Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) meldet sich zurück: Nachdem 2009 unter dem Strich ein dickes Minus von 283 Millionen Euro stand, sollen die Mitglieder für 2010 wieder eine Dividende bekommen. Trotz Milliardenabschreibung und Immobilienskandal, Mitgliederschwund und Bankenabgabe ist Bankchef Herbert Pfennig optimistisch, dass es wieder bergauf geht: „Wir fahren zwar immer noch auf der Schotterpiste, aber immerhin nicht mehr auf Felsbrocken.“ Obwohl die Finanzkrise noch immer nicht ausgestanden sei, habe man das vorrangige Ziel der Dividendenfähigkeit erreicht.
Im Zinsgeschäft - das sind Kundenkredite und die eigenen Finanzinstrumente - erwirtschaftete die Bank knapp 680 Millionen Euro, das sind 10 Prozent mehr als 2009. Der Provisionsüberschuss lag mit 127 Millionen Euro sogar 14 Prozent über Vorjahr; hier entwickelten sich Wertpapier- sowie Kredit- und Lebensversicherungsgeschäft positiv. Wegen der Licon-Affäre bei der Vermittlung von Immobilien war die Apobank im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten. Die Untersuchungen haben laut Pfennig aber gezeigt, dass nur drei leitende Vertriebsmitarbeiter in den Fall verwickelt waren. „Wir haben glücklicherweise keinen Flächenbrand.“
Wegen Umstrukturierungsarbeiten stieg der Verwaltungsaufwand um 7 Prozent auf 450 Millionen Euro: Die Apobank hatte ihre Vertriebsstruktur nach Licon neu geordnet und Maßnahmen zur Verbesserung der Compliance getroffen. Außerdem wird die IT ausgelagert. Wegen der Aufwendungen lag das Ergebnis vor Abschreibungen mit 341 Millionen Euro rund 7 Prozent über Vorjahr.
Noch einmal mussten 2010 bei den Finanzinstrumenten 202 Millionen Euro abgeschrieben werden; insgesamt hat die Apobank seit der Finanzkrise 1,2 Milliarden Euro abgeschrieben, drei Viertel davon endgültig. Die Risikovorsorge im Kundengeschäft sank um ein Drittel auf 70 Millionen Euro; im Vorjahr hatten der Apobank Ausfälle von 40 Millionen Euro bei Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) Probleme gemacht. In diesem Jahr schlugen Abschreibungen bei solchen Großkunden mit 25 Millionen Euro zu Buche, was einer Quote von etwa 1 Prozent entspricht. Dagegen lagen bei den Privatkunden die Ausfälle bei ein Promille.
Dennoch kommt die Apobank laut Pfennig nicht umhin, sich weiter bei größeren Versorgungseinheiten zu engagieren, zumal dieser Bereich an Bedeutung gewinne: „Wir müssen hier dieselbe Expertise entwickeln wie im Bereich der Privatkunden.“ Allerdings stünden für die Apobank solche Strukturen im Vordergrund, die tatsächlich von Heilberuflern getragen würden.
Finanziell steht die Apobank deutlich besser da als noch vor einem Jahr. Die Eigenkapitalquote befindet sich wieder im grünen Bereich, zuletzt hatten die Versorgungswerke der Apobank mit stillen Einlagen über 200 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Außerdem hat die Apobank ihr Anlageportfolio weiter bereinigt: Das Volumen der Finanzinstrumente sank von 15 auf 12 Milliarden Euro, davon entfielen 4,2 Milliarden Euro auf strukturierte Finanzprodukte. Um den Bereich, der der Bank die größten Probleme gemacht hatte und der auf 2,5 Milliarden Euro abgeschmolzen werden soll, kümmern sich jetzt externe Manager.
Aus dem Gewinn von 53,4 Millionen Euro soll in diesem Jahr eine Dividende von 4 Prozent ausgeschüttet werden. Davon profitieren allerdings weniger Ärzte, Zahnärzte und Apotheker: Die Zahl der Mitglieder sank 2010 um 1300 auf knapp 100.000. „Für diese Entwicklung war die anhaltend negative Nachrichtenlage maßgeblich. Wir glauben aber, dass sich der Trend umkehrt“, so Pfennig.
Die Zahl der Kunden legte tatsächlich schon um 4,2 Prozent auf 347.000 zu. Mit den neu eröffneten Niederlassungen will die Apobank nun verstärkt auch angestellte Heilberufler gewinnen und sich, jenseits des Kreditgeschäfts, als ganzheitlicher Finanzdienstleister auch im Bereich der Vermögensbildung positionieren.
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