Kooperation statt Einkaufsverbund - Zum Start des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) wirft der niedersächsische Apotheken-Dienstleister ApoKonzept24 sein bisheriges Serviceangebot über Bord und erfindet sich neu. Alle Beraterverträge wurden zum Jahresende gekündigt und sollen nun durch Mitgliedschaften ersetzt werden. 1000 Apotheken will ApoKonzept in drei Jahren gewinnen. Auch ein eigener Teilsortimenter ist geplant.
Der ehemalige Phoenix-Mitarbeiter Jörg Keil verhandelt derzeit für 270 Apotheken aus ganz Deutschland Konditionen mit Großhändlern, Herstellern und Dienstleistern. Die Apotheken wurden bislang zu regionalen Gruppen gepoolt und mit potenziellen Partnern zusammengebracht, ApoKonzept verdiente am ausgehandelten Rabatt.
Weil Keil davon ausgeht, dass die Niederlassungen der Großhändler demnächst weniger Spielraum haben, will er die Konditionen nun komplett für die gesamte Gruppe aushandeln. Allerdings kann sich jeder Apotheker frei entscheiden, welches Angebot er am Ende annimmt und wen er zum Hauptlieferanten macht. Keil verspricht keine Umsätze, sondern pflegeleichte Kunden, die mit zwei Lieferungen auskommen, nicht telefonisch bestellen und kaum Retouren haben. Zusatzleistungen kosten individuell extra.
Auch das Direktgeschäft will Keil bündeln - über den ApoKonzept-Verteiler: Zweimal im Monat können die Mitglieder Schnelldreher gemeinsam bestellen; nach drei Tagen liefert ein Logistikdienstleister die konfektionierte Ware. Wer als VIP-Kunde bei einem bestimmten Hersteller bessere Konditionen hat, bekommt diese über eine Zusatzvereinbarung extra gutgeschrieben.
Damit das Konzept funktioniert, müssen die Apotheken alle Einkaufs- und Verkaufszahlen über „ProCube“ zur Verfügung stellen. Denn Keil will den Industriepartnern auch nachweisen, dass bei Apokonzept keine Ware in den Graumarkt abfließt. Ansonsten gilt das Prinzip: Jeder kann bei den einzelnen Modulen mitmachen, niemand muss.
Die Mitgliedschaft kostet 500 Euro im Monat, zusätzlich erhält Apokonzept 5 Prozent auf den Verteiler. Kooperationsverträge hat die Firma auch mit anderen Dienstleistern geschlossen; ein individueller Betreuer berät die Apotheken zu allen Angeboten. Sollte das Modell Erfolg haben, will Keil ApoKonzept in zwei bis drei Jahren in eine Genossenschaft umwandeln.
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