Trotz deutlich verbesserter Ertragslage schüttet die Andreae-Noris Zahn AG (Anzag) in diesem Jahr keine Dividende aus. Mit der anstehenden Veränderung der Eigentümerstruktur hat dies laut Konzernchef Dr. Thomas Trümper nichts zu tun - sondern mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG). Bei erwarteten Gewinneinbußen von bis zu 30 Millionen Euro stellt der Frankfurter Pharmagroßhändler 10 Millionen Euro in die Rücklagen ein und trägt den kompletten Bilanzgewinn von 11 Millionen Euro auf neue Rechnung vor. Allerdings soll auch eine neue Niederlassung gebaut werden.
Die Anzag sieht sich nicht in der Lage, die Belastungen aus dem AMNOG alleine zu schultern, sondern wird diese „an die Apotheken durchreichen müssen“, kündigte Trümper an. „Dieselbe Leistung zum selben Preis wird nicht mehr möglich sein“, so der Konzernchef.
Allerdings werden laut Trümper nicht alle Apotheken gleichermaßen betroffen sein. Die individuellen Verhandlungen will man bei der Anzag bis zum Jahresende abgeschlossen haben. Trümper räumt aber ein, dass dies aufgrund der Komplexität und des immensen Aufwands schwierig werden könnte. „Mit einem Gespräch ist es nicht getan.“
Nach wie vor hat man bei der Anzag verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Abschöpfung der Rabatte über das Gesamtsegment, eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht komme aber vermutlich nicht in Frage, so Trümper.
Im Ende August abgelaufenen Geschäftsjahr wuchs die Anzag in Deutschland mit einem Umsatz von 3,8 Milliarden Euro (+5,4 Prozent) zwar unter Markt (6,2 Prozent), dafür stieg das operative Ergebnis (EBIT) um 52 Prozent auf 40 Millionen Euro.
Auch im Ausland lief es gut: Die Umsätze der rumänischen Farmexpert, an der die Anzag seit 2006 60 Prozent der Anteile hält, stiegen um 26 Prozent auf 233 Millionen Euro. In Litauen setzte die Anzag-Tochter Armila wie im Vorjahr rund 64 Millionen Euro um, im Juni steigerte die Anzag ihren Anteil von 92 auf 99 Prozent.
Die kroatische Oktalpharma, an der die Anzag mit 49 Prozent beteiligt ist, steigerte den Umsatz gegenüber dem Vorjahr leicht auf 187 Millionen Euro. Rumänien und Litauen steuerten ein EBIT von 15,8 Millionen Euro (+72 Prozent) bei, vor allem den Beitrag aus der Schwarzmeerrepublik bezeichnete Trümper als „sehr zufriedenstellend“.
Insgesamt stieg der Konzernumsatz um 7 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Das EBIT wuchs um 55 Prozent auf 54,4 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss liegt mit 30,5 Millionen Euro fast doppelt so hoch wie im Vorjahr (16,6 Millionen Euro).
Für 2011 erwartet Trümper einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro (+3 Prozent), allerdings wird der Ertrag voraussichtlich unter dem von 2010 liegen. Trotzdem plant die ANZAG den Bau einer weiteren Niederlassung - der neue Standort soll noch im Dezember verraten werden. Die weitere Entwicklung könnte allerdings bald nur noch den neuen Eigentümer aus Großbritannien interessieren: Alliance Boots hatte in dieser Woche auch den verbliebenen Aktionären ein Übernahmeangebot vorgelegt.
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