Sechs große Touchscreens, direkt an den Kommissionierer gekoppelt – so sieht für Dirk Götze die Sichtwahl der Zukunft aus. Auf der Expopharm stellte Götze eine „vollautomatische virtuelle Sichtwahl mit Touchfunktion“ vor, die seine Firma „View'n'Vision“ entwickelt hat. Sie soll eingestaubte und unaufgeräumte Regale ersetzen.
„View'n'Vision“ bietet Touchmonitore in verschiedenen Größen an. Ein mittelgroßer Monitor mit einer Bildschirmdiagonale von 55 Zoll kostet beispielsweise 3900 Euro. Um rund zehn Meter Sichtwahl abzudecken, braucht es sechs solcher Bildschirme.
Auf den Monitoren werden die Arzneimittelpackungen und die Preise für die Präparate abgebildet. Diese würden automatisch mit den ABDA-Preisen abgeglichen, erklärt Götze. Auch Sonderangebote können mit dem System dargestellt werden.
Die Bildschirme sind mit dem Kommissionierer verbunden. Sie können zwar auch allein verwendet werden, sind aus Götzes Sicht aber in der Kombination mit einem Automaten „besonders interessant“: Mit dem Finger kann der Apotheker auf eine Packung tippen, die dann vom Kommissionierer geliefert wird.Auf den Bildschirmen können außerdem PowerPoint-Präsentationen oder Videos angezeigt werden. In Zukunft soll es möglich sein, aktuelle Fernseh- oder Radiowerbung automatisch in die virtuelle Sichtwahl einzuspielen. „Das muss vollautomatisch gehen, und das wird früher oder später auch gehen“, ist Götze überzeugt. Er plant außerdem bereits eine virtuelle Freiwahl, in der sich Patienten das Produkt digital anschauen können.
Die Vorteile liegen für Götze auf der Hand: „Keiner muss sich mehr kümmern, es ist immer ordentlich, nie eingestaubt.“ Die Sichtwahl müsse nicht mehr aufgefüllt oder aufgeräumt werden. „Der Apotheker muss so gut wie gar nichts mehr machen“, so Götze. Auf diese Weise könne auch Personal eingespart werden.Das Ein- und Umräumen passiert bei der virtuellen Sichtwahl am Computer: Die Software dafür ist webbasiert. Das bedeutet, der Apotheker meldet sich auf einer Website an und kann dann die Sichtwahl anschauen und verändern. Es können Vorlagen erstellt werden, die dann in mehreren Apotheken zum Einsatz kommen.
Die virtuelle Sichtwahl ist laut Götze weniger für kleine Apotheken, sondern eher für Filialverbünde interessant. „Da machen solche Systeme Sinn“, findet der Firmengründer. Zusätzlich zum Kaufpreis zahlen die Apotheken für die Wartung der Hardware und für die Software. Die monatliche Gebühr hängt von der Größe der Bildschirme ab, für einen 55-Zoll-Monitor werden beispielsweise 95 Euro im Monat fällig.Bislang hat „View'n'Vision“ Götze zufolge vier Apotheken in Deutschland mit der virtuellen Sichtwahl ausgestattet. Sieben weitere Projekte laufen demnach zur Zeit.
Vor anderthalb Jahren hatten Götze und sein Mitstreiter Markus Siegmann damit begonnen, das System zu entwickeln. Die Firma „View'n'Vision“ gründeten sie im August. Götze ist nach wie vor Inhaber des EDV-Anbieters Systemhaus Taunus, dass sich unter anderem auf Apothekentechnik spezialisiert hat. Siegmann studierte Informatik und war als SAP-Berater tätig. Er ist derzeit Geschäftsführer der Unternehmensberatung Trisolute.
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