Wärmepflaster

Angelini kauft Thermacare

, Uhr
Berlin -

Thermacare wird verkauft – und zwar an Angelini. Der italienische Hersteller hat gerade erst Boxagrippal und Heumann-Tee übernommen und schickt sich an, einer der führenden OTC-Anbieter in Deutschland zu werden.

Thermacare wird verkauft, weil Pfizer seine OTC-Sparte in ein Joint Venture mit GlaxoSmithKline (GSK) einbringen will. Weil die beiden Konzerne im Bereich der Schmerzmittel zur äußerlichen Anwendung mit Voltaren bereits einen Top-Seller im Portfolio haben, stimmte die EU-Kommission dem Deal nur unter der Maßgabe zu, dass Thermacare abgegeben wird.

Mit Angelini ist nun offenbar ein Käufer gefunden, beim Kartellamt wurde die Übernahme bereits angemeldet. Der italienische Hersteller ist seit 2013 mit der Marke Tantum verde in deutschen Apotheken vertreten; damals war der Wirkstoff Benzydamin aus der Rezeptpflicht entlassen worden. Allerdings haben nach dem Patentablauf 2017 verschiedene Firmen Konkurrenzprodukte auf den Markt gebracht, darunter Klosterfrau und TAD. Laut Insight Health kommt Angelini auf einen Umsatz von rund 16 Millionen Euro (AVP). Zum Sortiment gehören auch Tantum natura mit Propolis und die Vaginalspülung Tantum rosa sowie Acutil und Importal.

Erst im August übernahm Angelini für 47 Millionen Euro von Sanofi die Marken für Boxagrippal und Heumann-Tee. Die Produktakquisition soll sowohl das OTC-Geschäft als auch die Präsenz von Angelini in Deutschland und Österreich stärken.

Mit Thermacare stößt Angelini in eine ganz neue Dimension vor: Die Wärmepflaster kommen laut Insight Health auf Erlöse von knapp 60 Millionen Euro. Die Marke wurde 2004 eingeführt; neben der flexiblen Variante gibt es die Wärmeauflagen in weiteren Formaten: gegen Nacken-, Schulter- und Armschmerzen sowie gegen Rückenschmerzen. Seit April 2015 gibt es außerdem Wärmepflaster speziell für Regelschmerzen. 2014 brachte Pfizer außerdem ein Thermacare-Schmerzgel auf den Markt.

Die Wärme in den Pflastern entsteht durch die Reaktion von Eisenpulver mit Luftsauerstoff und wird durch Membranen sowie den Zusatz von Aktivkohle, Salz und Wasser gesteuert („kontrollierte Oxidation“). Bis zum Ablauf des Verfallsdatums garantiert der Hersteller eine Wärmeabgabe von circa 40 Grad Celsius für mindestens acht Stunden. Auch auf den Packungen wird auf dieses Alleinstellungsmerkmal abgehoben: „Frei von Arzneimittel-Wirkstoffen“, heißt es in Abgrenzung zu den Schmerzsalben und gängigen Wärmepflastern.

Allerdings wurden in den vergangenen Jahren Konkurrenzprodukte eingeführt, etwa von Beiersdorf oder Voltaren. Entsprechend musste Pfizer zuletzt um seinen Marktanteil kämpfen. Negativ auf das Geschäft wirkten sich auch der heiße Sommer und der milde Winter des vergangenen Jahres aus: Als Wärmepflaster folgt Thermacare denselben saisonalen Trends wie der Erkältungsmarkt.

Angelini ist ein privat geführtes Unternehmen, das 1919 in Italien gegründet wurde und rund 6000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Pharmasparte steuert die Hälfte des Gruppenumsatzes von 1,6 Milliarden Euro bei. Die Produkte werden in rund 70 Ländern vertrieben; das Unternehmen ist selbst in 15 Ländern tätig und beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter. Hierzulande gibt es keine Niederlassung, das Geschäft wird von Österreich aus gesteuert. Tomás Everard (Marketing) und Tobias Hempel (Sales) betreuen den Bereich.

GSK und Pfizer hatten kurz vor Weihnachten 2018 vereinbart, ihre OTC-Sparten in ein Gemeinschaftsunternehmen einzubringen. Unter dem Dach der neuen Firma finden sich Medikamente wie das Schmerzgel Voltaren und das Schmerzmittel Spalt. GSK soll an dem neuen Unternehmen 68 Prozent der Anteile halten. Ein Börsengang innerhalb von drei Jahren ist geplant.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
„Fokus auf Mengen“
Bayer plant OTC-Offensive
Veränderungen durch Skonto-Urteil
Direktbestellung oder Großhandelsbezug?
Anpassung der Produktinformation
Kein Diclo-Gel für Schwangere
Mehr aus Ressort
Versender zielt auf Chroniker
DocMorris bewirbt wieder Rx-Abo

APOTHEKE ADHOC Debatte