Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) würde gerne eine Dividende an ihre Mitglieder zahlen, die ihr gerade in der schwierigen Phase der IT-Umstellung die Treue gehalten haben. Doch sie darf nicht, denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Dezember noch einmal ihre Forderung erneuert, Ausschüttungen bis zum 30. September 2021 auszusetzen beziehungsweise deutlich zu begrenzen. Jetzt wird wenigstens für 2019 überwiesen, der Betrag für 2020 wird geparkt.
Vorstand und Aufsichtsrat werden der Vertreterversammlung vorschlagen, die für das Geschäftsjahr 2019 bereits beschlossene Dividende in Höhe von 2 Prozent auszuzahlen. Aufgrund der EZB-Forderung steht nach dieser Zahlung jedoch nur noch ein geringer ausschüttungsfähiger Betrag für das Jahr 2020 zur Verfügung. Daher soll vom Jahresüberschuss ein Betrag in Höhe von 49 Millionen Euro auf neue Rechnung vorgetragen werden, als Grundlage für eine zeitlich verzögerte Ausschüttung. Dies entspricht einer Dividende von 4 Prozent.
Insgesamt lag der Jahresüberschuss bei 65,3 Millionen Euro, nach 64,1 Millionen Euro im Vorjahr. Der Zinsüberschuss stiegt um 8,6 Prozent auf 750,4 Millionen Euro, auch dank geringer Zinsaufwendungen. Der Provisionsüberschuss stieg um 5,1 Prozent auf 184,3 Millionen Euro – die Apobank konnte nach eigenen Angaben im Wertpapiergeschäft sowohl mit institutionellen als auch mit privaten Kunden an die positive Entwicklung des Vorjahres anknüpfen.
Allerdings stieg auch der Verwaltungsaufwand um 5,4 Prozent auf 720,9 Millionen Euro – wie bereits im Vorjahr waren vor allem die Aufwendungen für die Migration des Kernbanksystems sowie weitere Projekte maßgeblich für den Anstieg. Einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag wird die IT-Umstellung insgesamt kosten. Zum Vergleich: In früheren Jahren lag der Verwaltungsaufwand regelmäßig bei circa 500 Millionen Euro. Auch die regulatorischen Aufwendungen nahmen laut Apobank erneut zu.
Die Risikovorsorge für das operative Geschäft lag mit 40 Millionen Euro unter Vorjahr. Bisher ist im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie kein erhöhter Risikovorsorgebedarf zu erkennen. Aufgrund ihres besonderen Geschäftsmodells sieht man in Düsseldorf auch weiterhin keine wesentlichen Belastungen infolge der Pandemie, allerdings seien mögliche zukünftige wirtschaftliche Auswirkungen für die Bank aktuell schwer einschätzbar.
Die Zahl der Mitglieder stieg um 171 auf 116.055. Die Zahl der Kunden sank dagegen um 70 auf 481.000. Auch die Mitarbeiterzahl war erneut rückläufig und liegt bei 2354.
Im laufenden Jahr will die Apobank einen stabilen Jahresüberschuss erwirtschaften. Ende 2020 wurde das Strategieprogramm Oskar gestartet, das zwei Ziele hat: die Transformation hin zu einer starken Bank der Gesundheit, um sich in einem wandelnden Marktumfeld noch konsequenter auf die veränderten Bedürfnisse der Heilberufler auszurichten., und die Stärkung der finanziellen Basis durch effizientere Prozesse und optimierte Strukturen.
Vorstandschef Ulrich Sommer: „So wie unser Gründer in Zeiten des Wandels neue Lösungen für die Finanzierung von Apotheken geschaffen hat, werden wir Lösungen entwickeln, die es unseren Kunden auch zukünftig ermöglichen, ganz ihrer Berufung zu folgen. Unser Anliegen ist, die Bedürfnisse der Heilberufler ganzheitlich zu erfüllen – insbesondere als Unternehmer und beim persönlichen Vermögensaufbau.“
Das Anlage- und Beratungsgeschäft soll perspektivisch ein deutlich größeres Gewicht bekommen. Bis 2027 soll das betreute Depotvolumen auf 25 Milliarden Euro ausgeweitet werden. Parallel will die Apobank ihre Marktführerschaft rund um Praxis- und Apothekengründungen weiter festigen und mehr Dienstleistungen anbieten, die die Kunden über das Bankgeschäft hinaus in ihrem beruflichen Alltag unterstützen.
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