Chinesisches Anti-Spionage-Gesetz

Antibiotika, Schmerzmittel: Noweda warnt vor Engpässen Nadine Tröbitscher, 15.07.2024 13:48 Uhr

Die Noweda warnt vor möglichen Lieferengpässen bei Arzneimitteln, deren Ursache das chinesische Anti-Spionage-Gesetz sein kann. Foto: Noweda
Berlin - 

China hat sein Spionage-Abwehrgesetz angepasst und verschärft. Der Einfluss der Veränderungen ist weitreichend und könnte auch die Lieferbarkeit von Arzneimitteln beeinflussen. Der Grund: GMP-Inspekteur:innen wollen nicht riskieren, bei ihren Audits festgenommen zu werden, weil sie Informationen beschafft haben. Jetzt warnt die Noweda vor möglichen Lieferengpässen.

Die Pharmaunternehmen benötigen ein sogenanntes GMP-Zertifikat (Good Manufacturing Practice). Dieses ist in der Regel drei Jahre gültig und nötig, um Arzneimittel und Wirkstoffe nach Deutschland importieren zu dürfen. Herstellung und Produktion werden in regelmäßigen Abständen von deutschen GMP-Inspekteuren in den chinesischen Produktionsstätten überprüft. Und hier liegt das Problem.

Gefahr von Festnahmen

China hat im vergangenen Jahr das „Anti-Spionage-Gesetz“ verschärft und das ist schon jetzt spürbar. Denn mit dem Gesetz kann jede ausländische Informationsbeschaffung potenziell unter Strafe gestellt werden. Das bedeutet: Inspekteur:innen, die zum Audit nach China einreisen, müssten damit rechnen, von chinesischen Sicherheitsstellen festgenommen zu werden, so die Noweda.

Daher haben bereits erste Behörden, die für das Ausstellen der Zertifikate zuständig sind, ihre China-Besuche ausgesetzt. Die Folge: Die Importerlaubnis vieler Wirkstoffe und Arzneimittel ist bereits abgelaufen oder endet demnächst. Auch der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hatte im April auf mögliche Engpässe hingewiesen.

Zertifikate bereits abgelaufen

Weil 70 Prozent der generischen Wirkstoffe in China produziert werden, ist Deutschland massiv vom Reich der Mitte abhängig. Engpässe fürchtet die Noweda vor allem bei Schmerzmitteln und Antibiotika. Der Grund: Viele Pharmahersteller besitzen keine gültigen Einfuhrzertifikate mehr. „Wir stehen im engen Austausch mit den Aufsichtsbehörden und unseren Industriepartnern“, sagt Grit Brüninghold, verantwortlich für den strategischen Einkauf der Noweda. „Findet sich nicht schnell eine Lösung, müssen wir uns auf Lieferengpässe einstellen.“

Politik gefordert

Der vollversorgende Großhändler hat rund zwei Millionen Artikel auf Lager und garantiert eine zweiwöchige Verfügbarkeit für jedes Arzneimittel. Das kann jedoch nur eingehalten werden, wenn die Arzneimittel auch lieferbar sind. „Wir als Genossenschaft tun alles, damit Patientinnen und Patienten über die Apotheken zuverlässig und schnell ihre benötigten Medikamente erhalten“, sagt Dr. Michael Kuck, Noweda-Vorstandsvorsitzender, und sendet einen Appell. „Aufsichtsbehörden und Politik müssen eine unbürokratische und schnelle Lösung finden, damit wir unseren Versorgungsauftrag auch in den nächsten Wochen und Monaten vollumfänglich erfüllen können.“