Darreichungsformen

Hersteller für Antibiotika-Schokolade gesucht Carolin Bauer, 09.01.2014 15:05 Uhr

Berlin - 

Aus der Not heraus hat Dr. Berthold Pohl eine neue Darreichungsform entwickelt: Der Münchener Apotheker hatte 2012 für seine kranke Tochter nach einer gut schmeckenden Antibiotika-Therapie gesucht. Denn das damals einjährige Mädchen spuckte alle Säfte wieder aus – nur nicht die von Pohl entwickelten Wirkstoff-Pralinen. Jetzt sucht der Apotheker einen Hersteller, der die süße Medizin auf den Markt bringt.

Ein halbes Jahr lang hat Pohl an der Entwicklung der Schoko-Pralinen gearbeitet. „Ich habe mir unter anderem Cefaclor angesehen, da der Wirkstoff thermisch und chemisch stabil und relativ geschmacksneutral ist“, sagt der Inhaber der Max-Weber-Platz-Apotheke in München. Auf die Idee ist seine Frau Julia gekommen.

Für die ersten Tests hat er die Schokolade bei einem Patisserie-Großhändler bestellt. Die Rohmasse wird geschmolzen, mit dem Wirkstoff vermischt und im Anschluss in die Pralinen-Rohlinge gefüllt. Die Schokokugeln kamen bei der Tochter so gut an, dass der Apotheker seine Idee schützen ließ. Die Erfindung betrifft einen „mundgerecht geformten Maskierungskörper zur dosierten wohlschmeckenden Verabreichung wenigstens eines Arzneimittels, insbesondere für Kinder“.

Pohl hat zwischenzeitlich weiter an der Herstellung unter anderem mit dem Wirkstoff Cefixim gearbeitet. Das Hobby im eigenen Labor in Lohn und Brot umzusetzen, ist für Pohl aber kein Thema: „Die Kombination der Lebensmittel- und Arzneimittelherstellung ist schwierig.“ Ein Knackpunkt: Die Schokolade sei nicht in pharmazeutischer Qualität erhältlich. Deshalb habe er seine Idee bei Firmen vorgestellt.

Doch die Industrie springt bislang nur verhalten auf die Wirkstoff-Pralinen an. „Ich habe zwischen 40 und 50 Unternehmen weltweit angesprochen“, sagt Pohl. Darunter seien die größten Generikahersteller. Den Firmen sei aber vor allem der Aufwand bei der Zulassung zu groß. Da es sich um eine neue Darreichungsform handele, müsse etwa eine pharmazeutische Entwicklung inklusive Stabilitätsprüfung durchgeführt werden.

Der Apotheker arbeitet dennoch weiter an der Markteinführung: Mittlerweile sei bewiesen, dass Cefaclor in Schokolade stabil sei, so Pohl. Auch in der Patientengruppe sieht er Potenzial, da bei Kindern eine Lücke für gut schmeckende Arzneiformen bestehe.

Die nächste Chance für Pohl steht bereits an: Ende des Monats will er einen mittelständischen Hersteller von den Wirkstoff-Pralinen überzeugen.