Das ist Rufschädigung.“

Neben den Miet- oder Lizenzverträgen bietet Patsch den Apotheken über die Leasinggesellschaft Mobeq auch Hilfe bei der Finanzierung. Letzteres sei mit einer Handvoll Kunden jedoch eher die Ausnahme und werde nicht mehr forciert, so Patsch. Kein Apotheker werde gezwungen, die Verträge abzuschließen.

Warum der ehemalige Pluspunkt-Partner die schweren Vorwürfe erhebt, weiß Patsch nicht. In den ersten Jahren habe es bei der Zusammenarbeit keine Probleme gegeben. Dann habe der Pharmazeut die Mietzahlungen eingestellt und sei in ökonomische Schwierigkeiten gekommen. „Er wollte sich auch nicht beraten lassen“, so Patsch, der Apotheken auch in unternehmerischen Fragen hilft.

Einen Zwischensieg hat der Apotheker aus Bayern mittlerweile errungen: Das OLG verwies den Fall zur Beweisaufnahme zurück an das LG. Dort werden sich die Richter nun mit den vertraglichen Vereinbarungen beschäftigen müssen. Der Anwalt des Apothekers will die Fremdbestimmung durch die Aussagen andere Pluspunkt-Apotheker auffliegen lassen – und erwartet, dass die ganze Konstruktion durchleuchtet wird.

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