Für viele Deutsche liegt die zweite Impfung bereits mehrere Monate zurück. Bislang ist nicht klar, wie schnell der Impfschutz absinkt. Mal wird von sechs Monaten, mal von über einem Jahr gesprochen. Einige Menschen befürchten aufgrund von Dauermedikation oder Grunderkrankungen, gar keinen Impfschutz aufgebaut zu haben. Apotheken könnten den Betroffenen mittels Antikörpertest Gewissheit geben. Ein Überblick über die Möglichkeiten.
Bislang bezogen sich die Point-of-Care-Tests in der Apotheke auf Antigen-Schnelltests. In den kommenden Wochen könnten neue patientennahe Dienstleistungen in den Fokus rücken: Antikörper-Schnelltests zur Überprüfung des aktuellen Titers. Einige Apotheken sind schon dabei, andere überlegen noch, sich ein entsprechendes Gerät anzuschaffen. Auch für Antigen-Schnelltests könnten mobile Geräte eine neue Lösung sein.
Antikörpertests gelten als umstritten. Insbesondere zu Beginn der Pandemie wurde der Markt mit ungenauen, zum Teil nicht validierten Antikörpertests geflutet. Mittlerweile werden zuverlässigere Lösungen angeboten. Neulinge in der Apotheke könnten kleine mobile Geräte zur Antikörperbestimmung werden. Mit der Größe einer Rezepturwaage finden diese Geräte in jeder Beratungsecke ihren Platz. Vor dem Kauf sollten Apothekerin oder Apotheker sich natürlich über das verwendete Testverfahren informieren um sicher zu gehen, dass das Gerät genaue Ergebnisse (Sensitivität und Spezifität) ausgibt. Mittels Blut aus der Fingerbeere kann der Antikörpertiter bei den meisten Anbietern innerhalb von 15 Minuten bestimmt werden.
Auch Wepa bietet mit dem MLab ein kompaktes Gerät zur an. Das mobile Gerät kann in der Rezeptur zur quantitativen Bestimmung innerhalb der Defekturprüfung eingesetzt werden, aber auch in der Beratungsecke zur Antikörperbestimmung. Wenige Wochen nach dem Verkaufsstart hat sich der Hersteller allerdings dazu entschieden, die Funktion der Antikörperbestimmung bis zur weiteren rechtlichen Klärung einzustellen.
Für einige Apotheken könnten mobile Geräte mit direktem Ausdruck der Ergebnisse die beste Lösung sein. So können die Kund:innen direkt etwas Schriftliches mitnehmen. Solch einen Ausdruck liefert beispielsweise das „Mini-Labor“ von VitaLab. Im Anschluss der Testung wird ein Bericht mit Name, Alter, Geschlecht, Probennummer, Testdatum und -zeit sowie dem ermittelten Antikörpertiter in der Einheit BAU/ml bereitgestellt. Um den Kund:innen eine Einschätzung des ermittelten Wertes geben zu können, kann die einfache Regel „Je höher der Wert der neutralisierende Antikörper, desto höher der Schutz gegen eine Infektion mit Sars-CoV-2“ angewendet werden. Ob eine Impfauffrischung nötig ist, kann von Apotheker:innen und PTA nicht beurteilt werden. Bei niedrigen Werten sollte der/die Kund:in an den impfenden Arzt/die impfende Ärztin verwiesen werden.
Wer es noch kompakter möchte, kann auf ein Gerät in Würfelform setzen. Hier bieten mittlerweile mehrere Hersteller Lösungen an. Der InfectCheck Covid-19 NAb Schnelltest von Concile bestimmt, ob eine Person neutralisierende Antikörper (NAb) im Blut aufweist. Hierfür wird zunächst ein Tropfen Kapillarblut auf eine Testkassette aufgetragen. Nach Ablauf von 15 Minuten wird der Laborwürfel über die Testkassette gelegt. Nun folgt die Messung. Binnen weniger Sekunden liegt das Ergebnis vor. Angegeben wird der Antikörpertiter in BAU/ml. Bei Werten unter 50 BAU/ml kann davon ausgegangen werden, dass kein Impfschutz/Immunschutz aufgebaut wurde, so der Richtwert des Herstellers.
Apotheken, die ihren Kund:innen zwar die Möglichkeit der Antikörpertiter-Überprüfung anbieten, sie jedoch nicht selber durchführen wollen, können auf Lösungen wie den AProof-Test zurückgreifen. Neben dem normalen Antikörpertest bietet der Hersteller Adversis Pharma mittlerweile auch einen Coronavirus-Impfstatus-Test an. Der AProof Duo testet laut Herstellerangaben, ob ein Impfschutz aufgebaut wurde und ob eine Infektion vorgelegen hat. Die Blutabnahme erfolgt zu Hause. Der/die Kund:in erwirbt in der Apotheke lediglich ein Testkit. Das mittels Lanzette aus der Fingerbeere entnommene Blut wird auf Pappe aufgetupft. Die Testkarte mit den getrockneten Blutstropfen wird eingesendet und im Labor geprüft. Einen Tag nach Probeneingang wird das Ergebnis online bereitgestellt.
Bei der Durchführung von Antigen- und Antikörper-Schnelltests fällt viel Abfall an. Dieser besteht vor allem aus verschiedenen Kunststoffen und Aluminium-Plastikverbindungen (Umverpackung Testkassette). Der Hersteller Protzek will dem Plastikmüll ein Ende setzen und hat einen umweltfreundlicheren Schnelltest auf den Markt gebracht. Mit dem GreenCheck Test wurde ein Test produziert, der weitestgehend auf Plastik verzichtet. Anstatt in Kunststoff ist der Test in eine Kartonagehülle gebettet. Laut Hersteller ist der Einsatz von nicht recyclebaren Rohstoffen beim GreenCheck Test um rund 90 Prozent reduziert.
Viele der mobilen Geräte eröffnen der Apotheke das Angebot zahlreicher weiterer Dienstleistungen. Neben Antigenen oder Antikörpern können auch Vitamin-D-Werte, andere Krankheitserreger, Drogen oder Medikamente nachgewiesen werden. Wer die Anschaffung eines Antikörpermessgerätes plant, sollte direkt nach weiteren Messoptionen fragen. Insbesondere die Bestimmung des Vitamin-D-Wertes spielt in der kalten Jahreszeit eine Rolle in der Offizin. Doch bislang dürfen Apotheken nicht alle Krankheitserreger nachweisen. Neben Sars-CoV-2 dürfen Apotheken auch Testungen auf HIV, Hepatitis-C und Treponema pallidum durchführen. Das Infektionsschutzgesetz definiert die Erreger, die mittels der Anwendung von In-vitro-Diagnostika unabhängig von der beruflichen Qualifikation nachgewiesen werden dürfen.
Auch Antigentests können mittels Geräts ausgewertet werden. Die Sensitivität und Spezifität ist höher als bei den bisher in der Apotheke verwendeten Antigen-Schnelltests. Bei den kostenlosen Bürgertests wird das Vorliegen von Antigenen allein durch eine optische Auswertung des chromatographischen Immunoassays vorgenommen. Sinnvoll sind diese Tests vor allem bei hoher Viruslast. Mobile Geräte können das Vorliegen von Antigenen sicherer bestimmen und beispielsweise falsch-positive Ergebnisse ausschließen.
Abbott bietet beispielsweise mit dem „ID Now“ ein Gerät zur schnellen qualitativen Antigenbestimmung an. Das Gerät wurde vom Robert Koch-Institut geprüft. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Sensitivität des ID Now vergleichbar mit der eines PCR-Tests ist. Falsch-positive Ergebnisse gab es keine. Das Gerät bietet den Vorteil, dass die Schnelligkeit eines konventionellen Schnelltests mit der Präzision einer molekulardiagnostischen Methode vereint wird. Der Nachweis basiert auf der sogenannten Nukleinsäureamplifikationstechnologie – das bedeutet, dass der Nachweis mittels Amplifikation von DNA, also einem enzymatischen Verfahren zum Öffnen der DNA-Stränge, erfolgt. Auch die Antigentest-Geräte können oftmals mehrere Krankheitserreger detektieren. So kann das ID Now Gerät auch das Vorliegen von Influenzaviren bestimmen.
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