Anzag greift nach Birkle-Apotheken Patrick Hollstein, 01.07.2009 08:36 Uhr
Der Frankfurter Großhändler Andreae-Noris Zahn AG (Anzag) kooperiert künftig mit dem Systemanbieter Sympateam des Standortentwicklers Joachim Birkle aus dem baden-württembergischen Beilstein. Wie das Unternehmen mitteilte, ist ein Joint-Venture geplant, an dem die Anzag 60 Prozent und Sympateam 40 Prozent der Anteile hält. Das neue Unternehmen soll den Namen „Vitasco“ tragen und jene Marketingdienstleistungen erbringen, die derzeit über Sympateam laufen.
Die Anzag hofft offenbar, die rund 50 Apotheken für die hauseigene Apothekenkooperation Vivesco zu gewinnen, die derzeit unter der allerdings wenig profilierten Marke „Apotheke fürs Leben“ firmieren. Einen Teil der Apotheken hatte Birkle vor zwei Jahren bei seinem Weggang von der Kohl-Tochter Avie „mitgenommen“, um für sie nach dem Streit mit seinem ehemaligen Partner „ein neues Zuhause“ zu suchen.
Aus dem für das erste Halbjahr 2008 geplanten Eintritt in eine „stärkere Kooperation“ wurde nichts; möglicherweise wollten der selbst ernannte „Erfinder des Apotheken-Franchise“ und der Konzern aber auch den Ausgang des EuGH-Verfahrens abwarten. „Beide Seiten hatten keine Eile“, so Birkle gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Tatsächlich hätte der ehemalige Anzag-Vertriebsleiter unter anderen Bedingungen ein interessantes Paket mit in die Ehe bringen können: Birkle beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit der Gründung und dem Betrieb von Apotheken; über Untermietverhältnisse sowie Leasingverträge und wechselseitige Kreditverpflichtungen bindet er dabei offenbar erfolgreich seine Apotheker eng an sich. Rund 50 Mietverträge hält Birkle eigenen Angaben zufolge heute.
Bei der Anzag versicherte man, dass man an diesen vertraglichen Konstruktionen nicht interessiert sei, sondern die Apotheken lediglich unter das Markendach von Vivesco bringen wolle. Anzag-Chef Dr. Thomas Trümper erklärte, dass die Kunden „unabhängige Einzelunternehmen mit einem individuellen Marktauftritt“ seien, die weiterhin von ihren bisherigen Ansprechpartnern betreut würden, jetzt aber Leistungen und Services von Vivesco optional buchen könnten.
Auch Birkle bestätigte, dass der Zusammenschluss nur unter der Bedingung zustande gekommen sei, dass keine Mietverträge in die neue Firma eingebracht werden. Das Geschäft mit Standorten will der Unternehmer daher in Eigenregie fortführen, zumal die Anzag an dem Thema aus politischen Gründen nicht interessiert sei.
Möglicherweise können die Partner aber auch in dieser Hinsicht profitieren: Ein ehemaliges Standort-Projekt des Frankfurter Großhändlers wird derzeit keine 40 Kilometer vom Sympateam-Sitz abgewickelt - von einem Gewährsmann Birkles. Die kurzen Wege könnten sich auszahlen, und vielleicht hat die Anzag ja genau den Partner gefunden, den sie gesucht hat. Einige der neueren Sympateam-Apotheken stammen bereits aus den ehemaligen Anzag-Beständen.