Apo-Discounter fragt bei Kunden ab, ob und unter welchen Umständen sie auch Rezepte einlösen würden. Außerdem erkundigt sich der Versender aus Leipzig nach der Konkurrenz und der nächsten Vor-Ort-Apotheke.
Auf ihrer Website führt die Versandapotheke derzeit eine Umfrage bei den Kunden durch, als Prämie winken drei iPads und 1000 Einkaufsgutscheine über 5 Euro. Zunächst will Apo-Discounter wissen, wie das Kaufverhalten ist, also in welchen Situationen und nach welchen Produkten gesucht wird und ob und für wen bereits eingekauft wurde. Danach werden die wichtigsten Kriterien abgefragt, die der Kunde an eine Versandapotheke hat.
Es folgt die Frage, ob dem Kunden bewusst sei, dass er auch Rezepte im Versandhandel einlösen könne, und ob er sich das – allgemein und auch speziell bei Apo-Discounter – vorstellen könne. Danach wird nach den Hauptgründen gefragt, warum man sein E-Rezept künftig lieber online als in der Apotheke vor Ort einreichen würde.
Auch über die Konkurrenz erkundigt sich Apo-Discounter. Welche Versandapotheken aus einer Liste von 15 Anbietern die Kunden kennen, bei welcher sie schon bestellt haben und zu welcher sie unter Umständen gewechselt sind, nachdem sie bei Apo-Discounter waren. Wie oft sie bei Apo-Discounter überhaupt bestellt haben, warum sie gegebenenfalls unzufrieden waren und ob und unter welchen Umständen sie dem Versender eine zweite Chance geben würden. Aber auch was gut lief und was auf keinen Fall passieren darf, will Apo-Discounter wissen. Was die Lieferzeit angeht, gibt es mit mehr als fünf und mehr als sieben Tagen gleich zwei Auswahlmöglichkeiten. Außerdem wird das eigene Bonusprogramm angesprochen.
Schließlich wird gefragt, welche sonstigen Services die Kunden gerne in Anspruch nehmen würden, unter anderem Video-Sprechstunden. Außerdem wird gefragt, was Apps von Versandapotheken können müssten und welche Angebote im Newsletter zu finden sein sollten. Ganz zum Schluss will Apo-Discounter wissen, wie weit die nächste Apotheke vor Ort entfernt ist.
Am Mittwoch verschickte Apo-Discounter außerdem ein Mailing an seine Kunden mit dem Betreff: „Mit Grippostad C nehmen Viren & Bakterien Reißaus“. Die reißerische Aussage wurde im Newsletter nicht noch einmal aufgegriffen. Dort wurde für die Grippostad-Familie geworben: „Hochsaison für Viren & Bakterien! Doch wir haben da was für Sie: Bei Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen und Reizhusten hilft Grippostad C von Stada schnell und zuverlässig. Das Präparat wirkt fiebersenkend, mindert den Reizhusten und lässt die Nasenschleimhaut abschwellen. Das enthaltene Coffein verstärkt die schmerzlindernde Wirkung des Paracetamols. Vitamin C bringt das Immunsystem wieder in Schwung!“
Bei Stada kennt man die Formulierung nach Angaben einer Sprecherin nicht: „Banner und Headline wurden von unserem Versandhandelspartner selbstständig konzipiert und umgesetzt und nicht mit uns abgestimmt. Das ist jedoch nicht ungewöhnlich, da die inhaltliche Gestaltung solcher Arten von Kampagnen häufiger ohne unser Zutun ausgespielt werden.“
Am selben Tag verschickte Apo-Discounter übrigens einen weiteren Newsletter: „+++ Keine Chance für Covid-19 +++ Mit uns gegen Corona +++“, lautete der Betreff. „Mit uns geben Sie Corona keine Chance“, war weiter zu lesen. „Covid-19 beherrscht unseren Alltag seit Monaten. „Doch: Bitte werden Sie jetzt nicht Corona-müde!“ Nach dem Hinweis auf die AHA-Regeln und dem Appell, wenn möglich besser zu Hause zu bleiben, folgt die Werbebotschaft: „Bei uns können Sie übrigens auch weiterhin sicher, bequem und einfach online bestellen. Auf unserer Corona-Webseite finden Sie wichtige Produkte wie Masken, Einmalhandschuhe und Nahrungsergänzungsmittel & Informationen rund um Covid-19.“
Am Ende des Mailings folgt – anders als beim Grippostad-Newsletter – der Hinweis auf den Rezeptbonus von bis zu 30 Euro. Verlinkt wird auf das Angebot des „Partners“ Apo.com – das ist die Schwesterfirma in den Niederlanden. Auch auf der Startseite wird das Angebot nach wie vor beworben – hier kann man als Nutzer leicht übersehen, dass man gerade den Anbieter wechselt. Offenbar ist bislang niemand erfolgreich gegen diese Aufmachung vorgegangen.
Apo-Discounter gehört zur Apotheke im Paunsdorf-Center in Leipzig von Kirsten Fritsch. Unter der Leitung ihre Mannes Helmut Fritsch, der die Apotheke im Kaufpark Eiche bei Berlin 2017 aufgegeben hat, wickelt Apologistics Teile des operativen Geschäfts für Apo-Discounter ab und hält außerdem die Marken- und Domainrechte. In den Niederlanden gehört der Apothekenbetrieb direkt zur Gruppe; die Kapitalgesellschaft kann die Umsätze direkt konsolidieren.
Beide Firmen gehören zu einer Holding, an der die Familie um Tobias Hagenmeyer, ehemals Eigentümer des Getriebebauers Getrag, aktuell 65 Prozent hält. Mit 35 Prozent ist über eine Holding in der Schweiz die Familie von Gründer Helmut Fritsch beteiligt.
In den Anfängen von Apo-Discounter 2004 wurden rund 50 Aufträge pro Tag manuell bearbeitet. Später wurden Automaten angeschafft, 2007 wurde das Versandgeschäft ausgelagert: In Markkleeberg am anderen Ende von Leipzig wurde das riesige Logistikzentrum eröffnet. Die neue Niederlassung in Duiven ist, was Größe, Investment und Kapazität angeht, dreimal so groß wie die bisherige in Leipzig: Im Gewerbegebiet Centerpoort-Noord, direkt an der A12 und in der Nähe des größten DHL-Standorts in Europa gelegen, hatte sich die Firma eine Halle mit einer Gesamtfläche von rund 20.000 Quadratmetern gesichert.
2017 hatte Apo-Discounter Internetseite und Kundenstamm des Konkurrenten Medipolis aus Jena übernommen. 2018 folgte mit der Deutschen Internet Apotheke (DIA) der zweite Versender innerhalb kurzer Zeit. Später wurde außerdem das Versandgeschäft von Juvalis und Apolux übernommen. Apo-Discounter ist außerdem unter Apo.com, Apotheke-online.de und Versandapo.de zu erreichen. Apo-Discounter.pl richtet sich an eine polnische Klientel, Cn.apo.com an chinesische Kundschaft. Verkauft werden Produkte auch über Amazon und Ebay. Bereits 2010 wurde Apo-Discounter außerdem zur offiziellen Lidl-Partnerapotheke.
APOTHEKE ADHOC Debatte