Cannabis Social Club Ganderkesee

Anbauverein: Erste legale Cannabis-Abgabe

, Uhr aktualisiert am 02.11.2024 09:33 Uhr
Ganderkesee -

Mitglieder eines Cannabis-Anbauvereins im niedersächsischen Landkreis Oldenburg können sich heute die ersten Portionen des Rauschmittels abholen. Nach Angaben des Cannabis Social Club Ganderkesee handelt es sich bundesweit um die erste legale Cannabis-Abgabe eines Anbauvereins seit der Teillegalisierung von Cannabis. Der Verein erwartet bis zu 100 Mitglieder, die vorab bezahlt haben. Pro Person wird bis zu 25 Gramm Cannabis ausgegeben. „Es ist der besondere Moment, auf den wir gewartet haben. Jedes Gramm, das wir jetzt abgeben, ist ein Gramm, das nicht auf dem Schwarzmarkt gekauft wird“, sagte eine Vereinssprecherin.

Seit Juli dürfen in Deutschland Cannabis-Anbauvereine für den gemeinschaftlichen Anbau und die Weitergabe von Cannabis zugelassen werden. Der Club in Ganderkesee war nach eigenen Angaben der erste Verein in Deutschland, der im Oktober eine legale Cannabis-Ernte durchführte. Nach Angaben einer Sprecherin des Bundesdrogenbeauftragten ist kein anderer Verein bekannt, der früher mit der Ernte begann. Aber: „Wir verfügen über keine offiziellen Informationen, wie die Genehmigungs- und Erntelage der einzelnen Anbauvereinigungen aussieht.“ Der Behörde sei bekannt, dass der Verein in Ganderkesee sehr weit fortgeschritten ist.

Mehr als 1.000 Menschen auf der Warteliste

Nach der Teillegalisierung von Cannabis sind nicht kommerzielle Anbauvereinigungen mit bis zu 500 Mitgliedern möglich. Der Cannabis Social Club Ganderkesee hat diese Zahl schnell erreicht. „Wir haben eine lange Warteliste von mittlerweile über 1.000 Leuten“, sagte die Sprecherin. Demnach ist es eine bunte Mischung von Menschen im Alter von 18 bis 76 Jahren.

„Das ist total spannend, wen man dort so kennenlernt“, sagte die Sprecherin, die nach eigenen Angaben selbst nicht kifft. „Wir haben einige im Kernteam, die noch nie Cannabis konsumiert haben“, berichtete sie. Im Verein engagiere sie sich gemeinsam mit Freunden. Es sei gut, den illegalen Cannabis-Markt einzudämmen.

Aufklärung über verantwortungsbewussten Konsum

In dem Club können Erwachsene Cannabis gemeinsam anbauen und untereinander zum Eigenkonsum abgeben. Dabei gibt es zahlreiche Auflagen – etwa für den Gesundheits- und Jugendschutz. „Es ist unser Ziel, nicht nur erstklassige Produkte zu liefern, sondern auch umfassend über die sichere und verantwortungsbewusste Nutzung von Cannabis aufzuklären“, schreibt der Vorsitzende des Vereins, Daniel Keune, auf der Homepage des Clubs. „Wir setzen uns dafür ein, das Bewusstsein für die Risiken und den richtigen Umgang mit Cannabis zu schärfen, um so einen positiven Beitrag zu einem gesünderen und sicheren Umgang in unserer Gesellschaft zu leisten.“

Nach der bundesweiten Regelung erhalten Mitglieder, die mindestens 21 Jahre alt sind, höchstens 25 Gramm Cannabis pro Tag und höchstens 50 Gramm Cannabis pro Monat zum Eigenkonsum. Für jüngere Erwachsene sind monatlich 30 Gramm mit maximal zehn Prozent des berauschenden Stoffes Tetrahydrocannabinol (THC) erlaubt.

In Ganderkesee wird über eine App festgehalten, welches Mitglied wie viel Cannabis bekommen hat. Über die App sollen die Mitglieder ihre Blüten auch vorab reservieren. „Wir wollen keine zu großen Lagerbestände in der Abgabestelle haben – aus Sicherheitsgründen“, erklärte die Sprecherin.

Anbau auf videoüberwachten Flächen

Die verschiedenen Cannabis-Sorten baut der Club auf vereinseigenen Flächen in der Region an. Der genaue Ort wird aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben und ist videoüberwacht. Um Cannabis zu erhalten, müssen Mitglieder ihr Mitgliedskonto ausfüllen.

Die Grundpreise für die verschiedenen Sorten liegen zwischen 8 und 12 Euro pro Gramm, wie der Verein auf seiner Homepage mitteilt. Je nach Höhe und Regelmäßigkeit der Beiträge bekommen Mitglieder ein Extra-Guthaben, das den Gramm-Preis reduziert. Von Freitag (8. November) an geben Vereinsmitglieder Cannabis an vier Tagen pro Woche zu festen Zeiten ab.

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