Seit drei Jahren ist Herbert Pfennig Chef der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank). Das bedeutete seitdem vor allem eines: Krisenmanagement. Um 2,5 Milliarden Euro hat Pfennig die Bestände an strukturierten Wertpapieren abgebaut, mehr als eine halbe Milliarde Euro wurden dabei abgeschrieben. Weil es keine Dividende gab, kündigten Tausende Mitglieder. Dazu kam ein Immobilienskandal, der nicht nur weiteres Vertrauen, sondern auch Köpfe kostete. Jetzt will Pfennig endlich nach vorne gehen und die Bank „kräftig modernisieren“. Auch das könnte noch einmal schmerzhaft werden.
Pfennig beschreibt das Ganze so: Bis 2009 war die Apobank im Wettrennen am Kapitalmarkt mit hoher Geschwindigkeit unterwegs – mit zu hoher Geschwindigkeit. Als die Fahrbahn holperig wurde, flog die Genossenschaftsbank aus der Kurve. Mit diversen Knochenbrüchen ging es auf die Intensivstation. Nach der Verlegung im Jahr 2010 kam die Apobank 2011 in die Reha. Aktuell wird das Trainingslager absolviert, 2013 soll es wieder ins Rennen gehen – dann allerdings nach anderen Regeln.
Konkret bedeutet das: Die Apobank hat ihre „Altlasten“ abgearbeitet, ist „komplett durchleuchtet“ und „absolut sauber“. Anstelle schneller Finanztransaktionen soll das Kundengeschäft künftig im Vordergrund stehen. Und das soll deutlich breiter werden: Angestellte und Studenten sollen verstärkt für die Genossenschaftsbank gewonnen werden; für sehr wohlhabende Kunden soll es eine eigene Fachabteilung geben. Das verbreitert nicht nur die Basis, sondern verlängert auch die Dauer des gemeinsamen Weges und damit des Geschäfts über die Zeit.
Ab November soll es losgehen. Dann will die Apobank mit speziellen Angeboten an die Unis gehen – die Bankkarte soll eine Art „Clubausweis“ für Studenten der Heilberufe werden. Bis 2020 will Pfennig jeden dritten Medizin- und Pharmaziestudenten für die Apobank gewinnen; derzeit liegt der Anteil unter 10 Prozent.
Ähnlich bei den Angestellten: Während die Apobank bei den Selbstständigen – vor allem im Bereich der Kreditfinanzierung – auf 60 Prozent Marktanteil kommt, sind nur 18 Prozent der 360.000 Kunden angestellte Heilberufler. Oder anders gesagt: Weniger als 20 Prozent der Angestellten sind bei der Apobank. Auch hier soll der Marktanteil auf 30 Prozent steigen.
Um die Pläne umzusetzen, soll es spezielle Kundenbetreuer für die einzelnen Kundengruppen geben. Ab November wird die neue Struktur zunächst in Pilotfilialen getestet, für das kommende Jahr ist der Roll-out geplant. Alleine bei den Studenten will die Apobank einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag investieren.
Damit das Ganze nicht zu kostenintensiv wird, ist allerdings ein Sparprogramm geplant. Bereits in diesem Jahr sollen 15 Millionen Euro an Sachkosten eingespart werden; das neue Computerprogramm der Apobank soll die Prozesse vereinfachen. Und wie bei jedem Sparprogramm wird auch in Düsseldorf „erheblicher Personalbedarf freigesetzt“. Was das in Zahlen heißt, wie viele der jeweils rund 1200 Mitarbeiter in den Filialen und in der Zentrale gehen müssen, wird noch nicht verraten. Noch bis Sommer werde mit dem Betriebsrat über sozialverträgliche Lösungen verhandelt, so Pfennig.
Je nach Ausgestaltung könnten auf die Apobank 2013 Sonderbelastungen zukommen. Pfennig rechnet fest damit, dass das operative Ergebnis noch einmal unter Vorjahr liegen wird. Zu den Kosten für die Umstellung der IT könnten Abfindungen und Qualifizierungsmaßnahmen kommen. Eine angemessene Dividende soll trotzdem gezahlt werden. Und mittelfristig soll es auch personell wieder aufwärts gehen.
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