Urologika

Apogepha muss verkaufen – oder Werk schließen

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Berlin -

Das Dresdner Pharmaunternehmen Apogepha muss seine Fertigung in der sächsischen Hauptstadt schließen. Der Urologie-Spezialist ist auf der Suche nach einem Käufer für sein Werk im Stadtteil Lockwitz und hofft, so die dortigen 75 Arbeitsplätze retten zu können.

Die Anlage war Mitte der 90er-Jahre für damals 27 Millionen D-Mark errichtet worden und erst 2011 bis 2013 für 10 Millionen Euro ausgebaut worden. Es gebe jedoch „gute Chancen“, dass das Werk übernommen werden könne, sagt eine Sprecherin. Man sei in „fortgeschrittenen Verhandlungen“ mit einem Interessenten, der „sehr konkrete Absichten“ habe. Um wen es sich dabei handelt, wollte sie nicht verraten. Zu Beginn des kommenden Jahres könne man aber mit Sicherheit mehr sagen.

Sollten die Verhandlungen scheitern, müsste Apogepha im schlimmsten Falle 48 der 75 Mitarbeiter auf die Straße setzen. Die restlichen Angestellten haben befristete Verträge, könnten sich in den Ruhestand verabschieden oder in die Zentrale wechseln. Zurzeit führt die Unternehmensleitung deshalb Gespräche mit den Betroffenen.

In Lockwitz wird bisher das wichtigste Produkt des Familienunternehmens hergestellt, das Urologikum Mictornorm. Das Werk sei jedoch nicht mehr rentabel, allein vergangenes Jahr machte Apogepha deshalb zwei Millionen Euro Verlust. Auch die Hoffnungen in die letzte Großinvestition hätten sich nicht erfüllt, die Produktion sei nie ausgelastet gewesen. Und dafür gibt die Geschäftsführung vor allem der Politik die Schuld.

Denn: „Wir sind extrem anfällig für gesundheitspolitische Entscheidungen“, so Geschäftsführer Markus Bauer. Konkret meint er damit das AMNOG von 2009 und das daraus resultierende Preismoratorium. Seitdem können die Unternehmen die Preise nicht mehr selbst bestimmen; bei den Rabattverträgen mit den Krankenkassen hätten kleinere Unternehmen jedoch stets das Nachsehen gegenüber „den Großen“.

Steigenden Fixkosten stünden deshalb stagnierende Preise gegenüber: „In dem Zeitraum sind allein unsere Personalkosten um 30 Prozent gestiegen. Wenn man das nicht über die Preise weitergeben kann, sinkt eben die Marge dementsprechend“, beklagt die Sprecherin. Dadurch werde der Vorteil der großen Konzerne umso deutlicher: „Klein und fein ist ja schön, aber wir können mit deren großen, konzentrierten Produktionen einfach nicht mithalten.“

Die Hoffnungen des Unternehmens liegen deshalb auf der Ausschreibungspraxis. Im Sinne der Versorgungssicherheit müsse ein Mehrpartnermodell her, also die Vergabe mehrerer Ausschreibungszuschläge. Ansonsten führe das zur Entstehung weiterer Oligopole und schlussendlich zu Versorgungsengpässen.

Doch die Sprecherin schiebt den Schwarzen Peter nicht allein der Politik zu, auch bei Apogepha stehen in Zukunft Veränderungen an. Weitere Kürzungen sollen indes nicht dazu gehören. Vielmehr wolle man sich auf Entwicklung und Vermarktung konzentrieren. Dazu skizziert die Sprecherin drei Säulen: Spezialisierung auf die Urologie, verstärkte Internationalisierung sowie Ausbau des OTC-Geschäfts. „Der OTC-Markt ist auch kein Zuckerschlecken, aber als kleines Unternehmen müssen wir unabhängiger von den GKV werden“, begründet sie die Richtungsentscheidung. Welche rezeptfreien Präparate in Zukunft angeboten werden sollen, kann sie noch nicht sagen – aber zumindest, dass sie alle apothekenexklusiv sein sollen.

Und Mictonorm? Die Produktion in Lockwitz wird nun in die Auftragsfertigung verlagert. Zu wem genau, konnte die Sprecherin noch nicht verraten. Nur dass es ein deutscher Standort sein soll, steht fest – man wolle es „lieber sicher als preisgünstig“.

Apogepha hat eine bewegte deutsche Geschichte: Das Unternehmen wurde vom Chemiker und Apotheker Dr. Johannes Starke aus der Insolvenzmasse einer Apothekergenossenschaft aufgebaut. 1882 gegründet, ging die Firma 1933 in den Besitz der heutigen Inhaber über. Den Zweiten Weltkrieg überstand Starke an der Heimatfront, da Apogepha als „kriegswichtiger Betrieb“ und er selbst als „unabkömmlich“ eingestuft wurden.

Nach Kriegsende steigerte das Unternehmen seine Produktions schrittweise wieder und konnte als Privatbetrieb im Sozialismus in der neu gegründeten DDR weiter existieren. Zunehmen von der Regierung gegängelt, wurde Apogepha schließlich 1972 enteignet und verstaatlicht. Mictonorm, die wichtigste Eigenentwicklung des Familienbetriebs, wurde bereits Anfang der 80er Jahre auch im kapitalistischen Ausland lizenziert. Erst 1991 wurde das Unternehmen an die Familie zurück übertragen. Im Jahr 2000 übernahm Henriette Starke als Geschäftsführende Gesellschafterin, seit 2011 ist Bauer ebenfalls als Geschäftsführer an Bord.

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