Apobank mit Gewinnsprung Patrick Hollstein, 11.04.2024 10:08 Uhr
Des einen Leid, des anderen Freud: Wegen der gestiegenen Zinsen hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) das vergangene Jahr mit einem Rekordgewinn abgeschlossen. Auch die Dividende soll daher auf 6 Prozent steigen. Vorstandschef Matthias Schellenberg stimmt die Mitglieder aber darauf ein, dass das Geschäft nicht so einfach bleiben wird.
Der Zinsüberschuss stieg gegenüber dem Vorjahr um mehr als ein Viertel auf 970 Millionen Euro. Hier profitierte die Apobank nach eigenen Angaben vom höheren Zinsniveau bei „moderaten Refinanzierungskosten im Kundengeschäft“.
Der Provisionsüberschuss sank dagegen um 3,2 Prozent auf 178 Millionen Euro. Ertragszuwächse im Zahlungsverkehr hätten geringere Erträge aus Vermittlungsprovisionen und aus dem Wertpapiergeschäft mit Kunden nicht kompensiert. Zudem sei zu berücksichtigen, dass man begonnen habe, die Verwahrstellenfunktion an die DZ Bank abzugeben.
Der Verwaltungsaufwand blieb mit 739 Millionen Euro stabil. Vor allem der Personalaufwand stieg infolge von Rückstellungen für Personalmaßnahmen und höherer Löhne und Gehälter; aktuell arbeiten rund 2300 Menschen für die Bank. Die Sachaufwendungen inklusive Abschreibungen waren dagegen rückläufig. Höhere Aufwendungen für den Bankbetrieb wurden überkompensiert durch niedrigere Projektkosten, gesunkene regulatorische Beiträge und einen geringeren Dienstleistungsaufwand.
Damit ergab sich ein Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge in Höhe von 434 Millionen Euro, ein Plus von 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr und deutlich mehr als je zuvor.
Die Risikovorsorge für das operative Geschäft stieg um die Hälfte auf 64 Millionen Euro, was laut Apobank auch diesmal vor allem auf Einzelfälle im Firmenkundenportfolio zurückzuführen ist. Im Privatkundenportfolio lag die Risikovorsorge zwar über dem Vorjahreswert, aber unter ihrem Planniveau. Einen deutlichen Rückgang verzeichnete die Bank nach eigenen Angaben bei den stillen Lasten bei Finanzinstrumenten im Anlageportfolio. Sie sanken von 451 auf 283 Millionen Euro.
Die Risikovorsorge mit Reservecharakter lag mit 132 Millionen Euro fast dreimal so hoch wie im Vorjahr. Der Steueraufwand legte aufgrund des Ergebnisanstiegs von 86 auf 144 Millionen Euro zu. Damit verblieb ein Jahresüberschuss von 94 Millionen Euro, 43 Prozent mehr als im Vorjahr.
6 Prozent Dividende
Vorstand und Aufsichtsrat wollen der Vertreterversammlung daher eine Dividende von 6 Prozent vorschlagen. Schellenberg sprach von einem sehr guten Jahr, das aber auch ein Ausnahmejahr gewesen sei. „An unserem wirtschaftlichen Erfolg wollen wir unsere Eigentümerinnen und Eigentümer teilhaben lassen und schlagen daher gemeinsam mit dem Aufsichtsrat eine deutlich höhere Dividende vor als im vergangenen Jahr. Dies unterstreicht, dass sich die Mitgliedschaft in unserer Gemeinschaft auszahlt.“
Während sich das sprunghaft gestiegene Zinsniveau positiv auf das Einlagengeschäft der Apobank auswirkte, belasteten die höheren Zinsen die Ausgabe von Krediten, insbesondere bei Immobilienfinanzierungen. So blieb das Darlehensneugeschäft mit in Summe 3,3 Milliarden Euro deutlich hinter seinem guten Vorjahresniveau zurück.
Finanzierungen von Praxis- und Apothekengründungen hat die Bank trotz der nach eigenen Angaben herausfordernden Rahmenbedingungen um 100 Millionen Euro auf einen Bestand von 8,3 Milliarden Euro ausgebaut. Allerdings sei das Neugeschäft hier auf 1,4 Milliarden Euro zurückgegangen.
Das Depotvolumen stieg von 10,3 auf 11,7 Milliarden Euro, das mandatierte Volumen in der Vermögensverwaltung wuchs dabei von 4,8 auf 5,9 Milliarden Euro und macht damit ungefähr die Hälfte aus. Hintergrund für das Plus ist aber vor allem das Wachstum der Börsenkurse.
Dennoch sanken die Bilanzsumme um 6 Prozent auf 51 Milliarden Euro, die Kundenkredite um 5 Prozent auf 35 Milliarden Euro und die Kundeneinlagen um 13 Prozent auf 29 Milliarden Euro. Letzteres liegt wieder auf dem Niveau vor Corona, damals hatte es viele Verschiebungen zur Apobank gegeben, die als eine der letzten Banken ein Verwahrentgelt eingeführt hatte.
Die Zahl der Kunden konnte um rund 3300 auf knapp 502.000 ausgebaut werden. Die Zahl der Mitglieder sank dagegen um 1112 auf 112.431. Dass die Zahl seit 2021 zurückgeht, hat laut Schellenberg auch mit unzufriedenen Kunden zu tun. Diese Effekte seien wegen der Kündigungsfristen aber immer zwei Jahre später zu sehen; nachdem man in den ersten drei Monaten wieder viele neue Heilberufe begrüßen konnte, werde man 2024 erstmals wieder wachsen.
300 Stellen fallen weg
Das laufende Jahr wird für die Apobank weiterhin im Zeichen der schrittweisen Umsetzung ihrer Ende 2022 verabschiedeten Agenda 2025 stehen. Ziel sei es, im Kundengeschäft zu wachsen, Produkte und Prozesse zu optimieren und die Bank profitabler zu machen. Der Fokus liege dabei klar auf dem Kerngeschäft der Bank, also den Finanzierungsbedürfnissen und dem Vermögensaufbau der heilberuflichen Kundinnen und Kunden.
Schellenberg: „Mit der Agenda 2025 haben wir uns ein Fitnessprogramm vorgenommen, um schneller, schlanker und stärker zu werden. Wir liegen gut im Rennen. Jetzt gilt es, das für unsere Kundinnen und Kunden sichtbarer zu machen.“ Die Bank arbeitet daran, die verkorkste App durch eine neue native App abzulösen und die Kreditprozesse deutlich zu beschleunigen. Dazu gehöre auch, dass erste Kredite bis 100.000 Euro vollständig digital abgeschlossen werden können.
Neben der Stärkung des Finanzierungsgeschäfts und der Vermögensberatung hat sich die Apobank zudem zum Ziel gesetzt, über effizientere Prozesse und optimierte Strukturen Kosten einzusparen. Nachdem der Fokus zunächst auf einer Sachkostenreduktion und Prozessoptimierungen gelegen habe, sollen in den kommenden zwei Jahren rund 300 Stellen über alle Geschäftsbereiche und ohne betriebsbedingte Beendigungskündigungen abgebaut werden, weitgehend über Fluktuation, Vorruhestandsregelungen und ein Freiwilligenprogramm. Gleichzeitig schaffe man neue Stellen insbesondere für technologische oder regulatorisch getriebene Themen.
Wegen der anhaltenden globalen volkswirtschaftlichen Unsicherheiten bleibe die Prognosegenauigkeit eingeschränkt. „Nach dem Ausnahmejahr 2023 wird das operative Ergebnis wieder zurückgehen, aber erheblich über dem Niveau der Vorjahre liegen. Damit kehren wir auf den ursprünglichen Wachstumspfad zurück. Den Jahresüberschuss planen wir auf dem Niveau von 2023. So schaffen wir abermals die Voraussetzungen für eine attraktive Dividende“, sagt Finanzvorstand Dr. Christian Wiermann.