Seit einem Jahr haben die Betreiber von Apo-Discounter den Rx-Bereich ins Visier genommen – und eigens dafür einen Ableger in den Niederlanden gegründet. Pech, dass Rx-Boni nur wenige Monate nach dem Start verboten wurden. Daher hofft Firmenchef Helmut Fritsch nun auf das E-Rezept – und ein bisschen auf Amazon. Für die Apotheke vor Ort hat der 62-Jährige, immerhin selbst Pharmazeut, nicht allzu viel Optimismus übrig.
Normalerweise liest man in der Presse wenig über Apo-Discounter, doch dem Handelsblatt hat Fritsch jetzt für einen längeren Beitrag Rede und Antwort gestanden. „Das E-Rezept ist ein Game-Changer“, wird er zitiert. Er glaube, dass Apologistics – die Firma hinter Apo-Discounter – schon in drei bis fünf Jahren auf einen Rx-Anteil von 10 Prozent kommen könne: „Wir erwarten, dass wir als Apologistics perspektivisch zwischen 25 und 45 Prozent E-Rezept-Kunden haben werden und damit in etwa Werte wie Doc Morris und Shop-Apotheke erreichen.“
In Zahlen: Derzeit erwirtschaftet Apologistics mit 250 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro, mittelfristig sollen es 500 Millionen Euro sein. Auch wenn Zur Rose und Shop-Apotheke am Kapitalmarkt sind und ganz andere Finanzierungsmöglichkeiten haben, die sie auch für Zukäufe genutzt haben, gibt Fritsch sich selbstbewusst: „Wir sind die Nummer 3 am Markt und die meisten Mitbewerber damit hinter uns.“
Einen zweistelligen Millionenbetrag will Fritsch laut Handelsblatt in die Technologie investieren – weitere Details nennt der Beitrag nicht. Doch schon mit dem Bau des neuen Logistikzentrums in Duiven habe er einen Branchenstandard gesetzt: 20.000 Quadratmeter groß, vollautomatisiert und „mit neuester Technologie“, wie es im Beitrag heißt: Fritsch nicht ohne Stolz sagt. „'Wir sind die einzige Online-Apotheke in Europa, bei der Roboter die Produkte aus den Wannen picken.“
Dass er dafür einen Investor an Bord holen musste, der mittlerweile die Mehrheit hält, war laut Fritsch alternativlos: Solche Summen über Kredite zu finanzieren, sei kaum machbar, wird er zitiert: „Die meisten deutschen Banken sind moderner Technologie gegenüber kaum aufgeschlossen und würden wohl eher noch in Quelle investieren.“
Fritsch ist optimistisch, dass sich der Schritt über die Grenze gelohnt hat – auch wenn er künftig keine Rabatte auf Rezept mehr gewähren darf. „Ich glaube, dass die Kunden allein schon aus Gründen der Einfachheit und Flexibilität das E-Rezept eher online einlösen werden“, so Fritsch gegenüber dem Handelsblatt.
Er geht sogar so weit zu sagen: „Nur die Hälfte der Apotheken wird überleben.“ Denn er glaubt nicht, dass die Apotheke vor Ort im Akutfall auf absehbare Zeit alternativlos ist: Im Raum Leipzig bietet sein Unternehmen laut Handelsblatt eine Expresslieferung bereits an, von Duiven aus könnte Apologistics dann perspektivisch etwa Kunden in den Großstädten im Ruhrgebiet noch am Tag der Bestellung beliefern.
Das „Aufbäumen der deutschlandweit mehr als 19.000 stationären Apotheken gegen die Online-Lösungen“ könne nicht ewig so weitergehen: „Die alte Apothekenlobby kämpft unter dem Vorbehalt, nur sie könne die flächendeckende Versorgung mit Arzneien in Deutschland aufrechterhalten“, lässt sich Fritsch zitieren. Dabei hätten auch die Offizin-Apotheken den gleichen Antrieb wie er: wirtschaftlichen Erfolg.
Und dann könnte es ja auch noch sein, dass Amazon irgendwann anklopfe. Der Konzern dürfe in Deutschland wegen des Fremdbesitzverbots keine Apotheke betreiben, in den Niederlanden aber schon. Dann könnte sich der zweite Standort doch noch als Glücksfall erweisen. „Wir würden mit Amazon sprechen, wenn sie anklopfen“, so Fritsch. Er halte es für möglich, dass das passieren könnte: „Amazon setzt auf skalierbare, effiziente, moderne Geschäftsmodelle – eben solche wie unseres.“
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