Drei Wochen ist es her, dass Celesio, Phoenix und die Sanacorp ihre Anteile an der Anzag an Alliance Boots verkauft haben. Jetzt wird um Kunden gerangelt. Nachdem die Noweda - immerhin der einzig verbliebene deutsche Großaktionär - Ende Oktober gezielt Anzag-Kunden angeschrieben hat, schießen die Frankfurter jetzt scharf zurück.
„Bestimmt auch zu Ihrer Verwunderung, vielleicht sogar zu Ihrer Enttäuschung, wurde die Anzag mehrheitlich von Alliance Boots übernommen“, schrieben Noweda-Chef Wilfried Hollmann und sein Vertriebsleiter Lars Horstmann an Anzag-Kunden. „Erstmals wird damit ein ausländischer Großhändler, der zugleich Betreiber von Apothekenketten ist, im deutschen Markt aktiv.“ Gleichzeitig wurde der Besuch des Gebietsleiters angekündigt.
Bei der Anzag folgte in dieser Woche der Gegenangriff: Gleich der gesamte Vorstand wandte sich schriftlich an die Apotheken, um „einige Sachverhalte klar zu stellen“. Erzählt wird über die Geschichte der Anzag und den sukzessiven Ausstieg der Genossenschaften. „Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung, die freiwillig und ohne äußere Zwänge erfolgte, erscheint es uns schon recht eigenartig, dass aus dem genossenschaftlichen Apothekenlager nun Klage darüber geführt wird, dass Anzag zu einem Großkonzern gehöre.“
Aus Sicht des Anzag-Vorstands sollen „unbegründete Ängste“ geschürt werden: Die Angst vor einem Großkonzern sei berechtigt, wenn Einzelunternehmer ohne jegliche Alternative abhängig von ihm seien. Diese Situation bestehe für die Apotheker in Deutschland allerdings in keiner Weise: „Ohne Bedenken können sie die Vorteile ihrer Großhändler nutzen, die mit internationalen Kontakten starke Leistungen bringen. Alternativen gibt es immer, Abhängigkeiten niemals.“
Zum Schluss folgt noch die Breitseite in Richtung Noweda: „Vorauseilende Schwarzmalerei kann auch ein Zeichen von Angst sein und ausgerechnet diejenigen, die am lautesten rufen, haben die heutige Entwicklung bewusst und ohne Not eingeleitet. Wenn die Bedenken wirklich so groß sind, muss man sich schon die Frage nach dem verantwortlichen unternehmerischen Handeln stellen. Für Noweda gilt der alte Spruch: 'Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.'“
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