Umstrittene Pharma-Blogger-Tipps

Berlin -

Pharmahersteller haben die Welt der Blogger für Kampagnen entdeckt. Die Industrie spannt die „Internetstars“ für die Werbung für ihr OTC-Sortiment ein. Nicht immer sind die Beiträge jedoch eindeutig gekennzeichnet. Bei einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC bewertet die Mehrheit der Teilnehmer das Format kritisch.

25 Prozent der Teilnehmer halten gesponserte OTC-Empfehlungen für fragwürdig: Verbraucher würden dadurch getäuscht. Weitere 22 Prozent sehen darin sogar eine Gefahr: Diese Werbeform sollte bei Arzneimitteln verboten sein. 7 Prozent gaben an, sie untergrabe den Rat des Apothekers.

Es gibt aber auch Befürworter des Formats. 22 Prozent finden gesponserte OTC-Empfehlungen in Ordnung – mit der Einschränkung, dass sie gekennzeichnet seien. 15 Prozent gaben an, dass gesponserte Werbung innovativ sei und Kunden in die Apotheke bringe.

6 Prozent halten die gesponserten Beiträge über OTC-Arzneimittel für überbewertet: Sie interessierten ohnehin keinen. 3 Prozent hatten dazu keine Meinung. An der Umfrage nahmen am 1. und 2. Februar 197 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.

Klinge Pharma hatte im vergangenen Jahr über die Münchener Agentur BTL Creative mehrere Autoren anschreiben lassen, um Unterstützung bei einer Kampagne für das Magenmittel Vomex zu erhalten. Die Blogger wurden für die Nennung des OTC-Präparats und das Veröffentlichen von Fotos mit der Packung bezahlt.

Die Strathos-Tochter lies sich die Beiträge vor der Veröffentlichung zeigen. „Wir haben versucht, die Kampagne 'pharmakonform' umzusetzen. Vomex ist schließlich ein Arzneimittel und darf nicht anders dargestellt werden“, sagte Produktmanagerin Britt Koch. Der Rücklauf konnte sich sehen lassen. Zahlreiche Blogger verwiesen etwa über Instagram auf ein Gewinnspiel.

Klinge wollte mit der Aktion laut Firmenangaben in den sozialen Netzwerken eine neue Zielgruppe erreichen. Im vergangenen Sommer wurde die Kampagne auf Facebook gestartet. Vomex gehört seit Anfang 2014 zur Strathos-Gruppe; unter das gemeinsame Dach hat die Strüngmann-Familie neben Sidroga und Emser auch Klinge mit Marken wie Alfason, Doctan und Venostasin gebracht.