Apobank: Gutachten entlastet Vorstandschef Patrick Hollstein, 21.09.2022 13:05 Uhr
Bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) geht es beim Umbau des Vorstands doch nicht ganz so friedlich zu wie öffentlich kommuniziert. Scheidende Mitglieder sollen dem Vorstandsvorsitzenden Matthias Schellenberg Interessenkonflikte vorgeworfen haben, was ein Gutachten für den Aufsichtsrat aber widerlegen soll.
Der scheidende Risikovorstand Eckhard Lüdering soll unzufrieden damit gewesen sein, dass Schellenberg bestimmte Verträge mit der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) verlängert hat. Laut einem FAZ-Bericht soll vor rund einem Monat sogar eine angebliche Interessenskollision des seit März amtierenden Vorstandsvorsitzenden beim Aufsichtsrat angezeigt worden sein.
Das Kontrollgremium aus Ärzten, Zahnärzten und Apothekern soll daher ein Gutachten bei einer Anwaltskanzlei in Auftrag gegeben haben. Darin heißt es nach Informationen des Handelsblatts: „Nach aktuellem Sach- und Rechtsstand ist aus unserer Sicht hier kein Interessenkonflikt ersichtlich.“ Zuerst hatte die Börsen-Zeitung über das Gutachten berichtet, dessen Ergebnis der Aufsichtsrat Ende vergangener Woche erhalten hatte.
Laut FAZ und Handelsblatt gab es den Vorwurf, dass Schellenberg von BCG für den Vorstandsposten empfohlen worden sei, ohne dass eine Personalberatung eingeschaltet wurde. BCG wiederum soll einen Auftrag für zwei Teilprojekte ohne eine Ausschreibung erhalten haben.
In dem Gutachten heißt es dazu laut Handelsblatt, dass eine Umgehung des bankintern üblichen Prozesses „nach den uns vorliegenden Informationen nicht erfolgt“ sei. Auch bei der Auftragsvergabe an BCG könne kein Interessenkonflikt abgeleitet werden.
Mehrere Großbaustellen
Lüderings Vertrag läuft Ende des Jahres aus und soll nicht verlängert werden. Vor Kurzem verließ Jenny Friese, im Vorstand für das Privatkundengeschäft zuständig, kurzfristig die Apobank. Schellenberg will noch in diesem Jahr eine neue Strategie vorstellen, die eine Fokussierung auf das Kerngeschäft beinhalten soll. Neben Einsparungen dürfte es dabei auch um die stärkere Positionierung im Bereich der Vermögensverwaltung gehen. Nach der missglückten IT-Umstellung vor zwei Jahren dürften aktuell die Turbulenzen bei Noventi eine Großbaustelle sein.