Arzneimittel unterliegen auch durch den Onlineversand zunehmend denselben Gesetzmäßigkeiten wie alle anderen Handelswaren, Geiz-ist-geil-Mentalität inklusive. Ein Unternehmer, der jahrelang das Affiliate-Marketing von Apo-Discounter geleitet hat, hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht: Unter der Domain Apo-Gutschein.net entsteht eine Mischung aus Orientierungsportal und Groupon für Arzneimittel.
10 Prozent Neukunden-Rabatt bei Medpex, 15 Euro bei Aliva oder eine kostenlose Kühlmaske für die Augen von Vitalsana: Auf Apo-Gutschein.net können Verbraucher suchen, wo er wie viel bei Arzneimittelbestellungen sparen will. Die Seite ist seit einem knappen Jahr online und wächst seitdem sukzessive, rund 70 Online-Apotheken sind bei ihr gelistet.
Dahinter steht Frederick Melford Pittard aus Oberhausen. 2019 hat er sich selbstständig gemacht und bietet Marketingdienstleistungen an. „Die Seite ist ein Nebenprojekt von mir“, sagt er. Vor der Selbstständigkeit hatte er bei der E-Commerce-Agentur Tradeers gearbeitet und dort nach eigenen Angaben bis Ende 2018 über sechs Jahre das Affiliate-Marketing von Apo-Discounter geleitet. „Von daher kenne ich die Zahlen und Strukturen im Online-Apotheken-Bereich“, sagt er. Die Seite sei jedoch vollkommen unabhängig von Apo-Discounter.
Das Geschäftsmodell ist klassisches Affiliate-Marketing: Löst ein Kunde über seine Seite einen Gutschein bei einer Online-Apotheke ein, erhält Pittard eine Provision. Riesige Summen wirft das bisher nicht ab, aber „das Projekt wächst und wächst“, beteuert er. „Im Moment vermitteln wir im Monat rund 3000 Klicks an die Partnerapotheken.“ Das generiere einen dreistelleigen Eurobetrag, Ziel sei zumindest ein vierstelliger Betrag. Und das Potenzial dafür sieht er: „Die reale Nachfrage nach Online-Apotheken-Gutscheinen ist sehr viel höher.“
Allerdings sieht sich Pittard gegenüber anderen Gutschein-Portalen benachteiligt. Von denen gibt es viele, nach seiner Aussage aber keines, das sich so spezifisch auf Online-Apotheken konzentriert. Große Seiten wie Groupon sind aber schon aufgrund ihrer Besucherzahlen bei Google viel besser platziert – obwohl sie ein kleineres Angebot hätten als er. „Allgemeine Spargutschein-Portale haben zwar den Vorteil, dass sie durch ihre Größe weiter oben ranken, bei denen gibt es aber nur die 10 bis 15 großen Apotheken mit Affiliate-Programm“, erklärt er. „Bei mir hingegen sind es über 70.“
Die Seite bietet jedoch nicht nur Spargutscheine für Online-Apotheken, sondern auch ein Preisvergleichsportal für Arzneimittel, in dem Verbraucher nach Pittards Angaben bei 80.000 Arzneimitteln Preisvergleiche durchführen können. Die Funktion hat er nicht selbst programmiert, sondern verlinkt auf das Preisvergleichsportal Idealo.de und verdient dabei auf Cost-per-Click-Basis (CPC). Die Vergleichsfunktion für Arzneimittel sieht er als enorm nützlich: „Die Preise für manche Medikamente variieren zum Teil erheblich, teilweise um den Faktor 3“, erklärt er.
Außerdem würden viele Seiten mit Dynamic Pricing arbeiten. Je nachdem, von wo der Nutzer auf die Seite einsteigt, werden ihm andere Preise angezeigt. Kommt er beispielsweise von einem Vergleichsportal wie Idealo auf die Seite einer Online-Apotheke, wird ihm ein günstiger Preis angeboten, als wenn er direkt auf die Seite geht. „Da ist man als Kunde nicht gut bedient, wenn man die Preise nicht vergleicht“, so Pittard. Zusätzlich zu den bisherigen Funktionen arbeitet Pittard mittlerweile am Ausbau seiner Seite: Ein eigener Blog soll mehr Leute anlocken. „Die Monetarisierung funktioniert durch die Gurtscheine, aber auf Dauer lässt sich so ein Portal nur über Mehrwerte für die Verbraucher rechtfertigen“, sagt er.
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