Apothekeneinkauf

Online-Shop für Direktgeschäfte

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Berlin -

Wenn der Außendienst kommt, gibt es in der Apotheke viel zu besprechen: Retouren, Platzierungsrabatte, Neueinführungen, gegebenenfalls eine kurze Schulung. Für Bestellungen oder Bevorratungsaktionen bleibt dann oft nur wenig Zeit – sofern der für den Einkauf zuständige Mitarbeiter überhaupt da ist oder sich auf den Besuch vorbereitet hat. Wenn dann akuter Bedarf besteht, ist der Vertreter womöglich nicht zu erreichen. Erfahrungen, die der Berliner Apotheker Dr. Roland Schmidt gemacht hat – und die er mit seinem Bestellportal Apolino lösen will.

Über Apolino können Apotheken, die sich vorab mit ihrer Betriebserlaubnis registriert haben, einzelne Produkte und Aktionssortimente direkt bei den Herstellern bestellen. Die Konditionen sind hinterlegt, der Auftrag wird direkt an die Firma übermittelt, die Apotheken erhalten eine Kopie. Außerdem wird im System die Bestellhistorie gespeichert, sodass Recherchen und Wiederholungsaufträge jederzeit möglich sind.

Für die Apotheken ist der Service kostenlos, Apolino erhält vom Hersteller eine Provision für die vermittelten Aufträge. Das Portal ist seit Mitte Februar online, das Sortiment umfasst derzeit OTC- und Freiwahlprodukte sowie Hilfs- und Betriebsmittel.

Große Hersteller wie Aliud, Heumann, Omron, Uebe und TAD sind dabei, aber auch kleinere Anbieter wie Harras Curarina, Mercanitas, Herbasinica, Nelsons, Heinrich Klenk, Wira, Schmidt & Franke, Melsbach, Riesenrath sowie Dr. Junghans, Adebo und Ardo Medical. Mehrfach pro Woche gibt es einen sogenannten Apodeal, also ein besonderes Angebot, das Apotheker auf das Portal ziehen soll. Außerdem werden am unteren Bildschirmrand passende Produkte als Empfehlung angezeigt.

Insgesamt sind derzeit 1500 Artikel gelistet, mittelfristiges Ziel seien 7000, sagt Schmidt. Anstelle einzelner Sortimente sollen dann die kompletten Angebote der Hersteller abrufbar sein – inklusive Abbildung und Produktbeschreibung. Schon im Sommer sollen die ersten Rx-Präparate dazu kommen. Diese wurden, weil margenschwächer, in der ersten Runde ausgeblendet. Aktuell sei man auch in Gesprächen mit Zwischenhändlern wie Pharma Lupus, die Restposten und Kurzläufer über Apolino in den Markt bringen wollten.

Die Idee für Apolino kam dem Apotheker im Sommer 2013. Weder mit der 1998 neu gegründeten Friedrichstadt Apotheke noch mit der 2012 eröffneten Brandenburger Tor Apotheke gehört Schmidt einer Kooperation an; er muss sich daher um den kompletten Einkauf selbst kümmern und kennt die Niederungen des Alltags in diesem Bereich. „Die Vertriebsstrukturen sind teilweise anachronistisch“, sagt er. „Es hakt an vielen Ecken und Enden.“

Werbefaxe entsorgen, Post aussortieren, 20 Minuten lang Zettel ausfüllen oder bei Google nach exotischen Hilfsmitteln suchen – darauf hatte Schmidt einfach keine Lust mehr. Als ihm parallel zur Konzeption von Apolino eine dritte Apotheke zur Übernahme angeboten wurde, fiel ihm die Entscheidung leicht: Das Bestellportal schien ihm die interessantere Idee zu sein.

Bis Mai 2014 saßen die Programmierer an dem Projekt. Dann begann das Klinkenputzen bei den Herstellern – mit Florian Gröber hatte sich Schmidt rechtzeitig Verstärkung im Vertrieb geholt. Gröber kennt das Geschäft, seit 1995 war er bei Tengelmann, Wal-Mart, Schlecker, Metro und DocMorris für die Eigenmarken zuständig.

Bei 60 Firmen haben sich Schmidt und Gröber bislang vorgestellt. Überwiegend sei die Resonanz positiv, mehr als zwei Dutzend Firmen konnten die beiden bereits für Apolino überzeugen. Die Pipeline sei voll, sagt Schmidt. Einige Firmen hätten spezielle Wünsche, die es nun abzuarbeiten gelte.

Nur in Einzelfällen seien – teilweise abenteuerliche – Vorbehalte geltend gemacht worden. Laut Schmidt führt aber für die Industrie keine Weg an dem Online-Shop für Direktgeschäfte vorbei. Sparen müssten alle Firmen, und die Vorteile von Apolino lägen auf der Hand. Überflüssig machen soll das Portal den Außendienst allerdings nicht, sondern ihm mehr Freiräume für andere Tätigkeiten verschaffen.

Bei den Apothekern sei die Resonanz durchweg positiv. Mehr als 100 Mitglieder hat Apolino schon, die Hälfte hat bereits bestellt. „Vor allem freut uns, dass sich einige Apotheken direkt mit uns in Verbindung gesetzt haben“, sagt Schmidt. Schon im Vorfeld hatte er Kollegen zu dem Konzept befragt, doch noch immer gibt es Verbesserungsvorschläge und Produktwünsche, die man bei Apolino dankbar aufgreift.

Schmidt hofft, mit seinem Bestellportal auch für mehr Vielfalt am Markt zu sorgen und so manches Monopol zu brechen: Kleinere Hersteller erhielten Zugang zu den Apotheken. Kleinere Apotheken, die schon längst nicht mehr vom Außendienst besucht würden, könnten endlich wieder direkt bestellen, ohne sich mit veralteten Prospekten herumschlagen zu müssen.

Anders als frühere Angebote wie 7b direkt soll Apolino möglichst schlank und einfach gehalten werden. Schmidt räumt aber ein, dass gerade die Hersteller sich aktiv mit dem Portal beschäftigen müssen: So müssten nicht nur die Artikel, sondern auch die Konditionen eingepflegt werden. Dem Apotheker schwebt vor, dass dass die Industrie auch individuelle Rabatte für bestimmte Apothekengruppen einpflegt; technisch machbar ist das bereits. So könnte Apolino auch für Kooperationen interessant werden. Im Gespräch sei man schon, so Schmidt.

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