Die Infektionszahlen gehen nicht zurück – die Todeszahlen steigen. Erste Auswertungen zeigen, dass ein Großteil der über 80-Jährigen eine Corona-Infektion bei stationärem Aufenthalt nicht überlebt. Um Weihnachten nicht zum Risiko zu machen, fordern die Hersteller der Antigen-Schnelltests jetzt Lockerungen bei der Abgabe und Anwendung. Das Unternehmen Nal von Minden appelliert an die Politik: „Würde die Bundesregierung solche Corona-Heimtests schnell zulassen, könnte das gefürchtete ‚Superspreader-Event‘ zu Weihnachten verhindert werden.“
Aktuell ist es nicht erlaubt, Antigen-Schnelltests an den Laien abzugeben. Die Durchführung muss von einem Arzt oder speziell geschultem medizinischem Personal durchgeführt werden. Auch in der Apotheke dürfen die Schnelltests zwar bestellt, aber nur an bestimmte Personengruppen abgegeben werden. Neben medizinischem Personal darf die Abgabe nun auch an folgende Gemeinschaftseinrichtungen erfolgen: Kindertageseinrichtungen und Kinderhorte, Kindertagespflege-Einrichtungen, Schulen und sonstige Ausbildungseinrichtungen, Heime und Ferienlager. Eine Abgabe an die breite Masse bleibt weiterhin verboten.
Doch gerade die Anwendung durch den Laien könnte laut dem Hersteller Nal von Minden dafür sorgen, dass die Infektionszahlen eine Woche nach Weihnachten nicht in die Höhe schnellen. So appelliert Nal von Minden an die Politik: „Würde die Bundesregierung solche Corona-Heimtests schnell zulassen, könnte das gefürchtete ‚Superspreader-Event‘ zu Weihnachten verhindert werden. Denn viele Menschen tragen das Corona-Virus in sich, ohne es zu wissen, da sie (noch) keine Symptome entwickelt haben. Aber schon zu diesem Zeitpunkt könnten sie andere Menschen anstecken.“
„Wir haben zurzeit viele Anfragen von Bürgern, die sehr gern unseren Corona-Schnelltest vor Weihnachten zu Hause machen möchten – vor allem, um ältere Verwandte wie die Großeltern vor Corona zu schützen“, sagt Geschäftsführer Roland Meißner. „Unser Schnelltest ist einfach anzuwenden und kann in 15 Minuten Klarheit bringen, ob man mit Corona infiziert ist oder nicht.“ In den Apotheken ist die Lage nicht anders: Bis zu 37 Prozent der Apotheker und PTA werden mehrmals pro Woche von Kunden auf die Schnelltests angesprochen. 10 Prozent sogar täglich.
Doch juristisch sind den Herstellern die Hände gebunden. Nal von Minden und anderen Anbietern ist es verboten, die Schnelltests an Privatleute zu verkaufen. Hagendorff weist darauf hin, dass eine Änderung der Abgaberegelung durchaus möglich sei: „Herr Spahn könnte eine Sonderregelung erlassen, damit der Corona-Schnelltest auch von den Bürgern zu Hause durchgeführt werden darf. Für die Lehrer hat er diese Diskussion kürzlich angestoßen. Diese sollten nun vor dem Unterricht selbst einen Schnelltest durchführen dürfen.“
Bereits im November wurde der sogenannte Arztvorbehalt gestrichen. Noch Ende Oktober erklärte das Bundgesundheitsministerium (BMG), dass diese Änderung nicht bedeute, dass jeder Laie Schnelltests durchführen dürfe. Durch die Aushebung des Arztvorbehaltes durften zunächst auch Gesundheits-, Kranken- sowie Kinderkrankenpfleger, Altenpfleger und Pflegefachkräfte und Notfallsanitäter solche Tests durchführen. Damals handelte es sich nur um eine Ergänzung, so die Sprecherin: Denn §5a IfSG sieht die Möglichkeit von heilkundlichen Tätigkeiten dieser Berufsgruppen bei einer nationalen epidemischen Lage von nationaler Tragweite bereits seit Längerem vor. Die durchführende Person muss aufgrund ihrer Kompetenzen fähig sein, die heilkundliche Tätigkeit – in diesem Fall einen Nasen-Rachen-Abstrich – vorzunehmen. Der Endverbraucher darf die In-vitro-Diagnostika somit weiterhin nicht anwenden.
Die Hersteller seien auf entsprechende Sonderregelungen seitens des BMG angewiesen, erklärt Hagendorff: „Ohne Sonderregelung des Gesundheitsministeriums würde es Monate dauern, bis ein Corona-Heimtest zugelassen wäre. Für eine offizielle Heimzulassung müssten wir zunächst eine Laienstudie durchführen. Hierfür müssten wir kooperierende Kliniken suchen. Die Gebrauchsanweisung müsste auch vereinfacht und eventuell auch die Art der Probenentnahme noch einmal nachgedacht werden. Vorstellbar wäre beispielsweise eine Spüllösung.
Alles zusammen würde mindestens ein Vierteljahr dauern, vermutlich noch länger.“ In den USA ist ein solcher Heimtest bereits auf dem Markt. „Diese neue Test-Möglichkeit ist ein wichtiger Diagnose-Fortschritt, um die Pandemie zu bekämpfen und die öffentliche Last der Krankheitsübertragung zu reduzieren“, sagte FDA-Chef Stephen Hahn. Der Test, der auf Erbgut des Erregers Sars-CoV-2 reagiert, sei im Hausgebrauch für Menschen ab 14 Jahren geeignet. Bei deutschen Experten stößt das Verfahren aus Skepsis – vor allem weil Laien die Proben entnehmen.
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