Die Durchsuchungen des Kartellamts bei verschiedenen Apothekerverbänden gehen einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zufolge auf Beschwerden aus zwei Gehe-Niederlassungen zurück. Das Blatt beruft sich in seiner Freitagsausgabe auf Informationen aus Branchenkreisen. Einem Gehe-Sprecher zufolge sei das Eingreifen des Kartellamts „keine Überraschung“ gewesen. Die Nervosität wächst: Sollten sich die Informationen bestätigen, könnte dies Beobachtern zufolge für die Apotheker einer erneuten Kriegserklärung durch ihren Zulieferer gleichkommen.
Nach der Übernahme von DocMorris hätten Wettbewerber die Verärgerung vieler Apotheker genutzt, um Gehe Kunden abzujagen, so die FAZ weiter. Es habe eine regelrechte Außendienst-Offensive gegeben, kommt ein Marktkenner zu Wort. Die FAZ geht von Umsatzeinbußen für Gehe von rund 20 Prozent aus, von denen vor allem genossenschaftliche und private Großhändler profitiert hätten. Der Gehe-Sprecher bestätigte, dass die Umsätze unter der DocMorris-Übernahme „gelitten“ hätten. Celesio wolle die „im erwarteten Rahmen“ gebliebenen Verluste binnen eines Jahres ausgleichen.
"Die Welt" zitiert Kartellamts-Sprecher Markus Zeise, Grund für die Durchsuchungen seien "Hinweise aus dem Markt" gewesen. Der potenzielle Schaden liege im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Gehe-Sprecher Michael Brinkert bestätige, dass Gehe das Engagement des Mutterkonzerns Celesio bei DocMorris negativ zu spüren bekomme. Die Marktsituation sei schwieriger geworden, die Umsätze seien leicht zurückgegangen. Einige Apotheker würden wohl aus Protest gegen DocMorris nicht mehr bei Gehe bestellen. Dies habe man aber erwartet.
Brinkert zufolge hat das Kartellamt "vor einiger Zeit" Kontakt zu Gehe aufgenommen. Er wollte aber nicht von einem Boykott sprechen. Der Vorsitzende des Großhandelsverbandes Phagro, Thomas Trümper, erklärte, das Kartellamt habe seit jeher den Pharmagroßhandel im Visier.
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