Es war eine heikle Mission für Herbert Pfennig, Chef der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank): Bei der Vertreterversammlung in Düsseldorf musste er erklären, welche Risiken nach dem Wechsel von Finanz- zu Europakrise noch in den Büchern der Genossenschaftsbank schlummern. Gleichzeitig musste er die 170 Delegierten darauf einstimmen, dass die Mitglieder Geld nachschießen müssen. Weil Pfennig so glaubwürdig ist wie lange niemand mehr bei der Apobank, gelang ihm das Manöver.
Nach wie vor sind die Probleme der Apobank in den angeschlagenen EU-Mitgliedstaaten nicht ausgestanden: Allein in Griechenland musste die Bank im vergangenen Jahr bereits 75 Millionen Euro abschreiben, 2012 noch einmal knapp zehn Millionen Euro. Damit seien jetzt aber alle Abschreibungen aus den Büchern, sagte Pfennig. Für Ungarn weist die Apobank noch 15 Millionen Euro Risikovorsorge aus – auch hier gibt es, zumindest bis 2014, keine Stolperfallen mehr.
Aber Spanien. Dort belaufen sich die Forderungen der Apobank gegen die Finanzinstitute auf 180 Millionen Euro. Pfennig hofft, dass bei der Bewältigung die Notkredite der EU helfen. Dazu kommen allerdings noch strukturierte Wertpapiere in Höhe von 330 Millionen Euro. Für „unerwartete, zusätzliche Belastungen“ aus diesen Produkten muss laut Pfennig im Notfall die Garantie in Anspruch genommen werden, die der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) vor zwei Jahren für Deutschlands größte Genossenschaftsbank abgegeben hatte.
Dass der schlimmste Fall eintritt, glaubt Pfennig aber nicht: „Derzeit sieht es nicht danach aus, denn verglichen mit etwa den Verbriefungsstrukturen in den USA weisen die spanischen Wertpapiere noch eine bessere Prognose auf“, so der Apobank-Chef. Trotzdem sorgte die Nachricht für ein Raunen im Saal. Wie viel die Apobank noch an direkten Risiken in Italien und an indirekten Risiken, etwa aus Verbriefungen, in den Büchern hat, wurde nicht verraten. Aufsichtsratschef Hermann S. Keller sagte: „Die Lage bleibt sehr herausfordernd und verlangt ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit.“
Neben der „Auslastung der Risikotragfähigkeit“ beschäftigen auch die zurückhaltende Investitionstätigkeit der Kunden und der zunehmende Wettbewerb um Heilberufler als Bankkunden die Manager in Düsseldorf: Das operatives Ergebnis für 2012 werde „verhaltener“ ausfallen und unter dem Vorjahresniveau bleiben, kündigte Pfennig an. Einen kurzfristigen Anstieg der Kosten erwartet die Bank zudem durch ihr Sparprogramm. Trotzdem soll es Pfennig zufolge einen Überschuss und eine „adäquate Dividende“ geben.
Weil die Apobank ihr Kreditgeschäft ausbauen will und bis 2018 ihre Eigenkapitalbasis stärken muss, denkt man in Düsseldorf auch laut über eine „moderate Erhöhung“ der Genossenschaftsanteile nach. Von den Vertretern nach der gewünschten Summe befragt, stellte Pfennig eine Idee vor, wonach die Anteile von 1500 auf 2000 Euro erhöht werden sollen. Dies könnte 250 Millionen Euro in die Kasse spülen. Zusätzlich sollen die Versorgungswerke ihre stillen Einlagen „härten“.
Damit junge Mitglieder nicht überfordert werden, könnten außerdem die Anteile gespalten werden: Studenten müssen dann nur einen neuen Anteil zeichnen, die Angestellten drei bis vier und die selbstständigen Ärzte und Apotheker entsprechend noch mehr. Die genaue Ausgestaltung ist aber noch in Planung und soll erst auf Vertreterversammlung im kommenden Jahr vorgestellt werden. Die Delegierten jedenfalls hat Pfennig in diesem Jahr bereits überzeugt.
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