Eine Standesvertretung reicht – vielleicht APOTHEKE ADHOC, 24.09.2015 08:12 Uhr
Kooperationen als Einkaufsgemeinschaften. Kooperationen als Marketingverbünde. Kooperationen als Interessenvertreter? Dass mit der politischen Arbeit eines Berufsverbands nicht alle zufrieden sind, gehört zum Geschäft. Gegenwind für die ABDA gibt es hin und wieder aus ungewohnter Richtung: Kooperationsverbünde beziehen Position und kommentieren die Standesvertretung kritisch. Nicht alle Apotheker halten das für eine gute Entwicklung.
56 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage sind nicht davon überzeugt, dass Kooperationen als Interessenvertreter geeignet seien; die Gründe dafür sind vielfältig: 22 Prozent der Teilnehmer empfinden das Modell als unglaubwürdig, die Verbünde zielten nur auf Selektivverträge ab.
15 Prozent finden sogar, eine Interessenvertretung durch Kooperationen sei „gefährlich“ und werde „die Apotheker spalten“. Weitere 13 Prozent beurteilten es als unnütz: Dafür seien Kooperationen nicht da. Weitere 6 Prozent halten das Vorgehen für „reine Selbstüberschätzung“ – die Kritiker sollten es erstmal selbst besser machen.
Die Argumente der Befürworter sind ebenso heterogen: 18 Prozent finden, es sei höchste Zeit, dass Kooperationen die Interessenvertretung übernehmen – die ABDA habe „ausgedient“. 11 Prozent glauben, mehr Wettbewerb werde die ABDA letztlich stärken. Weitere 17 Prozent glauben, Kooperationen könnten die ABDA in ihrer Arbeit sinnvoll ergänzen – solange es Abstimmung gibt.
Am 21. und 22. September nahmen 198 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC an der Umfrage teil.
Am Dienstag hatte sich der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) mit einem Präsidentenbrief zu Wort gemeldet: Die Kooperation hatte sich von Beginn an gegen die Festschreibung des Kassenabschlags gestellt. Denn damit würde der Deutsche Apothekerverband (DAV) eine „Korrektivfunktion der Selbstverwaltung“ verlieren, so die Befürchtung.
Dass die ABDA jetzt in Sachen Apothekenhonorar eine Absage nach der anderen kassiert, war laut MVDA daher absehbar: „DAV und ABDA haben die Apotheken in Sachen Honorar selbst ins Abseits manövriert – und dies durch eine Verkettung von Fehlentscheidungen kombiniert mit unerledigten Hausaufgaben“, schrieben MVDA-Chef Wolfgang Simons und sein Vize Ulrich Ströh.
Seit 2012 hat die ABDA laut MVDA zwei Kardinalfehler begangen: Bis heute sei keine Methode zur Berechnung des Apothekenhonorars zur Diskussion gestellt worden. Außerdem sei mit dem „Abgesang an das Selbstverwaltungsprinzip“ klar gewesen, dass ABDA und DAV sich selbst – und damit die Apotheken – dem Willen des Gesetzgebers ausliefern, so das Präsidentengespann.
Im Interview mit APOTHEKE ADHOC sagte Ströh, mit den Ergebnissen der politischen Arbeit könne man derzeit nicht zufrieden sein. Und Standespolitik sei eben Ergebnispolitik. Es sei ein fatales Signal, wenn man angesichts steigender Umsätze nicht den Mut hat, ein gesundes Honorar einzufordern.
Die Apotheker seien noch nie über ihre Standesvertretung in der Offensive gewesen, die ABDA abzuschaffen sie aber keine Lösung, so Ströh. Die Apotheker brauchten eine starke Standesvertretung, an einer Spaltung sollte niemand Interesse haben. eBislang sei es aber nicht gelungen, eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen, kritisiert Ströh.
Man brauche keinen Dogmatismus, sondern eine offenere Geisteshaltung. Der MVDA sieht sich daher als Ergänzung zur ABDA. Apotheker könnten besser vorankommen, wenn sie gezielt auf verschiedenen Ebenen aktiv sind, so Ströhs Einschätzung.